Gleich fünf neue Pistolen stellte Steyr Arms am 1. und 2. September offiziell mehreren internationalen Pressevertretern, darunter auch das Team von all4shooters.com, vor. Die Präsentation der neuen Steyr-Pistolen erfolgte mit mit Unterstützung von Polenar Tactical Mitarbeitern auf dem Lynx Pro Tactical Schießstand in Slowenien. Diese Lokalität ist in letzter Zeit durch den von Polenar organisierten Lynx Brutality-Wettbewerb bekannt geworden und obwohl die Örtlichkeit perfekt für eine solche Premiere geeignet ist, scheint auch die Wahl Sloweniens kein Zufall zu sein. Die tschechische RSBC Investment Group, die Steyr Arms im Jahr 2024 übernommen hat, ist auch Eigentümerin von Arex Defence – und die neuen ATd- und ATc-Handfeuerwaffen tragen neben dem markanten Steyr-Logo, das auf den Schlitten eingraviert ist, auch den Namen Arex. Die Produktion und das Design der ATd/ATc sind das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen den beiden Herstellern.

Der Name der Serie ist ein Akronym: "AT" steht für Austria und "d" für Defense, um den professionellen Einsatzzweck dieser Serie zu betonen, während das "c" für Competition, also für die eher sportlichen Varianten, steht. Sehr geheimnisvoll ging es im Vorfeld dieser Markteinführung zu – als wir die Einladung erhielten, wurden nur die Namen der Waffen bekannt gegeben.
Präsentation: Die neuen Ganzmetallpistolen Steyr Arms ATd und ATc

Was nach einer kurzen Ansprache von Projektleiter Niels Kirchhoff präsentiert wurde, ist nichts weniger als ein Paradigmenwechsel: Nach gut 30 Jahren Hype um Polymergriffstücke und den Trend zu reinen Schlagbolzenschlössern, teilweise mit vorgespannten Systemen, kehrt Steyr bewusst zur klassischen Ganzmetallbauweise zurück – oder eben wieder vorausschauend – zum klassischen Design mit Aluminiumgriffstücken für die Dienstwaffen, während die Sportmodelle komplett in Stainless Steel ausgeführt werden. Alle Waffen verwenden außenliegende Schlagstücke und sind derzeit nur in 9 mm Luger erhältlich. Zudem sind die fünf neuen Modelle optics ready. Bei den Abzügen ist im Prinzip alles möglich, vom konventionellen DA/SA- bis zum reinen SA-only-System.

Die professionellen Modelle heißen ATd Compact und ATd Compact Comp, identische Waffen mit Alu-Griffstück mit Ausnahme des kompensierten 4"-Laufs und des Schlittens.

Zu den Sportmodellen gehören die ATc Base 5" in blankbelassenem Edelstahl mit schwarzen Griffen – sehr auffällig und elegant – und das Duo ATc "Rock", identische Raceguns, die in den Laufversionen 5" und 6" erhältlich sind, mit getunten SAO-Abzügen, orangefarbenen Hi-Viz-Griffschalen und grauer PVD-Beschichtung.
Die Läufe der ATc-Serie kommen alle in heavy match grade. Ein umfangreiches Zubehör- und Tuningprogramm mit einer Auswahl an Griffen, austauschbaren Läufen und Abzügen, Optikmontagen und Kompensatoren für die Sportwaffen ist verfügbar.
Und für die Hardcore-Individualisierer sind 3D-Datenmodelle für die Griffe frei verfügbar, sodass es sogar möglich ist, sich einen individuellen Griff zu Hause auf einem 3D-Drucker herzustellen.

Äußere Ähnlichkeiten mit SIG Sauer sind nicht zufällig: Ehemalige SIG Sauer-Mitarbeiter aus Eckernförde sind im Management und der Entwicklung an der ATd/ATc beteiligt, und Steyr beweist, dass die gewohnte Qualität aus "Ecktown" kein Zufall war. Man könnte fast sagen, dass die ATc in ihrer "Rock"-Version mit 6" Lauflänge eine mehr als würdige X-Seven ist. Anhand der sehr aggressiven Preisgestaltung, die auf der Veranstaltung angekündigt wurde – ab 1.199,- Euro für die ATd Compact, inklusive zwei Magazinen und Zubehör. Mit diesem UVP ist diese Pistole übrigens auch schon beim deutschen Steyr-Importeur AKAH, der als Großhändler den hiesigen Fachhandel versorgt, gelistet.

Völlig ungewohnt in der Quasi-Evolution der "226/228er-Serie" aus Österreich ist die manuelle Sicherung im M1911-Stil, die es zusätzlich zum Entspannhebel bei den Duty-Modellen gibt. Der große Vorteil ist, dass er bei der Bedienung überhaupt nicht stört und sich ergonomisch in die Griffschalen einfügt, als wäre er gar nicht da. Wer mit der 228 vertraut ist, muss sich hier nicht umgewöhnen. Die ATc bietet keinen separaten Entspannhebel, aber bei der Basis-Version fungiert der Sicherungshebel auch als Entspannfunktion, wenn man etwas mehr Kraft nach oben aufwendet.

Im Vergleich zu herkömmlichen Holsterpistolen fühlt sich die ATc/ATd gefühlt jedoch überraschend niedrig an, was in erster Linie auf den höheren, beidseitigen Magazinauslöser zurückzuführen ist, der es dem Schützen ermöglicht, etwas höher zu greifen. Dies verbessert nicht nur die Rückstoßkontrolle, sondern sorgt auch für einen ergonomischeren Abzug.
Die Waffen kommen mit 18-Schuss-Magazinen (verlängerte 20-Schuss-Magazine sind ebenfalls erhältlich). Die Pistole ließ sich problemlos schnell und rhythmisch schießen. Auf Wunsch kann es sich der Schütze hier mit dem kompensierten und portierten Lauf des Modells ATd noch einfacher machen, die Pistole im Schuss zu kontrollieren.


Die Sportversionen bestechen durch ihre extrem engen Passungen. Das "Wackeln", das bei manchen Sportpistolen der Konkurrenz durch großzügige Toleranzen im Spiel von Verschluss und Griffstück verursacht wird, ist bei den Newcomern aus Österreich nicht zu finden, was letztlich auf die Optimierung der Produktionsprozesse zurückzuführen ist.
Wie schießen die neuen Selbstladepistolen Steyr ATc und ATd?

Ein einfacher Test mit der ATd zeigte, was die Pistolen in der Praxis leisten können: Eine Zigarette in 15 Meter Entfernung, drei Schüsse, Zigarette getroffen. Für eine Dienstpistole, die bewusst größere Toleranzen hat, um auch im Sand oder Dreck zuverlässig zu funktionieren, ist das ein erstaunlich präzises Ergebnis.

Der Rückstoß der ATd ist etwas härter als erwartet, aufgrund der Metallgriffstücke, die nicht "nachgeben", aber extrem kontrollierbar in jeder Situation sind. Der Abzug ist ausgezeichnet, bricht wie Glas nach einem kurzen, sauberen und glatten Weg im SA-Modus, und einem längeren, aber immer noch sehr glatten Weg im DA-Betrieb.

Ein erster Test mit der einzigen auf dem Schießstand verfügbaren Patrone, dem Klon einer 9-mm-Militär-FMJ-Laborierung (Ergebnisse siehe oben auf den Fotos) sowohl mit der ATd, in der standardmäßigen, nicht kompensierten Version, als auch mit der ATc, in der 5"-Rock-Version auf 15 Meter entfernte Zielscheiben, aus der Hand geschossen mit beiden Augen offen und jeweils 10 Schuss in schneller Schussfolge, spricht eindeutig für die Präzision der neuen Pistolen.

Dass ein Hersteller gegen den aktuellen Trend zum möglichst preisgünstigen Polymerrahmen auch bei Dienstpistolen zu den bewährten "Wondernines" zurückkehrt, ist im Prinzip schon etwas Ungewöhnliches.
Für Nutzer, die täglich eine Waffe tragen müssen, können Polymerrahmen in der Tat eine angenehme Alternative sein, aber für die meisten zivilen Nutzer, die eine solche Pistole kaufen, stellt sich dieses Bequemlichkeitsproblem eher selten.
Und selbst für professionelle Waffenträger war die Auswahl in den letzten Jahren relativ begrenzt, wenn man die Nachteile von Kunststoff nicht in Kauf nehmen wollte. So gesehen klaffte hier eine Marktlücke, die Steyr nun mit hervorragenden Alternativen füllt.

Einordnung der neuen, in Deutschland via AKAH erhältlichen Ganzmetallpistolen Steyr ATd und Steyr ATc
Dass Steyr selbst vom Polymertrend Abstand nimmt, der mit der eigenen M-Serie als Konkurrent zu GLOCK vertreten wurde, zeugt von einem wohl als avantgardistisch zu verstehenden Umdenken, einer Rückbesinnung auf die großen Vorteile konventioneller Waffenkonstruktionen. Denn es ist sicher kein Zufall, dass Hersteller wie Beretta und CZ die Nische der Metallrahmen weiterhin besetzen. Mit Neuentwicklungen in diesen Markt einzusteigen, könnte für die Österreicher ein großer Coup sein. In einer Zeit, in der die meisten Hersteller nur noch eigene Interpretationen der GLOCK anbieten, ist dies eine ebenso mutige wie begründete Entscheidung.

Die Preise beginnen in Deutschland bei 1.199,- Euro für die ATd, und das teuerste Modell – die 6" ATc "Rock" – kostet 2.599,- Euro. Derzeit arbeiten wir an einem ausführlicheren Test mit verschiedenen Fabriklaborierungen. Den finden Sie dann, wie gewohnt, hier bei all4shooters.com!
Text von Franco Palamaro und Lars Winkelsdorf