Klassiker SMITH & WESSON M 27-1 im Detail

Über Geschmack lässt sich natürlich trefflich streiten, aber besonders in der abgebildeten Version mit mittellangem Fünf-Zoll-Lauf bildet der .357 Magnum / M 27 für viele Fans den schönsten Revolver, der je SMITH & WESSON‘s Werkhallen in Massachusetts verlassen hat:  

Die Auskehlung der linken Griffschale erleichterte das Nachladen per Speedloader. Davor sitzt der rautierte Trommelentriegler.

Die Waffe hat eine unverwechselbare Linienführung, sie kombiniert den mächtigen N-Rahmen mit einer einzigartigen Laufkontur und dem inzwischen für den Hersteller als typisch geltenden Griffprofil. Und all das in einer nachgerade herrlichen Verarbeitung mit tadellos sitzenden Target-Griffschalen aus Holz und mitternachtsblau schimmerndem Hochglanzfinish, wie es heute kaum noch eine Firma, sondern allenfalls ein sehr guter Tuner zuwege bringt.

Ästhetik ist das eine, Funktion das andere - und in der Praxis das Wichtigere. Auch bei diesem Aspekt war sich die Fachwelt vom Fleck weg einig: Dieser SMITH & WESSON funktionierte hervorragend. Verfügte über ein vorbildlich abgestimmtes Schloss. Besaß eine perfekte Balance, einen erstklassig justierten Abzug und das, was die Schützen spartanisch-knapp, aber voller Anerkennung so beschreiben:

Keine schlechte Empfehlung: Skeeter Skelton hielt den M 27 mit 5 Zoll-Lauf für die ideale „eine für alles“-Kurzwaffe schlechthin.

„Liegt klasse in der Hand“. Und natürlich traf der M 27 sehr präzise. Eine derart hohe Meinung vertrat unter anderem der bis heute in den USA legendäre Waffenautor Charles Allan Skelton (1928-88), besser bekannt unter seinem Spitznamen „Skeeter“. Er war nicht nur ein großer Fan der (stark geladenen) Patrone .44 Special, sondern auch des .357er Modells 27 mit fünfzölligem Lauf. Skeeter erklärte in einem seiner Artikel des Magazins „Gunworld“, warum gerade der fünfzöllige .357er mit seinem massiven N-Rahmen die beste Lösung sei, wenn man tatsächlich nur eine einzige Kurzwaffe sein Eigen nennen würde.


Dieser von seinen Fans längst als klasssisch-modern eingestufte Youngtimer hat aber natürlich eine Vorgeschichte. Und die begann gleich im ersten Versuch als Erfolg: SMITH & WESSON lancierte vor fast 80 Jahren den ersten Revolver im Kaliber .357 Magnum; das erste Exemplar erhielt FBI-Chef John Edgar Hoover am 4. April 1934 von der Firmenleitung überreicht. Und diese Modellreihe gibt es immer noch: Der Opa unter den Magnum-Kurzwaffen wird nach wie vor in Springfield produziert. Über die Jahrzehnte hinweg stoppte der Hersteller die Fertigung des heute als Modell 27 bekannten Revolvers nur für kurze Zeit. 

Ursprünglich hörte die Luxuswaffe schlicht auf den Namen „.357 Magnum“ und hat sich über den gesamten Fertigungszeitraum in ihren Basiskonfigurationen optisch kaum verändert. Seine - auch für Revolver aus dem Hause SMITH & WESSON - ganz eigene Silhouette wurde und wird im Wesentlichen durch den Lauf geprägt. Letzterer verjüngt sich zur Mündung hin leicht konisch und wirkt in Kombination mit dem kurzen Ejektorgehäuse und der dezenten Visierschiene noch heute modern. 

Rahmen wie Kimmenzunge erhielten ein feines Checkering.

Obwohl der Hersteller seit weit über 100 Jahren Revolver mit ausschwenkbarer Trommel fertigt, findet sich dieses Design nur an relativ wenigen Modellen. Etwa dem nahezu baugleichen Model 28 Highway Patrolman sowie einigen seltenen Targetmodellen, darunter die SMITH & WESSON -Revolvermodelle 23 oder 26. Das Markenzeichen dieser Ausführung besteht im feinen Checkering auf der Oberseite von Rahmen, Lauf, Kimmenzunge und Kornsockel. 

Das gerillte Rampenkorn war nur bis zur Lauflänge von 5 Zoll üblich.
Den Targethahn mit breitem Sporn gab es damals bei SMITH & WESSON als Option, üblicherweise kamen die Revolver damals mit einer schmaleren Tastfläche.
Die Raute um die Griffschraube verschwand erst gegen Ende der 1960er Jahre.


Das Rautenmuster sollte störende Lichtreflexe reduzieren und findet sich nur beim .357 Magnum / M 27. In erster Linie sieht es aber schick aus. Denn normalerweise genügt für den Reflexdämpfer-Effekt eine mattierte Oberfläche mit schlichten Längsrillen vollauf.

Ein Kind vieler Nummern

Der M 27 in all seinen Varianten und Fertigungsstufen hieß nicht immer so. Die Modellnummer erhielt er erst im Jahr 1957. Bis dahin begnügte sich die Drehpistole mit der Bezeichnung „.357 Magnum“. Sammler unterscheiden diese älteren Semester heute in drei Gruppen: Die „Registered Magnums“, die „Non Registered Magnums“ sowie das „Pre Model 27“. 

Die Kombination von konischem Lauf mit Ejektorgehäuse und Laufschiene ist typisch für den SMITH & WESSON M 27.
Die Variante M 27-1 fertigte SMITH & WESSON nicht einmal zwei Jahre lang. Die Modelllnummer 27 erhielt die Waffe erst 1957.

Bei den registierten Magnums war der Name Programm: Bis 1938 wurde die Detailausstattung noch genau auf die Wünsche des Käufers zugeschnitten. Der Kunde erhielt dann zusammen mit seiner Wunschwaffe ein vom Firmenpräsidenten höchstpersönlich (!) unterschriebenes Registrierungszertifikat samt eigenem Nummernbereich. Da die Fertigungskapazitäten für den Revolver nicht mit der Nachfrage Schritt halten konnten, verzichtete man ab 1938 auf die Registrierung und die Sondernummerierung des .357 Magnum. Bis zum vorübergehenden Produktionsstopp anno 1941 handelt es sich um „Non Registered Magnums“. 

Die Trommel des N-Rahmens erscheint für die Patrone .357 Magnum eigentlich überdimensioniert.
Dieser M27-1 wurde mit schmalen Abzugszüngel ausgeliefert.
Die großen Target-Griffe gehörten beim M 27 erst ab 1975 zur Standardausstattung.
Die Längsrillen im Rücken des Griffrahmens verbessern die Rutschfestigkeit nur geringfügig.

Nach dem II. Weltkrieg erhielt das Modell zwar keinen neuen Namen, dafür aber die (damals neue) automatische Hammersicherung bei diesen Exemplaren spricht man heute vom Pre Modell 27. Die frühen Modelle 27 („no dash“, ohne Zusatznummerierung) unterschieden sich von den           Pre-Versionen zunächst nur durch die Bezeichnung. Kurz darauf modifizierte man in Springfield aber die Befestigung der Seitenplatten: Man ersetzte deren oberste Halteschraube durch eine Nase, die direkt in den Rahmen eingreift. Deshalb existiert das Modell 27 „no dash“ als Vier- und als Fünfschraubenvariante. 

Der Revolver SMITH & WESSON M 27-1

Das abgebildete Modell 27-1 erhielt den Nummernzusatz, weil SMITH & WESSON damit bei den großen N-Rahmen den Wechsel auf eine nunmehr linksdrehende Ausstoßerstange dokumentierte. Bei den älteren Baureihen hatte der Hersteller noch auf ein rechtsdrehendes Gewinde für die Stange gesetzt. Diese löste sich aber gern beim regelmäßigen Schießen, und dieser Effekt verstärkte sich noch durch Magnum-Munition. 

Die Läufe wurden bis einschließlich des Modells M 27-2 noch via Stift in der Rahmenbrücke gesichert.

Der M 27-1 hielt sich aber als Modell nicht einmal zwei Jahre lang. Denn bereits 1962 folgte der M 27-2. Bei dem konnte SMITH & WESSON durch Änderungen an der Konstruktion des Zylinderstops auch die Schraube vorn im Abzugsbügel einsparen. Dieses Modell überlebte lange in den Firmenkatalogen, bis man Anfang der 1980er Jahre auch beim Luxusmodell 27 auf das Verstiften des Laufes im Rahmen sowie die versenkten Trommelbohrungen verzichtete - die Geburtsstunde des Modell 27-3. 

Inzwischen fertigt man in Massachussets weiter modernisierte M 27 - die aktuellen Versionen tragen aber bereits ein „-9“ hinter der Modellbezeichnung. Ob auch dieser M 27-9 ein solcher Klassiker werden wird wie der M 27-1? Fragen Sie doch in 50 Jahren bitte nochmal!


Die technischen Daten der SMITH & WESSON M 27-1 (5 Zoll-Lauf)

Modell:S & W M 27-1 (5")
Kaliber:.357 Magnum 
Kapazität:6 Patronen 
Maße (L x B x H)268 x 43 x 149 mm
Lauflänge:127 mm (5")
Visierlänge:172 mm
Trommelspalt:0,15 mm
Kimme:3,2 mm, Mikrometer 
Korn:3,4 mm, quergerillt
Abzugsgewicht:1.400 / 4.200 g (SA / DA)
Gewicht: 1.260 g

Ausführung: 1960 / 61 gebauter Revolver mit seitlich ausschwenkbarer Trommel und SA- / DA - Abzugssystem. Ganzstahlbauweise, hochglanzpoliert/brüniert. Nussbaum-Griffschalen von Typ Target. Target-Hahn. Voll verstellbare Visierung mit voll rautierter Waffenoberseite.