IPSC: European Steel Challenge 2014 in Holland

European Steel Challenge 2014
Nach dem pfeilschnellen KC Eusebio vom Team GLOCK belegte der ebenfalls aus den USA angereiste Topschütze Shane Coley oftmals den zweiten Rang in den unterschiedlichen Waffenklassen.

Doch Cees van Diepen konnte sich aufraffen und nicht zuletzt durch die Mithilfe von dem in IPSC/Action-Kreisen bestens bekannten Werner Pelzer wurde die 7. European Steel Challenge (ESC) 2014 doch noch Wirklichkeit. Nachdem die ersten fünf Ausgaben der ESC von Hans Wigger und seiner Frau Jolanda organisiert worden waren, übergaben sie das Match 2013 in die Hände von Cees van Diepen und Peter Schouwink. Doch leider erlag Peter Schouwink am 08. Oktober 2013 einem Krebsleiden und so war lange Zeit unklar, ob es angesichts dieses herben Verlustes überhaupt eine ESC 2014 geben sollte. Cees van Diepen fand aber letztlich die notwendige Kraft und trieb eiligst die Organisation des Matches voran. Wie eingangs erwähnt, fand er hierbei Unterstützung durch Werner Pelzer, der bereits in der Vergangenheit zahlreiche, gut besuchte Steel Challenge Veranstaltungen für den Bund Deutscher Sportschützen e.V. (BDS) in Philippsburg durchgeführt hatte.


ESC in den Niederlanden: Tafeln, der Ablauf und alle Regeln

Da in unserem Nachbarland leider geeignete Outdoor-Schießstände Mangelware sind, findet das Match seither auf der Raumschießanlage Jaspers im beschaulichen Winterswijk statt. Zwar ist die Anlage auch nach deutschen Maßstäben als großzügig zu bezeichnen, dennoch müssen aufgrund der bauartbedingten Besonderheiten die Übungen maßstäblich verkleinert werden; so sind sowohl die Zwischenabstände als auch die Entfernungen zu den Zielen geringer als beim amerikanischen Original. Zudem werden bei der ESC nur sechs statt sonst acht Übungen geschossen. 

European Steel Challenge 2014
ESC 2014: „Outer Limits“ ist die einzige Steel Challenge Übung, in der ein Positionswechsel vollzogen wird.

Eine weitere niederländische Eigenart sind Whiteboards (Tafeln, die mit Filzschreibern beschrieben werden können) auf jedem Stand mit Zeichnungen der jeweiligen Übung. Auf diesen markiert die Standaufsicht unmittelbar Fehlschüsse sowie Mehrfachtreffer und so werden unnötige Diskussionen bei der Auswertung vermieden. Hier noch einmal der Ablauf der European Dteel Challenge im Schnelldurchgang: Die aufgebauten Übungen „Smoke & Hope“, „Five to Go“, „Roundabout“, „Speed Option“ und „Accelerator“ werden jeweils 5 Mal hintereinander geschossen und die besten 4 Zeiten zu einer Gesamtzeit addiert. „Outer Limits“, die einzige Übung, die einen Positionswechsel verlangt, wird hingegen nur 4 Mal geschossen. 

Jede Übung besteht aus insgesamt 5 Stahlzielen, wobei ein Stahlziel als Stopplatte zwingend zuletzt beschossen werden muss. Als Ziele werden runde Stahlscheiben mit Durchmessern von 25 bzw. 30 cm und rechteckige Stahlscheiben in der Größe 40 x 60 cm verwendet. Alle verwendeten Ziele fallen nach einem Treffer nicht um; gezählt wird jeder erkennbare Treffer. Die Entfernung zu den Zielen beträgt 7 bis maximal 35 m. In den Zentralfeuer-Klassen wird mit geholsterter Waffe und den Händen über den Schultern („Surrender“-Position) gestartet; in der Kleinkaliber-Wertung wird anfängerfreundlich mit auf 45 Grad abgesenkter Waffe gestartet. Nachdem der Teilnehmer seine 4 bzw. 5 Durchgänge geschossen hat, werden die Stahlplatten für den nächsten Schützen mit einem neuen Anstrich versehen, so dass sich Treffer eindeutig zuordnen lassen.

ESC 2014: Unschlagbare US-Profis und deutsche Ausnahmetalente

Trotz der kurzen Anlaufphase für die diesjährige ESC war das Match innerhalb kürzester Zeit ausgebucht und mit insgesamt 196 Einzelstarts die Kapazitätsgrenze erreicht. Gewertet wurden die Klassen Open Pistol, Open Revolver, Open Rimfire, Standard Pistol, Standard Revolver und zum ersten Mal Standard Rimfire. Zahlenmäßig am stärksten vertreten war hierbei mit 79 Teilnehmern die Klasse Standard Pistol, bei der den Stahlplatten mit Pistolen beliebiger Lauflänge, ohne Mündungsbremsen oder ähnlichem und mechanischen Visierungen zu Leibe gerückt wird. 

European Steel Challenge 2014
Dynamische Dame: Die US-Amerikanerin Tori Nonaka vom GLOCK-Team bestimmte die Damenkategorien bei der ESC 2014.

Wie bereits im vergangen Jahr fand auch der amerikanische Profischütze und Steel Challenge Experte KC Eusebio wieder seinen Weg nach Holland. Doch er kam nicht alleine, begleitet wurde er von seiner Teamkollegin Tori Nonaka (beide schießen für das amerikanische GLOCK Werksteam) und dem Topschützen Shane Coley. Letztgenannter gewann unter anderem 2012 die amerikanischen USPSA Meisterschaften in der Open Division und ist Teil des Action Shooting Teams der U.S. Army Marksmen Unit, der auch mal KC Eusebio, Max Michel Jr. oder Travis Tomasie angehört hatten.

Mit Fug und Recht kann man die AMU also als wahre Meisterschmiede bezeichnen.

Die drei US-Profis gingen in den Klassen Standard Pistol, Open Pistol und Rimfire Open an den Start und niemand zweifelte ernsthaft daran, dass insbesondere Eusebio und Coley den Sieg unter sich ausmachen würden. 

Gerade wer Eusebio schon einmal live bei einem Steel Challenge Wettkampf beobachten konnte, wird gewusst haben, dass gegen ihn nur schwerlich ein Kraut gewachsen ist. Er verfügt über eine herausragende Hand-Augen-Koordination, eine schier unbeschreibliche Grundgeschwindigkeit und schießt absolut furchtlos. Seine Zielaufnahmen und Schwenks sind dabei zum Teil derart schnell, dass es fast unmöglich ist, die Zielabfolge nachzuvollziehen. Nur zwei kleine Beispiele: Bei der Übung „Smoke & Hope“ hat Eusebio mit der Kleinkaliberpistole eine Fabelzeit von 1,2 Sekunden und bei „Five to Go“ von 1,7 Sekunden geschossen! 

Aber auch Coley hat mit einem 4. Platz bei den U.S. Steel Nationals 2014 (hinter Max Michel Jr., Jerry Barnhart (!) und Doug Koenig) schon bewiesen, dass mit ihm nicht nur bei IPSC-Wettkämpfen zu rechnen ist. 

European Steel Challenge 2014
KC Eusebio (Team GLOCK, Mitte) schoss mit der KK-Pistole unglaubliche Fabelzeiten von 1,2 sowie 1,7 Sekunden in den beiden Steel Challenge Übungen „Smoke & Hope“ sowie „Five to go.“
European Steel Challenge 2014
KC Eusebio vom Team GLOCK schiesst hier mit der KK-Pistole

So kam es, wie es kommen musste - sowohl die Open Pistol, als auch die Standard Pistol und auch die Rimfire Open Wertung blieben fest in amerikanischer Hand. Hier siegte jeweils KC Eusebio vom TEAM GLOCK vor Shane Coley. Und auch Tori Nonaka tat es ihren amerikanischen Profi-Kollegen gleich. Denn sie gewann die Damenwertung in jeder Klasse, in der sie an den Start ging. 

In der Offenen Klasse blieben nur KC Eusebio mit 59,00 Sekunden und Coley mit 59,97 Sekunden unter der magischen Grenze von 60 Sekunden. Platz 3 und bester Europäer wurde Saul Kirsch mit einer Gesamtzeit von 61,73 Sekunden. 

Top 5 der European Steel Challenge 2014


Open

Platz Name Zeit (Sek.)
                                    1. KC Eusebio
59,00
                                    2.Shane Coley
59,97
                                    3.Saul Kirsch
61,73
                                    4.Lucien Rooijendijk
68,94
                                    5.Jan ter Borg
71,15

In der Standardklasse legte Eusebio mit 67,85 Sekunden eine wahre Fabelzeit hin und schoss gleich mal einen neuen europäischen Rekord. Mit 71,28 Sekunden folgte ihm Coley auf dem 2. Platz. Das Podium in der Standardklasse komplettierte schließlich Marijan Loch (der Verfasser dieses Artikels) vom SIG SAUER IPSC-Team, mit einer Zeit von 76,76 Sekunden. 

Top 5 der European Steel Challenge 2014


Standard


Platz 
Name 
Zeit (Sek.)
                                    1. 
KC Eusebio
67,85
                                    2.Shane Coley
71,28
                                    3.Marijan Loch
76,76
                                    4.Gregory Midgley
82,23
                                    5.Tino Schmidt
85,19
Top 5 der European Steel Challenge 2014


Revolver Offene Klasse

Platz 
Name 
Zeit (Sek.)
                                    1.Sascha Back
74,52
                                    2.Chi Hong Ho
79,94
                                    3.Jan ter Borg
81,08
                                    4.Harry ter Borg
84,38
                                    5.Herman Buunk
96,13
Top 5 der European Steel Challenge 2014


Revolver Standard Klasse


Platz 
Name 
Zeit (Sek.)
                                   1.Sascha Back
84,91
                                   2.Harry Ter Borg
96,26
                                   3.Chi Hong Ho
97,78
                                   4.Eric Cornelissen
106,00
                                   5.Martin van Geel
111,88

Ganze 45,29 Sekunden genügten Eusebio für seinen Sieg in der Open Rimfire. Die Plätze 2 und 3 gingen hier an Shane Coley (51,34 Sekunden) und Lucien Rooijendijk (55,57 Sekunden). 

Top 5 der European Steel Challenge 2014


Kleinkaliber Offene Klasse

Platz 
Name 
Zeit (Sek.)
                                   1.KC Eusebio
45,29
                                   2.Shane Coley
51,34
                                   3.Lucien Rooijendijk
55,57
                                   4.Marijan Loch
56,88
                                   5.Sascha Back
61,69

Die erstmals durchgeführte Standard Rimfire gewann Endre Laszlo (70,91 Sekunden) vor Marco Pedrano (76,16 Sekunden) und Martin van Geel (93,13 Sekunden). 

Top 5 der European Steel Challenge 2014


Kleinkaliber Standard Klasse

Platz 
Name 
Zeit (Sek.)
                                  1.Endre Laszlo
70,91
                                  2.Marco Pedrana
76,16
                                  3.Martin van Geel
93,13
                                  4.Arnoud Langerak
130,76
                                  5.Peter Pols
135,54

Dass Ausnahmeschützen nicht zwangsläufig aus den USA stammen müssen, bewies der deutsche Revolverzauberer Sascha Back. Dieser konnte souverän die Wertung in Open und Standard Revolver für sich entscheiden. Und das mit Zeiten, die auch so manchem Pistolenschützen gut zu Gesicht stehen würden. Seine Zeit von 74,52 Sekunden mit dem Open Revolver wäre für die Top 5 in der Open Pistol Wertung gut gewesen. Wie hoch diese Leistung zu bewerten ist, wird jeder wissen, der schon einmal versucht hat, schnell und präzise mit einem Double-Action Revolver zu schießen. Hut ab!


European Steel Challenge 2014: Siegerehrung mit Schweigeminute

Die Siegerehrung begann zu Ehren des verstorbenen Peter Schouwink mit einer Schweige-Minute, folgte aber ansonsten dem aus den Vorjahren bekannten Muster. Nach der Ehrung der schnellsten Dame wurde der schnellste (Zentralfeuer-)Schütze geehrt. Erstmals wurden hier zwei verschiedene Pokale verliehen. Einmal für den schnellsten Schützen in der offenen Wertung und dann noch für den schnellsten europäischen Schützen. Anschließend wurden die drei Erstplatzierten in den einzelnen Waffenklassen mit Medaillen, Pokalen und gesonderten Sachpreisen geehrt, gefolgt von der Ehrung der ersten drei Plätze in den Altersklassen sowie den Teamwertungen. 

Daraufhin wurden dann die übrigen Schützen nach der Reihenfolge ihrer Gesamtzeit zum Preistisch gerufen. Beim Verlassen des Preistisches wurden jedem Schützen noch Waffenpflegeprodukte von BRUNOX überreicht und alle Teilnehmer der Großkaliberdisziplinen (bei Vorliegen der entsprechenden Erwerbsberechtigung) erhielten zudem noch eine Dose NC-Treibladungspulver von VIHTAVOURI als Präsent. 

Alle Ergebnisse der European Steel Challenge 2014 finden Sie im Internet unter www.steelshoot.nl


Ein Dank an alle Sponsoren des European Steel Challenge 2014: