Die Auktion Nummer 106 von Hermann Historica fand am 4. und 5. November 2025 statt. Bereits im Vorfeld der Auktion hatten wir Ihnen hier schon einige Infos auf all4shooters.com zu den interessantesten Stücken und ihrem Startpreis gegeben. Dieser wurde einigen Fällen dann jedoch um ein paar Euro, in anderen jedoch um größere Summen überschritten.

So etwa bei der Pistole, die wir in dem oben erwähnten Vorabartikel zur Auktion seinerzeit auf dem Hauptbild gezeigt haben, nämlich der in Zella Mehlis hergestellten und fein gravierten Walther PP im Kaliber 7,65 mm Browning (Los 2680), die dem Münchner Polizeipräsidenten August Schneidhuber gehörte. Schneidhuber wurde am 30. Juni 1934 während der sogenannten "Nacht der langen Messer" im Rahmen der "Niederschlagung des Röhm-Putsches" durch die Nazis ermordet. Es ist eine Waffe, die einer historischen Figur gehörte und später Dr. Koller (Münchner Polizeipräsident von 1988 bis 2003) überreicht wurde. Darüber hinaus unterscheidet sie sich durch die technische Besonderheit eines dickeren Laufes von allen anderen Walther PPs und verbindet somit historischen Wert mit einer einzigartigen technischen Variation. Bei einem Startpreis von 5.000 Euro kam die Walther PP schließlich für 14.500 Euro unter den Hammer.
Aber fangen wir am Anfang an, mit einem der ersten Lose, dem mit der Nr. 2010, das perfekt das verkörpert, was seit Jahren das Fundament von Auktionen mit historischen Waffen bildet: das feine Jagdgewehr. In diesem Fall handelt es sich um ein Perkussionsgewehr im Kaliber 16 mit 73 cm langen Läufen aus Bernard-Damast, hergestellt von Anton Vinzent Lebeda in Prag, wo dieser Waffenbauer von 1797 bis 1857 tätig war. Als Büchsenmachermeister und ab 1852 offizieller k.k. Hofbüchsenfabrikant fertigte Lebeda zahlreiche Waffen für Kaiser Franz Joseph I.

Lebeda spezialisierte sich auf die Herstellung von kombinierten Jagdwaffen mit einem glatten und einem gezogenen Lauf, die nebeneinander (wie in diesem Fall) oder übereinander angeordnet werden konnten. Seitenplatten, Hähne, Läufe, Abzugsbügel und Patchbox zieren feine Gravuren mit zarten floralen Mustern und Tiermotiven. Der Schaft besteht aus lackiertem, hellem Nussbaumholz mit Fischhautverschneidungen und weist ein langgezogene deutsche Backe auf. Riemenbügel und Ladestock sind am Schaft respektive Lauf angebracht. Das Gewehr verfügt über einen Doppelabzug mit Rückstecher im vorderen Züngel. Der originale dunkle Holzkoffer beherbergt ein komplettes Zubehörsortiment wie etwa Locheisen, Kapselsetzer, Pulverflasche und -maße sowie Kugelzange. Das Innere des Koffer ist mit grünem Stoff ausgekleidet und mit passgenauen Fächern für die Waffen- und Zubehörteile versehen, im Deckel ist in Gold die Aufschrift "A.D. Lebeda k.k. landesbefugter Gewehrfabrikant in Prag" aufgeprägt. Der Startpreis lag bei 2.500 Euro, doch der Zuschlag erfolgte schließlich bei 7.400 Euro.
Los 2110 führt uns direkt über den Atlantik, in die Ära des Wilden Westens. Und es ist schwer, sich eine Waffe vorzustellen, die so exemplarisch für diese Epoche ist wie dieser Winchester Model 66 Unterhebelkarabiner im Kaliber .44 Henry, der sich in einem hervorragenden Zustand befindet. Anhand der Seriennummer 14731 lässt sich das Produktionsjahr 1866 ermitteln.

Der 20 Zoll lange Lauf und das röhrenförmige Magazin weisen eine leicht bräunliche und fleckige Oberfläche mit einer ansprechenden Patina auf. Die Unterhebelrepetierbüchse hat einen nummerngleichen, zweiteiligen Schaft aus lackiertem Nussbaumbaumholz und weist an der linke Seite des Vorderschafts einen kleinen Haarriss auf. Der Schaft wird von einer geschwungen Kolbenkappe abgeschlossen, die wie das Systemgehäuse aus Messing besteht. In der Kolbenkappe befindet sich eine Klappe mit einen Fach, das bei diesem Gewehr den originalen Putzstock enthält. Als die Winchester 66 auf den Markt kam, erhielt sie aufgrund der Farbe ihres polierten Messinggehäuses sofort den Spitznamen Yellow Boy und wurde zu einer Waffe, die ihren Teil zur Eroberung Nordamerikas beitrug. Ein originales Exemplar mit allen Teilen und in diesem Zustand zu finden, ist nicht einfach, und der glückliche Sammler, der sie mit nach Hause nahm, musste dafür stolze 14.500 Euro auf den Tisch legen.

Los 2136 führt uns zurück nach Deutschland, wo Sammler heiß auf Heckler & Koch-Pistolen sind, die in den 1970er und 1980er Jahren hergestellt wurden. Hier handelt es sich um eine halbautomatische H&K PSP im Kaliber 9 Luger, mit der Seriennummer 165 in der Originalschachtel. Die Pistole trägt deutsche Beschussmarken von 1978. Auf der linken Seite des Schlittens ist der Firmenname zweizeilig eingraviert, auf der rechten Seite die Angabe des Kalibers, die Seriennummer und der Beschussstempel. Die originale Hochglanzbrünierung ist komplett intakt, die Griffschalen bestehen aus schwarzem Kunststoff. In der originalen, nummerngleichen und nur leicht beschädigten Pappschachtel befinden sich die Anschussscheibe, Bedienungsanleitung, Werkzeug und Putzstock. Hinzu kommen fünf Ersatzmagazine. Zum Startpreis von 1.600 Euro angeboten, brachte diese interessante halbautomatische Pistole in fast neuwertigem Zustand den Hammer des Auktionators erst bei der beachtlichen Endsumme von 9.000 Euro zum Zuschlagen, mehr als das Vierfache des ursprünglichen Preises. Dies zeigt uns, dass das Sammelfieber für die H&K PSP und P7 zumindest in Deutschland immer noch vorhanden ist.
Das oben gezeigte Auftaktfoto zu diesem Auktionsbericht gehört zu Los 2276: Es handelt sich um einen Colt 1873 SAA Revolver der dritten Generation im Kaliber .45 Long Colt mit nicht übereinstimmenden Seriennummern, vollständig graviert von Meister Claus Willig.
Claus Willig ist der Erbe einer deutschen Graveur-Dynastie und hat sich im Laufe der Jahre auf die Verzierung von Revolvern spezialisiert, wobei er einige der begehrtesten "Unikate" für Sammler geschaffen hat. Der gesamte Revolver ist mit Gravuren von außergewöhnlicher Qualität bedeckt. Die Ranken fügen sich harmonisch in die Köpfe und Enden der Schrauben ein, der Modellname ist auf der linken Seite des Laufs in Gold eingelegt, ebenso wie alle Konturen der Trommel, des Rahmens und der Seiten des Hahns. Der bronzefarbene Abzugsbügel ist einheitlich graviert und trägt auf der Vorderseite die Signatur des Graveurs. Der Revolver wird begleitet von dem originalen Colt Holzbodenkoffer aus grünem Stoff, einem neuwertigen Colt SAA Holster aus braunem Leder mit der Aufschrift "American Sales & Mfg Co / Laredo, Texas" in einem Oval, "Hand-crafted / Made in USA" und "44 Cal". mit 24 Patronenschlaufen. Zum Los gehört auch das Buch von Horst Trigatti, "The American Legacy", Würzburg 2008, sowie weitere Bücher und Zeitschriftenartikel in deutscher Sprache, in dem vier von Claus Willig gravierte Revolver beschrieben sind. Bei einem Startpreis von EUR 5.800 wurde dieses spektakuläre Stück für EUR 6.200 versteigert.

Und um beim Thema gravierte amerikanische Pistolen zu bleiben, hier ein weiterer großer Klassiker in einer künstlerisch so veredelten Version: Los 2285 ist eine Colt MK IV Series 70 Selbstladepistole im Kaliber 9 mm Luger, graviert von Josef Widmann. Die Pistole hat die Seriennummer 70L08673 und einen spiegelblanken 5-Zoll-Lauf. Auf dem Lauf und dem Schlitten befinden sich Wiener Beschussstempel und die Importeursmarke Rohof ("ROH" in einem Oval). Die dreizeiligen Herstellerbezeichnungen auf der linken Seite des Schlittens sind in Gold eingelegt passen zu der erstklassig erhaltenen schwarzen Hochglanzbrünierung dieser Pistole. Hammer und Abzug sind hier ebenso vergoldet wie die Rampe des Korns, das von einer verstellbaren Kimme mit U-Ausschnitt ergänzt wird. Die linke der beiden Wurzelholzgriffschalen wartet mit einer Daumenauflage auf. Die gesamte Oberfläche der Pistole ist mit Blatt- und Rankengravuren von außergewöhnlicher Qualität verziert, ein Werk des österreichischen Meistergraveurs Josef Widmann aus Ferlach. Nachgravierte in Gold eingelegte Linien, auch rund um die Mündung, auf der Laufbuchse, der Sicherung und dem Abzugsbügel ergänzen die edle Anmutung dieser Colt-Pistole. Auf der Oberseite des Schlittens ist das goldtauschierte Monogramm "WK" zu finden. In diesem Fall wurde der gravierte Colt zum gleichen Startpreis von 4.800 Euro ersteigert.
Los 2632, das wir bereits im Vorbericht als potenzielles Highlight erwähnt haben, ist ein seltene Mauser Tankgewehr M1918 im Kaliber 13 x 92 R mit der Seriennummer 1290. Von dieser Waffe wurden fast 16.000 Exemplare produziert und sie war die erste Waffe, die speziell für die Bekämpfung gepanzerter Ziele entwickelt und gebaut wurde. Sie ist für die Munition 13 x 92 R ausgelegt. Dabei handelt es sich um eine Patrone mit einem rund 51,5 g schweren Vollmantelgeschoss mit einem Kern aus gehärtetem Stahl und einer Anfangsgeschwindigkeit von ca. 785 m/s. Die Waffe diente dazu, die Besatzung feindlicher Panzer zu treffen, indem sie deren leichte Panzerung durchschlug. Der Lauf des Mauser Tankgewehrs in der Auktion ist 98 cm lang und weist im Mündungsbereich leichte Korrosionsspuren auf. Auf dem Kopf der Systemhülse prangt die Mauser-Tonne über der Jahreszahl "1918". Auf dem Gewehr befinden sich verschiedene kaiserliche Abnahmemarken. Die originale Laufbrünierung ist gut erhalten, nur im hinteren Bereich etwas "verputzt", befindet sich aber ansonsten in gutem Zustand mit etwas Patina und Flecken. An der Waffe befindet sich das originale Stahlrohr-Zweibein, in sehr gutem Erhaltungszustand und ohne Korrosion. Die Gesamtlänge dieser interessanten Panzerbüchse beträgt 169 cm. Der Startpreis lag bei 10.500 Euro und es wurde nach einem engen Wettstreit zwischen den Käufern für 18.000 Euro zugeschlagen.

Wir schließen hier unsere Zusammenfassung der Auktion 106 ab und erinnern Sie daran, dass am 12. November 2025 die Auktion 107 "Historische und moderne Feuerwaffen" mit 1024 Losen, darunter Pistolen, Revolver, Gewehre und Karabiner, ausschließlich online stattfinden wird. Sie können sich den Katalog online ansehen, indem Sie diesem Link folgen.










