Alles bereit für die Hermann Historica Auktion Nr. 106: Antike und moderne Sammlerwaffen auf höchstem Niveau.

Die erste geplante November-Auktion von Hermann Historica trägt den Titel "Waffen, Rüstungen und antike Feuerwaffen", sie findet als Präsenzauktion am 4. November 2025 ab 10.00 Uhr in den Räumen des Auktionshauses in Grasbrunn bei München statt und hält, was sie mit 582 Losen verspricht: Wir werden nur zwei Lose in der Vorschau präsentieren, aber wir laden Sie natürlich ein, den prächtigen Online-Katalog durchzublättern und, warum auch nicht, die gedruckte Katalogversion zu bestellen, die es wert ist, in der Bibliothek eines jeden Liebhabers und Sammlers antiker Waffen zu stehen.

Ein feines Paar Radschlosspistolen im Kaliber 17,5 Millimeter, hergestellt in Suhl um 1570/80 (Los 1406).

Beginnen wir mit Los 1406, einem prächtigen Paar Radpistolen (Puffer), die in den 1570er/80er Jahren in Suhl hergestellt wurden. Die Läufe sind im Kaliber 17,5 mm mit doppelter Achtkant-/Rundform und leicht getrichterten Mündungen. Der Boden beider Läufe ist mit dem EK-Monogramm des offensichtlichen Laufherstellers graviert.  Die Hämmer sind innen gefedert. Abzugsbügel aus Eisen (einer der beiden fehlt). Der Schaft aus Nussbaumholz wurde mit gravierten Knochenplatten verziert, die Griffrückseite und der Knauf sind mit Punkten und Spiralen. Beide Pistolen haben beschädigte Vorderschäfte. Die Gesamtlänge beträgt 58 Zentimeter. Es handelt sich um ein seltenes Beispiel für archaische Pistolen von hoher Qualität in gutem Zustand, der aber durch eine angemessene Restaurierung noch verbessert werden kann. Sie stammen aus dem Nachlass einer Adelsfamilie in Süddeutschland. Der Startpreis ist mit 18.000 Euro  angesetzt.

Ein prächtiges Gewehr mit Steinbatterie von Jean Baptiste Laroche, Arkebusier von König Ludwig XV. (Los 1421) wird am 4. November ab 18.000 € versteigert.
Hinterschaft des Steinschlossgewehrs von Jean Baptiste Laroche, gebaut in Paris um 1750 (Los 1421).

Mit Los 1421 begeben wir uns an den französischen Hof in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein Gewehr mit Steinschloss von Jean Baptiste Laroche, dem Arkebusier von König Ludwig XV, ein bewundernswertes Beispiel für eine Luxuswaffe, die für die höchsten Schichten des Adels bestimmt war. Der Lauf hat ein Kaliber von 15,5 mm mit einem glatten Innenprofil. Das Außenprofil ist achteckig und an der Kammer fein geriffelt, um nach einem kurzen goldenen Zierband rund zu werden.

Das Visier ist von fein gravierten und mit Gold eingelegten Zierranken umgeben. Auf der Batterie befindet sich ein fein ziseliertes Dekor auf Goldgrund, das den mythologischen Schmied Vulkan und einen sitzenden Jungen darstellt. Auf dem Hahn befindet sich die Figur eines Reihers und die Signatur des Büchsenmachers (Laroche à Paris). Der Schaft ist aus schön gemasertem Nussbaumholz gefertigt und mit Silberfadeneinlagen verziert. Die Griffschalen sind aus Eisen, mit dreidimensionalen Gravuren verziert und auf Goldgrund ziseliert. Gesamtlänge 146,5 cm. Jean-Baptiste Laroche war von 1740 bis 1769 in Paris als Waffenschmied und Arkebusier des Königs tätig. Im Jahr 1743 erhielt er das königliche "Brevet du Logement" im Louvre, wo er bis zu seinem Tod lebte. Ein Paar Steinschlosspistolen, die er im Auftrag Ludwigs XV. anfertigte, befinden sich übrigens in der Sammlung des Victoria & Albert Museum in London (Zugangsnummer 2243 und A-1855). Der Startpreis für dieses echte Museumsstück und luxuriöse Gewehr, das nun versteigert wird, liegt bei 18.000 Euro.

Die Versteigerung von historischen und modernen Waffen bei Hermann Historica am 5. November 2025

Wir kommen nun zu der Auktion, auf die sich unsere Leser vermutlich am meisten freuen: Historische und moderne Waffen, die 724 Lose umfasst und am 5. November 2025 ebenfalls als Live-Auktion in Grasbrunn um 10 Uhr beginnt. Wie immer stellen wir Ihnen in unserer Vorschau nur einige der Waffen vor, die zur Versteigerung kommen werden.

Los 2130 ist ein Stück von außerordentlichem Interesse für Sammler von historisch wichtigen, halbautomatischen Pistolen. Es handelt sich nämlich um eine sehr seltene Bergmann Mod. 1896 No. 3 in der Target-Version mit der Seriennummer 461 im Kaliber 6,5 Bergmann. Der Lauf hat einen achteckigen Querschnitt und ist 185 Millimeter lang. Dieses Sondermodell ist mit einem verstellbaren Korn und einer Kimme ausgestattet und verfügt über einen Abzug mit Stecher. Die Bergmann 1896 hat kein abnehmbares Magazin, sondern wurde durch das Befüllen des fünfschüssigen Magazins von oben geladen. Die Brünierung dieses Exemplars, von dem nur sehr wenig bekannt ist, beträgt 98 Prozent. Die Griffe sind aus fein gerändeltem Nussbaumholz gefertigt. Die Waffe wird von einem wahrscheinlich nicht originalen Koffer begleitet, der einen Schraubenzieher und einen Putzstock enthält. Der Startpreis für diese archaische, aber raffinierte Pistole liegt bei 6.000 Euro.

Los 2130 in der Auktion Historische und moderne Waffen vom 5. November ist diese extrem seltene Bergmann Mod. 1896 Nr. 3 Pistole in der Target Version, mit einem Stecherabzug.
Los 2472 ist ein Webley & Scott Fosbery 1902 Automatikrevolver im Kaliber .455 Webley Auto.

Los 2472 ist ein großer Klassiker, der in einer erstklassigen Revolversammlung nicht fehlen darf. Es handelt sich nämlich um einen seltenen Webley & Scott Fosbery 1902 Revolver mit der Seriennummer 1566 und einem 152 Millimeter langen Lauf im Kaliber  .455 Webley Auto. Es handelt sich um einen Revolver mit einem aufklappbaren, verschiebbaren Rahmen, bei dem die Drehung des Zylinders durch den Rückstoß des Schusses ausgelöst wurde. Der Lauf trägt die Aufschrift "Army & Navy C.S.L." oder Army & Navy Co-operative Society Ltd, ein Großhändler, der hauptsächlich britische Armee- und Marineoffiziere belieferte. Obwohl er nie offiziell von der britischen Armee übernommen wurde, wurden einige Exemplare dieses Revolvers privat von Offizieren erworben, die sie in den Burenkriegen und im Ersten Weltkrieg führten. Insgesamt wurden zwischen 1901 und 1924 etwa 5.000 Exemplare hergestellt. Der Startpreis ist alles in allem angemessen: 3.800 Euro.

Eine schöne und erschwingliche historische Pistole: Los 2573 ist ein Colt Modell 1902 Militär 1915 halbautomatische in .38 ACP Kammern.

Eine gute Wahl für diejenigen, die mit dem Sammeln historischer Pistolen mit einem sehr interessanten, aber erschwinglichen Stück beginnen möchten, ist Los 2573, eine US-Militärpistole vom Typ Colt Modell 1902 aus dem Jahr 1915 im Kaliber .38 ACP mit einem 150-mm-Lauf. Es handelt sich um eine halbautomatische Pistole, die der Vorläufer der legendären Colt 1911 war, und dieses besondere Exemplar ist in ausgezeichnetem Zustand, obwohl es schon vor 110 Jahren hergestellt wurde. Sie verfügt über ein achtschüssiges Magazin. Die Seriennummer lautet 37704 und auf der linken Seite des Laufs befinden sich die internen Abnahmemarken "VP" und "1". Auf der linken Seite des Schlittens befindet sich die Aufschrift "Automatic Colt / Calibre 38 Rimless Smokeless". Die Griffschalen sind aus Hartgummi, in perfektem Zustand und zeigen den ikonischen "rampant colt" (das berühmte steigende Colt-Fohlen). An der Basis der Griffschale befindet sich der Fangring für einen Gurt, was die militärische Bestimmung dieses Exemplars bestätigt. Wie damals üblich, ist die Visierung sehr spartanisch: eine kleine, verstellbare Driftkerbe und ein Halbmondvisier. Der Startpreis für dieses Stück amerikanischer Pistolengeschichte beginnt bei 2.000 Euro.

Los 2632 ist ein seltenes Mauser Panzergewehr M1918 im Kaliber 13x92R, mit der Seriennummer 1290, nummerngleich bis auf den Verschluss und die Kimme (beide nummeriert '607'). Der Lauf ist 98 cm lang, mit leicht mattierter Seele; im Mündungsbereich leichte Korrosionsspuren. Fahnensicherung nicht funktionsfähig. Tangentiale Kimme mit U-förmiger Kerbung, skaliert von 1 bis 5, Blattvisier. An der Kammer finden sich das Mauser-Wappen über der Jahreszahl "1918" und diverse kaiserliche Abnahmemarken. Originale Laufbrünierung 90%, Verschlussende etwas verschlissen, sonst guter Zustand mit etwas Patina und Flecken. Guter Gesamtzustand, der durch eine ordentliche Reinigung verbessert werden kann. Das originale Stahlrohr-Zweibein kommt noch mit Originallackierung, in gutem Zustand, keine Korrosion. Die Gesamtlänge des Gewehrs beträgt stattliche 169 cm. Der Startpreis liegt bei 10.500 Euro.

Die deutsche Mauser Panzerabwehrbüchse M1918 im Kaliber 13x92R (Los 2362) und mit originalem Stativ. Der Startpreis beträgt EUR 10.500.

Los 2652 ist ein echtes Kuriosum, das zeigt, dass die Waffenkonstrukteure keinen Weg unversucht ließen, insbesondere in Kriegszeiten. Es handelt sich um eine unverwechselbare vierläufige Signalpistole im Kaliber 4 von Immanuel Meffert mit der Seriennummer 1944.

Eine seltene vierläufige Signalpistole im Kaliber 4 von Immanuel Meffert, die von der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg eingeführt wurde. Grundpreis 3500 Euro (Los 2652).

Der Abzug ist nur auf Double Action gestellt und jeder Zug am Abzug aktiviert den Schlagbolzen des nächsten Laufs, von oben nach unten. Der Mechanismus scheint noch korrekt zu funktionieren. Es handelt sich um eine Pistole von großem Wert und extremer Seltenheit; man geht davon aus, dass von den 2.500 Pistolen, die gegen Ende des Ersten Weltkriegs hergestellt wurden, heute nur noch 25 existieren. Ihre Herstellung wurde verschiedenen Herstellern anvertraut, aber die auf dem Lauf eingeprägten Initialen I.M. bestätigen, dass dieses Exemplar von Immanuel Meffert in Suhl gebaut wurde. Diese Waffe wird in Wolfgang Kerns Buch "Deutsche Leucht- und Signalpistolen" auf Seite 147 erwähnt. Die Meffert-Steinschlosspistole ist zu etwa 97 Prozent original erhalten und mit Nussbaumgriffschalen mit passender Seriennummer ausgestattet. Der Startpreis für diese Kuriosität liegt bei 3.500 Euro. 

Das Titelbild der Auktion 106 zeigt etwas Besonderes: Los 2680 ist eine halbautomatische Walther PP-Pistole im Kaliber 7,65 mm Browning, hergestellt in Zella-Mehlis und fein graviert. Und sie ist es wert, dass wir ein paar historische Details zur Provenienz verraten, die einige unerwartete Wendungen der Geschichte enthält:

Die Waffe gehörte zunächst dem Münchner Polizeipräsidenten August Schneidhuber, der am 30. Juni 1934 während der berüchtigten "Nacht der langen Messer" beim Röhm-Putsch ermordet wurde. Die Seriennummer lautet 812629. Der Schlitten ist vollständig graviert und hat eine 90°-Sicherung. Die Innenseite des Laufs ist verspiegelt. Seine Besonderheit ist eine dickere Laufmündung, weshalb die vordere Öffnung des Schlittens vergrößert werden musste (kein anderer PP-Schlitten ist daher mit dieser Waffe kompatibel). Brünierung und florale Gravuren sind perfekt erhalten, die Griffe sind dick und schwer, mit gegossenen Metallverstärkungsplatten, typisch für diese Zeit.  Die Pistole wird von einer mit grünem Samt gefütterten Leder-Geschenkbox mit einer Pufferpatrone und einem Reinigungsstab begleitet. Der Original-Pappkarton und zwei Bedienungsanleitungen sind ebenfalls enthalten. 

Die gravierte Walther PP, die dem Münchner Polizeipräsidenten August Schneidhuber gehörte, der am 30. Juni 1934 in der "Nacht der langen Messer" ermordet wurde.

Diese Pistole wurde am 31. Dezember 2009 von Frau Adelheid Held, geborene Schneidhuber, an Dr. Roland Koller, den Polizeipräsidenten in München von 1988 bis 2003, verschenkt. Schneidhuber hatte seit 1929 eine wichtige Position in der SA (Sturmabteilung der NSdAP) inne: Vom 8. Februar 1929 bis zum 1. April 1931 führte er die SA in Süddeutschland (Bayern, Württemberg, Baden und Tirol) als stellvertretender Oberführer der SA für den Süden. Als er im April 1933 zum Polizeipräsidenten von München ernannt wurde, war er eine der zentralen Figuren in einer sich rasch verändernden Stadt. Mit ihm kam ein Mann, der bereits durch seine Aktivitäten in der SA aufgefallen war, der aber auch als pragmatischer Offizier galt. 

Die jetzt zu versteigernde Waffe ist Teil dieser Geschichte: Sie war seine persönliche Dienstwaffe. Sie ist ein seltenes und authentisches Relikt aus jenen Jahren, in denen die politischen Fronten wechselten und das gesamte staatliche Machtgefüge neu geordnet wurde. Der 1887 in Traunstein geborene Schneidhuber diente im Ersten Weltkrieg, bevor er sich in der Weimarer Republik aktiv für die nationalsozialistische Bewegung einsetzte. Als Mitglied der SA stieg Schneidhuber schnell auf und seine Ernennung zum Polizeipräsidenten markierte nicht nur den Höhepunkt seiner persönlichen Karriere, sondern auch einen Wendepunkt in der Münchner Polizei. Seine Amtszeit war jedoch nur von kurzer Dauer. Im Juni 1934 wurde er im Zuge der so genannten Röhm-Affäre verhaftet und am 30. Juni in München-Stadelheim erschossen, und zwar nicht von äußeren Feinden, sondern im Zuge eines politischen Umsturzes im eigenen Lager. Ein Schicksal, das viele hochrangige SA-Funktionäre teilten; diese Waffe ist daher weit mehr als ein technisches Objekt. Sie steht für eine Phase in der deutschen Geschichte, in der Ideologie, Institutionen und persönliche Loyalitäten in Konflikt gerieten. Als persönlicher Begleiter eines hochrangigen Beamten aus dieser Zeit ist sie ein stummer Zeuge von Macht, Verantwortung und einem plötzlichen Ende. Das Los, zu dem auch der Brief über die Eigentumsübertragung an Dr. Koller gehört, wird zu einem Grundpreis von 5.000 € angeboten.

Wir schließen unsere Vorschau hier ab und laden Sie ein, den Online-Katalog der Auktion 106 von Hermann Historica zu durchstöbern, um all die Schätze zu entdecken, die sich darin verbergen. Viel Spaß dabei!


Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Hermann Historica. 

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