Hermann Historica: Die Highlights der 104. Auktion  – dabei eine Korriphila aus Damaszenerstahl für über 60.000 Euro

Die Versteigerung historischer und moderner Feuerwaffen fand am 8. und 9. Mai 2025 in den Räumen von Hermann Historica in der Nähe von München statt und konnte auch per Live-Streaming auf der Website des Unternehmens verfolgt werden. Die Erwartungen an diese 2-Tages-Auktion waren groß, denn der Katalog dieser Versteigerung enthielt einige besondere Stücke. Wie immer hatten bereits wir im Vorfeld über die 104. Auktion von Hermann Historica berichtet.

Doch kommen wir gleich zu den Verkäufen, beginnend mit der Pistole, die den höchsten Verkaufspreis erzielte: Es handelt sich um eine halbautomatische Pistole Korriphila HSP 701 (Los 7611) im Kaliber .45 ACP in Volldamaszenerstahlausführung. Diese Pistole hat die Seriennummer 0705 und hat eine Lauflänge von 5 Zoll. Sie wurde in sehr wenigen Exemplaren von der Intertex Maschinenbau GmbH hergestellt (wahrscheinlich ist sie die einzige in diesem Kaliber). Sie ist mit einem Paar Ebenholzgriffschalen mit Stippling-Textur und einer sportlichen Visierung ausgestattet. Das Oberflächenfinish betont die geschichtete Damaststruktur. Die Pistole befindet sich in einem Lederetui mit allen Originaldokumenten. Der Startpreis lag bei 19.000,- Euro, aber der Sammler, der sie ersteigerte, musste am Ende mehr als das Dreifache dafür ausgeben. Der Hammer des Auktionators fiel erst, als dieser die Marke von 62.000,- Euro erreicht hatte! Es ist erwähnenswert, dass ein weiteres Exemplar der Korriphila HSP 701 im Kaliber .45 ACP, aber in der Standardausführung (wenn man sie so nennen kann) für 16.000,- Euro verkauft wurde. Das bestätigt: Die geniale und komplexe, von Edgar Budischowsky konzipierte Pistole scheint aktuell der neue "Heilige Gral" für moderne Pistolensammler geworden zu sein. Vielleicht ist es auch der Charme der Seriennummer 888, der das unter der Losnummer 7509 verkaufte Exemplar auszeichnet. Der Startpreis lag bei 9.000,- Euro.

Mauser C06/08 im Kaliber 9 mm Mauser Express.
Der Prototyp der Mauser C06/08 im Kaliber 9 mm Mauser Express ist in der Tat ein Unikat. Die Pistole wurde bei Hermann Historica für 22.500,- Euro verkauft.

Eine weitere Pistole, die für eine hohe Summe einen neuen Besitzer fand, war der Prototyp der halbautomatischen Mauser-Pistole C06/08 (Los 7638) mit innenliegendem Schwenkriegel und einem einreihigen Magazin im Griffstück. Die Pistole im Kaliber 9 mm Mauser Export mit einem 8-Schuss-Magazin trägt die Seriennummer 3. Es handelt sich um eine experimentelle Version, die nie in Serie produziert wurde und von der nur wenige Prototypen existieren, die sich jeweils im Detail unterscheiden. Es dreht sich hier also tatsächlich um ein Einzelstück. Der Startpreis war daher bereits entsprechend hoch: 22.500,- Euro. Am Ende wurde die C06/08 für 25.000,- Euro verkauft.

Borchardt C93, von Ludwig Loewe's DWM in Berlin produziertes Exemplar.
Die Borchardt C93 ist ein Klassiker in aktuellen Waffensammlerauktionen, so auch hier bei Hermann Historica. Das von Ludwig Loewes DWM in Berlin produzierte Exemplar kam bei 18.000,- Euro unter den Hammer.

Wir bleiben im Bereich der frühen halbautomatischen Pistolen: Eine Borchardt C93, hergestellt von der deutschen Firma DWM in Berlin, mit der Seriennummer 2234 und (nicht-originalem) Koffer komplett mit Zubehör und Schaft/Holster aus Holz und Leder wurde für 18.000,- Euro verkauft. Die Waffe hat ihr Originalfinish mit einigen Gebrauchsspuren behalten, und das Handbuch ist nicht das Original, sondern ein Nachdruck. Los 7570 ist daher ein klassischer "Evergreen" für Sammler, der für eine hohe, aber durchaus marktübliche Summe verkauft wurde. Wären die Schachtel und das Originalhandbuch dabei gewesen, wäre der Endpreis sicherlich deutlich höher ausgefallen. Die Borchardt C93 ist für Kenner wichtig, weil sie das erste Beispiel einer effizienten und relativ gut angenommenen halbautomatischen Pistole auf dem Markt darstellt, trotz ihrer hohen Komplexität und großen Abmessungen. In der Tat war die Borchardt C93 ein "Superprototyp", der viele der später produzierten Pistolen beeinflusste, angefangen bei der Luger, die als ihr direkter Nachfahre gilt.

Colt Single Action Army aus dem Jahr 1909.
Dieser Colt Single Action Army aus dem Jahr 1909 weist eine Gravur auf, die zu jener Zeit bei den Ranchern im Wilden Westen sehr in Mode war: Als Motiv dienten diverse Brandzeichen aus der Wild-West-Epoche.

Machen wir nun einen Streifzug durch die Welt der Wild-West-Waffen. Los 8048: Es handelt sich um einen Colt Single Action Army Revolver im Kaliber .45 Colt mit der Seriennummer 308987 aus dem Jahr 1909, der mit einer sehr ungewöhnlichen Gravur verziert ist. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um die Buchstaben eines geheimnisvollen Alphabets, doch in Wirklichkeit sind die Symbole, die sich über die gesamte Oberfläche des Revolvers erstrecken, den Brandzeichen nachempfunden, mit denen die Rancher ihre Rinder markierten. Revolver mit solchen Gravuren waren im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert bei den wohlhabenden amerikanischen Viehzüchtern sehr beliebt, insbesondere wenn sie mit Elfenbein- oder, wie in diesem Fall, Perlmuttgriffen ausgestattet waren. Der Revolver befindet sich in ausgezeichnetem Zustand und wird von einem Beglaubigungsschreiben (Factory Letter) von Colt vom 4. Juni 1968 begleitet. Dieses Exemplar ist auf dem Umschlag des Buches "Der Peacemaker" von Günter Schmitt abgebildet und wird darin erwähnt. Es wurde für 12.500,- Euro verkauft.

Walther WA 2000.
Das veredelte (und extrem seltene) Walther WA 2000 im Kaliber .308 Winchester wurde für 23.000,- Euro verkauft.

Abschließend noch zu den Langwaffen: Ein seltener Halbautomat Walther WA 200 mit Zeiss-Optik in einem Koffer samt Zubehör erzielte einen beachtlichen Preis von 23.000,- Euro gegenüber einem Startpreis von 12.000,- Euro (Los 7321). Es handelt sich um eine halbautomatische Büchse in Bull-Pup-Konfiguration, die speziell für die Terrorismusbekämpfung nach Geiselnahmen wie etwa dem blutigen Attentat bei den Olympischen Spielen in München 1972 konzipiert wurde. Nach einer langen Entwicklungsphase wurde das "Walther Automat"-Gewehr 2000, 1982 im Kaliber .308 Winchester und .300 Winchester Magnum den Sicherheitskräften und dem zivilen Markt vorgestellt. Aufgrund der hohen Stückkosten wurden bis etwa 1988 nur 176 Exemplare der Büchse produziert: 20 für die Erprobung, 69 im Kaliber .300 Win. Mag. und 87 im Kaliber .308 Win. 15 Exemplare wurden in die USA exportiert. Das WA 2000 wird manchmal als das beste Scharfschützengewehr bezeichnet, das bis heute hergestellt wurde. Das von Hermann Historica verkaufte Exemplar im Kaliber .308 Winchester mit der Seriennummer 001137 ist in perfektem Zustand und nach Angaben des Besitzers das vorletzte Gewehr, das in diesem Kaliber jemals für den zivilen Markt produziert wurde. Begleitet von einem Aluminiumkoffer, der auch das ungewöhnliche, oben montierte Zweibein enthält, ist dieses extrem seltene Gewehr ein wirklich außergewöhnliches Stück, obwohl es relativ jung ist.

Die Nachversteigerung von Hermann Historica

Für diejenigen, die die Live-Auktion verpasst haben, gibt es auch jetzt noch Gelegenheiten: Hermann Historica bietet die Möglichkeit, die nicht zugeschlagenen Objekte im "Nachverkauf" zu erwerben, durch Direktgebote. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite von Hermann Historica! Auch wird es hier bei all4shooters.com, zeitnah, einen Artikel geben, der den Nachverkauf nochmal im Detail beleuchtet.

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