Die erste Modellreihe, welche vom britischen Hersteller Accuracy International aus Portsmouth in größerem Maßstab für die Scharfschützen diverser Streitkräfte in Produktion ging, war die Accuracy AW (Artic Warfare). Die ab 1988 vertriebene AW-Baureihe gab es im Laufe der Zeit in unterschiedlichen Ausführungen. So etwa das AWF (Artic Warfare Folding) mit Klappschaft, das integralschallgedämpfte AWS (Artic Warfare Suppressed), das AW50 im Kaliber .50 BMG (hier der Testbericht von all4shooters.com) oder das AWM (Artic Warfare Magnum) und weitere. Letzteres wurde 1997 von der Bundeswehr als G22 im Kaliber 7,62x67 mm in Dienst gestellt. Im Jahre 2019 wurde das G22 unter der Bezeichnung G22A2 letztmalig bei den deutschen Scharfschützen modernisiert. Die Waffe ist bei der Truppe nach wie vor im Dienst. Neben der AW-Modellreihe gab es weitere Modellreihen wie AE (Accuracy Enforcement) und AT (Accuracy Tactical). Bereits 2010 wurde dann die AX-Modellreihe vorgestellt, aus der auch das Testgewehr stammt.

Der Hinterschaft des Accuracy International AXSR

Die Schulterstütze der AXSR lässt bei den individuellen Einstellungen an die jeweiligen Schützenbedürfnisse keinerlei Wünsche offen. Der Korpus besteht aus einer Aluminiumlegierung und ist sehr massiv gestaltet. Nach Lösen einer gerändelten Mutter hinter der Schaftkappe lässt sich diese um 360 Grad in jeder beliebigen Stellung verschränken und wieder fixieren. Mittels dieser Mutter lässt sich die Schaftkappe von der Nullstellung aus stufenlos um 13 mm nach oben und 27 mm nach unten verschieben. Die jeweils eingestellte Position in Höhe und Schränkung ist nach Anziehen der Mutter absolut spielfrei. In der axialen Verlängerung der Mutter befindet sich ein Klemmhebel. Dieser ist gegen ein unbeabsichtigtes Öffnen mit einer Sicherung versehen. Nach Drücken der Sicherung und Öffnen des Klemmhebels muss dieser zum Ausziehen noch etwas eingedrückt werden. Danach steht die Verstellung der Schaftlänge zur Verfügung. Zum Einfahren ist dies dann nicht mehr nötig. Konstruktiv ist vorgesehen, um die passende Schaftlänge für den Schützen einzustellen, dass die Schaftverlängerung komplett ausgefahren wird, der Schütze in den Anschlag geht und mit der Schulter die Schaftlänge soweit reduziert, bis der richtige Augenabstand zum Okular eingestellt ist. Zwei parallele Führungsstangen verbinden dabei Schaftkappe und Korpus und dienen gleichzeitig als Verdrehsicherung. Der maximale Verstellweg beträgt 55 Millimeter in Schritten von 1,5 Millimetern.

Dovetail genannt, als Schnittstelle für Stative.
Ein zweiter Klemmhebel mit Sicherung ist für die Höhenjustage der Schaftbacke zuständig. Wird dieser geöffnet, fährt die Backe federunterstützt automatisch in die oberste Position. Auch hier geht der Schütze wieder in Anschlag und drückt dabei die Backe mit der Wange nach unten, bis Auge und Zielfernrohr-Längsachse auf einem Niveau sind. Der Höhenverstellweg beträgt 24 mm, auch hier in Schritten von 1,5 mm. Zusätzlich lässt sich die Schaftbacke um jeweils 15 Grad nach rechts und links verschränken. Als weitere Verstelloption lässt sich die Backe noch axial um zirka 5 mm verschieben. Auf der Unterseite der Schulterstütze ist eine 70 mm lange Picatinny-Schiene aus dem Korpus herausgearbeitet. Sie ist für die Aufnahme eines Rear Grip oder eines Erdsporns vorgesehen. An der Testwaffe war ein Monopod von Accu Shot montiert. Dieser bietet auf Knopfdruck einen Höhenverstellweg von 30 mm. Mittels Gewindespindel lässt sich der Fuß des Monopod stufenlos feinjustieren. Um die Stabilität zu erhöhen, kann mit einer Rändelmutter auf der Gewindespindel der Fuß geklemmt werden. Das Klappschaftgelenk ist äußerst massiv dimensioniert. Dank des Verriegelungsmechanismus und verbauter Teflonscheiben lässt sich die Schulterstütze mit gleichmäßigem Widerstand bewegen.

Das Gelenk ist axial und radial absolut spielfrei. Durch das Anlegen der Schulterstütze auf die rechte Waffenseite verkürzt sich die Länge um 208 Millimeter. Zum Entriegeln muss nur mit etwas Kraft an der Schulterstütze gezogen werden.
Der zentrale Systemträger nimmt im vorderen Bereich den Handschutz, im mittleren Teil die Barreled Action und im hinteren Bereich das Klappschaftgelenk samt Schulterstütze auf. Vor dem Magazinschacht befindet sich eine Arca-Trapezschiene als Schnittstelle für Stative. Vor und hinter der Schiene sitzt ein sogenannter Barrier Stop. Damit kann die Waffe an einem Hindernis verkantet und angeschlagen werden. Die Anbindung des stählernen Systems findet über fünf Schrauben zum Systemträger aus Aluminium statt.
Technische Details von System, Sicherung und Abzug der AI AXSR


Der Verschluss trägt insgesamt sechs Warzen auf zwei Ebenen. Damit ergibt sich für den Öffnungsspanner ein klassischer Öffnungswinkel von 60 Grad. Die korrespondierenden Verriegelungswarzen sind aus dem System herausgearbeitet. Den Hülsenauswurf übernehmen ein Auszieher und ein Ausstoßer. Auf der linken Waffenseite ist der Magazinschacht großzügig ausgenommen. Damit soll ein seitliches Ansetzen des Magazins in den Magazinschacht ermöglicht werden, dies ist vor allem beim Liegendanschlag hilfreich, da die Waffe nicht angehoben werden muss. Das Stahlblechmagazin fasst zweireihig zehn Patronen. Die Zwei-Stellungssicherung befindet sich unterhalb der Kammerstängelverriegelung und ist beidseitig bedienbar. Die Sicherung wirkt auf den Schlagbolzen und blockiert diesen. In der Stellung "Sicher" kann der Verschluss geöffnet und auch entnommen werden.
Beim Abzug handelt es sich um einem Druckpunktabzug. Dessen Widerstand war bei der Testwaffe auf 12,2 N oder 1.250 g eingestellt. Laut Hersteller ist ein Widerstand zwischen 1.500 bis 2.000 Gramm einstellbar. Eine weitere Verstellmöglichkeit, die der Abzug bietet, ist das Züngel. Dieses kann nach Lösen einer Schraube auf der Züngelführung um insgesamt rund 10,5 mm axial verschoben werden. Damit lässt sich der Abzug auf unterschiedlich lange Finger einstellen. Die Charakteristik des Abzugs ist hervorragend: Vorweg und Druckpunkt ohne Kriechen oder Durchfallen und der Abzug löst absolut definiert aus.
Die Accuracy International AXSR ist ein Multikaliber-System, bei dem man die Läufe und damit auch das Kaliber wechseln kann

Die AXSR gibt es standardmäßig in den nachfolgenden Kalibern: 6,5 Creedmoor mit 24 oder 26 Zoll Lauflänge und 1:8 Zoll Drall, in .308 Winchester und .300 Winchester Magnum beträgt die Lauflänge jeweils 26 Zoll, die Dralllänge 1:10“ respektive 1:11 Zoll bei der .300 WinMag. Im Kaliber .338 LM werden 27 Zoll lange Läufe mit einem 1:9,35“-Drall verbaut. In den USA sind auch Wechselsysteme in .300 Norma Magnum und .338 Norma Magnum erhältlich. Zum Laufausbau muss zunächst mit einem Inbusschlüssel die Laufklemmung am System gelöst werden. Danach kann der Lauf von Hand aus dem System geschraubt werden. Sollte die Handkraft für das Loslösemoment nicht ausreichen, befinden sich in Mündungsnähe zwei so genannte Schlüsselflächen oder Barrel Flats mit einer Schlüsselweite von 22 mm oder 7/8 Zoll am Lauf. Der Lauf kann nun entnommen und durch den Wechsellauf ersetzt werden. Dieser wird von Hand in das System geschraubt. Es ist darauf zu achten, dass der Laufflansch bündig am System anliegt. Um dies zu kontrollieren, befindet sich ein so genannter Inspektionsschlitz seitlich am System. Anschließend wird die Laufklemmung mit dem Inbusschlüssel und einem Drehmoment von 5,5 Nm angezogen. Um Beschädigungen am Lauf- und Systemgewinde zu verhindern, sollte der Ein- und Ausbau am besten bei senkrecht auf der Schaftkappe stehender Waffe ausgeführt werden. Abschließend werden der passende Verschluss und das passende Magazin eingesetzt. Zur Identifizierung des jeweils korrekten Verschlusses, Laufs und Magazins tragen diese je nach Kaliber entsprechende Markierungen. Dabei steht "ein Punkt" für die .308 Winchester, "zwei Punkte" für die .300 Winchester Magnum und "drei Punkte" für die Kaliber .300 Norma Magnum, .338 Norma Magnum und .338 Lapua Magnum.
Auf dem Schießstand mit der Accuracy International AXSR

Überraschung bei der Testplanung: Lapua bietet für den Zivilmarkt im Kaliber .338 LM keine Munition, mit Ausnahme der jagdlichen Naturalis, keine Hülsen und auch keine Geschosse wie Scenar oder Lock Base mehr an. Daher entschieden sich die Tester, zusätzlich auch einige Behörden-Laborierungen von MEN Defencetec und der Swiss P Defence AG (vormals RUAG Ammotec AG) mit in den Test aufzunehmen, vor allem, weil zwischen der AXSR MIL und der AXSR C kaum Unterschiede bestehen (die kompletten Schießergebnisse samt Tabelle finden Sie in der gedruckten oder der digitalen VISIER-Ausgabe, die Links stehen unter diesem Beitrag).
Die Testwaffe wurde von Pol-Tec bereits voll ausgerüstet zur Verfügung gestellt. Dazu montierten die Fürther ein Schmidt & Bender 6 – 36 x 56 PM II High Performance mit LPI GR²ID-Absehen auf einer Spuhr QDP-4016-Blockmontage.

An der unteren Picatinny-Schiene des Handschutzes war ein B & T-Zweibein PRS Atlas Bipod ADM-170-S montiert und an der Unterseite der Schulterstütze ein B & T Accu Shot Monopod BT13-QK. Mit dieser Ausrüstung wurden auch die Beschüsse zur Streukreisermittlung auf 100 und 300 Meter durchgeführt. Neben der schieren Menge an individuellen Einstellmöglichkeiten an der Schulterstütze fiel besonders auch der sehr angenehme Rückstoßimpuls der Testwaffe auf. Allerdings wog die Waffe jedoch schießbereit auch knappe neun Kilo. Konstruktiv ist die Waffe so gestaltet, dass die zuführende Warze am Verschlusskopf in der geöffneten Position vom Zubringer des Magazins blockiert wird, sobald sich im Magazin keine Patrone mehr befindet. Zum Schließen des Verschlusses muss entweder der Zubringer heruntergedrückt oder das Magazin entnommen werden.
Für die Präzisionsermittlung wurde die Accuracy International AXSR daher ohne Magazin geschossen und wie gewohnt jede Patrone einzeln direkt ins Patronenlager geladen. Wie bei einer Waffe in dieser Preisklasse zu erwarten ist, leistete sich die Britin keinerlei technische Schwächen. Die Hülsen wurden sauber ausgezogen und ausgeworfen, sämtliche vorgenommenen Einstellungen am Schaft behielten ihre Position und waren fest. In Sachen Präzision muss sich die AI AXSR ebenfalls nicht verstecken. Sieben der elf Laborierungen lieferten auf 300 Meter auf Anhieb Sub-MOA-Präzision (Streukreis kleiner 87 mm). Mit 14 Millimeter oder 0,48 MOA lieferten die Behördenlaborierung Swiss P Ball auf 100 Meter und mit hervorragenden 36 mm respektive 0,41 MOA auf 300 Meter die MEN Sniper Line Match die besten Ergebnisse.
Technische Daten und Preis des Accuracy International AXSR
Modell: | Accuracy International AXSR |
Kaliber: | .338 Lapua Magnum |
Kapazität: | 10 + 1 Patronen |
Länge: | 1.229 mm / 1.021 mm Klappschaft angelegt |
Lauflänge: | 689 mm Stoßboden bis Mündung |
Dralllänge: | 1:9,35“ (1:237 mm), 6 Züge, Rechtsdrall |
Abzugsgewicht: | 1.248 g / 12,2 N Druckpunktabzug |
Gewicht: | 7.390 g |
Preis: | 11.788,- Euro |
Ausstattung: Multikaliber-Repetierbüchse, höhenverstellbare und schränkbare Schaftbacke und Schaftkappe, längenverstellbarer Klappschaft, Montageschiene mit 20 MOA Vorneigung, einstellbarer Druckpunktabzug, Handschutz mit Picatinny-Schienen und Key Slot-Aufnahmen, Stahlblechmagazin zehn Patronen doppelreihig, Zweikammer-Mündungsbremse mit Schalldämpfer-Gewindeaufnahme. |
Fazit: Was kann die Repetierbüchse Accuracy International AXSR?
Die Accuracy International AXSR bietet Chassis-seitig sehr viele Verstell- und Montagemöglichkeiten. Die Verarbeitung ist hervorragend, und der einstellbare Abzug arbeitet ausgezeichnet. Zudem bietet die Waffe durch Austausch von Lauf, Verschluss und Magazin mehrere Kaliberwechselmöglichkeiten. Eigentlich wäre sie eine klare Kaufempfehlung, wäre da nicht der sehr hohe Anschaffungspreis von 11.788,- Euro. Damit liegt die AXSR preislich auf dem Niveau einer Sako M10 oder Steyr SSG M1, aber auch mehrere Tausend Euro über einer Voere X3, Unique Alpine TPG 3 A4 oder der Haenel RS 9/HLR 338 Pro.
Das hat uns gut gefallen: | Das fanden wir weniger gut: |
– sehr gut verarbeitet | – sehr hoher Anschaffungspreis |
– sehr viele Verstellmöglichkeiten | |
– sehr guter Abzug | |
– angenehmes Schussverhalten |
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