Jagen mit dem HIKMICRO Stellar 3.0 Wärmebild-Zielfernrohr in Italien – geht das mit dieser modernen optronischen Technik bald auch in Deutschland?

Für diesen Testbericht reisten wir an einem warmen Sommerabend in das wunderschöne Hochland im Norden der Region Latium in Mittelitalien, wo es eine enorm große Wildschweinpopulation gibt. Dort wartete Luca Basilischi auf uns. Basilischi ist Marketingdirektor von HIKMICRO Italien und ein leidenschaftlicher Jäger. Wir waren dort, um mehr über die Funktionen des neuen digitalen Wärmebild-Zielfernrohrs Stellar 3.0 zu erfahren – und was wäre eine bessere Gelegenheit als eine nächtliche Sauenjagd?

HIKMICRO Stellar 3.0 von rechts im Detail auf Büchse.
Das Stellar 3.0 SX60L Thermalzielfernrohr von HIKMICRO, montiert mit hohen Ringen auf einer Repetierbüchse im Kaliber .308 Winchester, hier beim Präzisionstest auf dem 200-Meter-Schießstand.

Im Revier mit dem HIKMICRO Stellar 3.0

Dämmerung im italienischen Revier beim Test des HIKMICRO Stellar 3.0.
Bei Sonnenuntergang beginnen wir von unserem Standort aus mit der Beobachtung in Erwartung des Schwarzwildes, dessen Bilder im HIKMICRO Stellar 3.0 detailscharf und fließend ohne Bewegungsunterbrechungen angezeigt werden.

Am Nachmittag teilten wir uns auf, um eine letzte Erkundung des Reviers vorzunehmen, und die Anzeichen für nächtliche Aktivitäten ließen kaum Zweifel an der Anwesenheit von Sauen. Bei Sonnenuntergang befanden wir uns bereits an unserem zugewiesenen Stand und bauten ein dreibeiniges Schießstativ für eine Repetierbüchse im Kaliber 7x64 mm auf, auf der Basilischi zuvor das Stellar 3.0 SX60, das Topmodell aus dieser HIMICRO-Baureihe, montiert und eingeschossen hatte. Wir schätzten die Windrichtung, die Deckung und die Vegetation sorgfältig ab und wählten einen geschützten Platz aus, um in aller Ruhe und mit guter Sicht auf einige brachliegende Felder in der Nähe der geschädigten Weinberge und Maisfelder schießen zu können. Dort hatte das Schwarzwild in der vorigen Nacht davor bereits "gewütet". Mit der Büchse hatten wir uns übrigens bereits im Vorfeld der Jagd mit Blick auf deren Bedienung, Sicherungen und Abzugscharakteristik hinreichend vertraut gemacht.

Mit geladenem und gesichertem Gewehr vergingen die Minuten langsam, während wir das Vorfeld nicht nur mit dem Stellar beobachteten, sondern auch mit HIKMICRO Habrok Pro 4k-Ferngläsern das Terrain abglastenWir erlebten einen atemberaubenden Sonnenuntergang, gefolgt von einer farbenfrohen und beeindruckenden Abenddämmerung – und wir wurden mit tollem Wetter verwöhnt. Die Schärfe und Detailgenauigkeit des Zielfernrohrs ermöglichte es uns, das erste Wild zu beobachten, das sich in der Dämmerung bewegte: Füchse, die wir beim Mäuseln beobachten konnten. Der Entfernungsmesser im Stellar 3.0 verriet uns, dass sie über 200 Meter von unserer Position entfernt waren. Im Halbdunkel bemerkten die Vierbeiner unsere Anwesenheit überhaupt nicht, während wir beobachten konnten, wie umsichtig sie selbst bei der Jagd auf die kleine Nagetiere vorgingen.

Das ist einer der faszinierendsten Aspekte der nächtlichen Beobachtung mit Thermalgeräten: Wildtiere zu entdecken und etwas über sie zu lernen, ohne sie zu stören oder von ihnen gesehen zu werden.

Wie schlägt sich das Flaggschiff-Wärmebildzielfernrohr von HIKMICRO auf der Schwarzwildjagd?

Eine gute halbe Stunde verging in fast völliger Dunkelheit, bis  Basilischi   – der wieder einmal durch das Habrok 4K-Wärmebildfernglas schaute – flüsterte, wir  sollten auf den Grat gegenüber schauen, wo sich ein einzelnes Stück Schwarzwild näherte.

Wir richteten unsere Optiken in diese Richtung und sahen tatsächlich einen einzelnen Keiler in etwa 180 Metern Entfernung, der sich langsam seinen Weg durch die hohe, wilde Vegetation des brachliegenden Feldes vor uns bahnte.

Mit einem einfachen Klick auf dem Steuerkreuz des Stellar-Zielfernrohrs konnte dieser Moment festgehalten werden, während wir versuchten unsere unsere Emotionen im Zaum zu halten – es war ein starker Keiler, der sich näherte. Er schien ruhig und selbstsicher zu sein, doch plötzlich bekam er scheinbar Wind und blieb misstrauisch stehen, als ob er bereit wäre, die Flucht zu ergreifen. Wir waren alle wie erstarrt und verharrten mehrere Minuten lang völlig still und schweigend, bis der Keiler, seinen Weg über das Feld und durch das hohe Gras fortsetzte und schließlich etwa 70 Meter von unserer Position entfernt war und sich dann – endlich! – breit stellte, sich also von der Seite zeigte.

Türme des HIKMICRO Stellar 3.0.
Die "Türmchen" des HIKMICRO Stellar 3.0 sind rein kosmetisch, d. h. sie haben nicht die klassische Funktion wie bei einem herkömmlichen Zielfernrohr. Das linke Türmchen deckt das Batteriefach ab, während das obere Türmchen zur Navigation im Menü der Firmware dient.
Okular des HIKMICRO Stellar 3.0.
Am Okular befindet sich neben der Dioptrieneinstellung ein Feld mit drei Tasten für den schnellen Zugriff auf Funktionen und die Bedienung des Entfernungsmessers des HIKMICRO Stellar 3.0.
Mit dem HIKMICRO Stellar 3.0 erlegtes Stück Schwarzwild.
Nach langem Warten kam das Stück, auf das wir warteten: Ein wunderschöner, etwa drei Jahre alter Keiler, der auf der Stelle mit einem präzisen Schuss aus etwa 70 Meter fiel.

Als der Keiler eine freie Stelle in der Vegetation erreichte und wir die Silhouette des breitstehenden Schwarzkittels in voller Schärfe sahen, brach der Schuss. Der Treffer lag direkt hinter dem Blatt und der Schuss war sofort tödlich. Das Stück brach auf der Stelle zusammen und ließ keinen Zweifel aufkommen – alles lief perfekt. Die Jagd war ein Erfolg.

Wir warteten noch ein paar Minuten, bevor wir mit dem Bergen begannen, und ließen währenddessen die angesammelte Spannung abfallen, zufrieden mit der perfekten Teamarbeit und einem sauberen, waidgerechten Abschuss.

Die Bergung bestätigte unserem beim Ansprechen gewonnen Eindruck: Es war ein starkes männliches Stück, etwa drei Jahre alt, mit einem Gewicht von mindestens 90 kg. Die Kugel traf genau dort, wo sie hinsollte, und führte zu einem sofortigen Verenden. Es war wohl auch das Wildschwein, das die eingangs erwähnten Schäden verursacht und dadurch die Landwirte verärgert hatte, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Video: Auf Jagd mit dem HIKMICRO Stellar 3.0 Wärmebildzielfernrohr (englische Sprache)

Technische Merkmale und Features des HIKMICRO Stellar 3.0

Das Stellar 3.0 SX60L ist derzeit das Flaggschiff unter den Wärmebild-Zielfernrohren von HIKMICRO und eine Top-Wahl in Bezug auf Leistung, Features und Preis auf dem europäischen Markt für Jagdoptik. Es zeichnet sich durch ein traditionelles, schlankes und elegantes Design aus, das auf einem Standard-Tageszielfernrohr basiert – wenn auch etwas lang – mit einem 30-mm-Mittelrohr, das mit herkömmlichen Montageringen kompatibel ist.

Der integrierte Entfernungsmesser hat eine maximale Reichweite von 1.000 Metern und kommt mit einem internen ballistischen Rechner, der mit gemessener Entfernung, Winkel und dem gewählten ballistischen Profil arbeitet. Ästhetisch ist das LRF-Modul gut in das Zielfernrohrgehäuse integriert; technisch ist es eine interessante Lösung, da die Fenster des Lasers und des Entfernungsmessers in die 60-mm-Germaniumlinse eingebettet sind. Dadurch wird die Lichtstärke (f-Zahl) – oder, vereinfacht gesagt, die Fähigkeit des Objektivs, "thermisches Licht zu sammeln" – leicht reduziert.


Das Objektiv bleibt trotz des zusätzlichen Fensters hocheffizient, auch dank einer F1,0er-Blende. In Kombination mit einem der höchstauflösenden Sensoren auf dem Markt – 1280x1024 Pixel mit einer NETD-Empfindlichkeit von unter 18mK – kann das Stellar 3.0 SX60L die Wärmesignatur von Wild auf Entfernungen von bis zu 3.100 Metern erkennen und Ziele auf 800 Metern zuverlässig identifizieren. Es verfügt über eine native Vergrößerung von 2,5 fach und einen digitalen Zoom von bis zu beeindruckenden 28,4 fach. Das interne Software-Menü bietet eine Vielzahl von Optionen, darunter verschiedene Farbpaletten, digitale Filter und eine Reihe von KI-gesteuerten, proprietären Algorithmen, die das durch das Okular betrachtete Bild deutlich verbessern. Dazu gehören Zoom Pro, das die Betrachtung bei hoher Vergrößerung verbessert, und Image Pro 3.0, das die Umrisse und Details von Spielen verbessert.

Eine weitere exklusive Technologie, die in allen Stellar-Modellen mit geringerer Auflösung zum Einsatz kommt, ist das HSIS (HIKMICRO Shutterless Image System), das die bei Standard-Wärmebildgeräten erforderliche Rekalibrierungspause überflüssig macht. Das Modell SX60L, das wir verwendet haben, basiert auf der Shuttered Flat Field Correction (FFC) für höchste Leistung. Natürlich verfügt die Stellar 3.0 über eine integrierte Audio- und Videoaufzeichnung – wie Sie in unserem Video leicht herausfinden können!

Das 1,03" große quadratische OLED-Mikrodisplay hat eine Auflösung von 2560x2560 Pixeln und bietet maximale visuelle Details in allen Zoomstufen. Die Nullstellung des digitalen Absehens ist einfach und schnell, mit Unterstützung für mehrere ballistische Profile, die über die integrierte Software oder die mobile App verwaltet werden. Die Präzision ist für ein Wärmebildzielfernrohr außergewöhnlich, mit einer Einstellung von 2 cm pro Klick auf 100 Meter, ein entscheidender Faktor, da dieses Zielfernrohr entwickelt wurde, um die effektive Schussentfernung mit Wärmebildtechnik deutlich zu erhöhen. Es verfügt über zwei interne Batterien – von denen eine vor Ort austauschbar ist – und bietet eine hervorragende Laufzeit von etwa 9 Stunden im Dauerbetrieb. Der Preis von rund 6.000 Euro für das Wärmebild-ZF mag hoch erscheinen, aber es ist nach wie vor das beste Gerät in der Oberklasse und setzt de facto einen Qualitätsstandard.

Wärmebildzielfernrohre für die Jagd bald auch in Deutschland? Das ist der aktuelle Stand im September 2025

Außenansicht des Deutschen Bundestages.
Nun ist der Bundestag am Zug: Die Debatte zur Legalisierung von Wärmebildzielfernrohren für Jäger steht noch aus.

Wie wir hier bei all4hunters.com für Sie bereits im Mai 2025 berichtet hatten, hat das Bundesland Hessen als Bundesratsdrucksache Nr. 203/25 einen Antrag in den Bundesrat eingebracht, Nachtziel- und Waffenleuchten für Inhaber eines Jagdscheins zu erlauben. Inzwischen gibt es hier Neuigkeiten: Der Bundesrat hat den Antrag auf seiner Sitzung am 16. Juni 2025 beschlossen. Gemäß den Bestimmungen des Grundgesetzes wurde dieser am 24. Juni 2025 sodann an den Deutschen Bundestag weitergeleitet und ist seit dem 16. Juli 2025 im Bundestag erfasst. Der Inhalt dieser weitergeleiteten Fassung ist mit jener des Landes Hessens nahezu identisch. Der einzige Unterschied besteht in der Absicht, nunmehr nur noch Geräte zur Zielbeleuchtung und nicht der Zielmarkierung etwa Zielpunktlaser für Jäger freizustellen. Der Antrag wartet nun auf seine Beratung. Beigefügt ist auch eine Stellungnahme der Bundesregierung, die allerdings wenig aussagekräftig ist – die Regierung möchte den Antrag "prüfen". Sobald es mit der Beratung losgeht, werden wir Sie hier bei all4hunters.com informieren.

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