
Dieser Artikel stellt quasi den 2. Teil einer kleinen Serie über zwei Wärmebildgeräte der Marke CONOTECH dar. Neben den Firmenhintergründen von CONOTECH haben wir schon einen ersten Testbericht mit dem Schwerpunkt CONOTECH Pro-Serie veröffentlicht, genauer gesagt ging es dabei um das Wärmebildvorsatzgerät Avata 335. Im folgenden Beitrag erfahren Sie nun, was das Aquila PRO 650LIIR Wärmebildhandgerät leistet und für welche Praxisanwendung es sich eignet.
Im umfangreichen CONOTECH-Produktportfolio an Wärmebildgeräten, repräsentiert die Aquila-Baureihe den Anwendungsbereich als handgehaltenes, thermisches Monokular. Mittlerweile ist diese Gerätekategorie im jagdlichen Sektor für eine effektive Jagdausübung schier unverzichtbar geworden. Nicht nur bei Nacht, sondern genauso gut am Tage ist ein frühzeitiges Entdecken von einstehendem oder anwechselndem Wild wichtig. Insbesondere bei dem sich gespenstisch leise verhaltenden und gut getarnten Rehwild im Waldrevier, macht ein Wärmebildhandgerät die Jagdausübung effektiver.
Die CONOTECH Aquila-Serie im Überblick
Die aktuelle Wärmebildhandgeräte-Serie Aquila wartet mit einem weiten Spektrum an Modellen auf, um die volle Bandbreite an Einsatzzwecken abzudecken. Darin finden sich Objektive mit 19 mm bis 50 mm Brennweite, kleine 384er oder große 640er Sensoren bei <20 mK Temperaturauflösung und zum Teil ein optischer 2-fach Zoom. Neben den zahlreichen Modellvarianten haben alle Aquila eines gemeinsam: Die konsequente Auslegung als Einhandgerät. Dazu später mehr im Detail.
2025 kam dann bei CONOTECH die Produktevolution mit der neuen Aquila PRO-Serie. Maßgeblich hat CONOTECH die PRO-Serie im Bereich des thermischen Sensors, wie auch beim integrierten Medienspeicher überarbeitet: Verbesserung der Temperaturauflösung auf einen NETD-Wert von <15 mK, gepaart mit der Optimierung von Software-Algorithmen bei der jüngsten Firmware. Ebenso die Verdopplung des internen Speichers für Foto- und Videoaufnahmen auf 64 GB.
Das Aquila PRO 650LIIR im Detail
Wie wir schon beim Test des Einstiegsmodell 335 der Avata-Serie feststellen konnten, sind die Aspekte, Qualität und Wertanmutung durchgängig sicht- und spürbar. Der CONOTECH-Slogan „Precision without compromise“ unterstreicht den eigenen Anspruch des Unternehmens.

Schon das Unboxing lässt aus Erwartung voller Vorfreude, ein Produkterlebnis werden, das dem Markenversprechen gerecht wird. Als Premium-Produkt nutzt es eine hochwertige Verpackung, um sich dem Kunden im besten Licht zu präsentieren, bevor man es überhaupt in den Händen hält. Die stabile Quaderbox mit Magnetklappenverschluss und Hochglanzbedruckung beherbergt auf den ersten Blick nichts weiter als eine ovale Reißverschlusstasche mit gummierter Trageschlaufe. Die Tasche hat es jedoch in sich: Es handelt sich nicht um eine zweckentfremdetes 08/15 Etui, sondern um eine bewusst gestaltete EVA-Schaum Reißverschlusstasche, spezifisch ausgeformt zur Aufnahme des Hauptproduktes, samt der mitgelieferten Utensilien. Das Hauptfach bietet dem Wärmebildgerät durch die entsprechend konturierte Formgebung ein "gepolstertes Nest".
Im Weiteren hat man auch an sinnvolle Kleinigkeiten, wie ein Klettverschlussgummiband zur Fixierung des Aquila in der Tasche gedacht. Ebenso verfügt sie zum Schutz des Produktes auch über einen gepolsterten Trenneinsatz zwischen Deckel und Hauptfach. Aber so kennen wir da ja schon vom besagten Avata 335 aus dem vorangegangenen Produkttest.
Das Aquila PRO – Handgerät, Optik und Zubehör

Die Oberflächen des aus verschiedenen Kunststoff- und Aluminiumelementen bestehenden Gehäuses sind absolut wertig, sowohl was die Materialwahl als auch in die Verarbeitung angeht: spürbar glatte Flächen, nirgends scharfe Kanten oder Ecken. Wo erforderlich jedoch griffige Funktionsoberflächen und Konturen. Das röhrenförmige Gehäuse hat einen maximalen Durchmesser von 61 mm, ist insgesamt 193 mm lang und bringt rund 590 g auf die Waage. Das 50-mm-Objektiv des PRO 650LIIR wird durch eine stabile Objektivklappe geschützt, welche sich lautlos ver- und entriegeln lässt, wie auch im geöffneten Zustand arretieren. Das Scharnier der Objektivklappe lässt sich radial am Gerät stramm um 360° drehen, sodass es weder dem Links- noch dem Rechtshänder im Weg ist.
Das Aquila wir mit folgender Grundausstattung an Zubehör ausgeliefert: Zwei Stück 18500-Akkus in einer praktischen Kunststoffbox, USB-Ladekabel, ein Mikrofasertuch geprägt mit dem Firmenlogo, wie auch ein gummierter Nackenriemen mit zwei Schnellverschlüssen. Letzteres erwies sich im Test als eher unpraktikabel, ließ sich aber durch Umschlaufen beider Gurtbänder in einen Schnellverschluss findig lösen.
Die Einhandbedienbarkeit des Aquila PRO
Die Wärmebildhandgeräte der Aquila (PRO)-Serie weisen lediglich 4 Bedienelemente auf. Diese sind mittig auf der Oberseite des Gerätes linear hintereinander angeordnet und damit konsequent auf eine Einhandbedienung ausgelegt, die sowohl mit der linken wie auch der rechten Hand erfolgen kann. Dank der Größe, Anordnung und Textur der Bedienelemente, sind diese selbst mit dickeren Handschuhen in der kalten Jahreszeit gut zu manipulieren. Dabei erfolgt die Bedienung an sich über zwei Räder und zwei dazwischen angeordneten Tasten:
- vorn ein grob gerändeltes Fokuseinstellrad für den kleinen Finger
- Dahinter Richtung Okular, zwei taktile Multi-Funktionstasten, fingerkuppengroß für Mittel- & Ringfinger
- Zum Abschluss ein fein gerändeltes Controller-Rad, eine Kombination aus Drehrad und Drucktaster für den Zeigefinger.
Im Gegensatz zum Avata Vorsatzgerät, erfolgt beim Aquila die gesamte Navigation und Bedienung im Menü ausschließlich dem Controller-Rad. Dieses Menükonzept der „Einknopfbedienung“ fanden wir wesentlich intuitiver als beim Avata. Dort bedarf es zusätzlich der 2x Multi-Funktionstasten für das Scrollen im Menübaum.

Das digitale CONOTECH-Bedienkonzept mit nur 3 Elementen
Die beiden Multifunktions-Tasten sind mit Funktionen belegt: Ein/Aus/Standby und Lasermessung (Kreissymbol mit Strich, umgeben von Laserstrahlsymbol). Die andere für Foto/Video (Kamera Piktogramm).
Das Controller-Rad funktioniert analog des Scrollrades an einer Computermaus mit zusätzlichem "Mausklick" durch Drücken des Rades.
Die Menü-Navigation funktioniert wie folgt:

- Ein kurzer Klick mit dem Rad öffnet das Kurz-Menü am rechten Bildschirmrand mit den 5 wesentlichen Darstellungseinstellungen oder wählt den aktuell markierten Menüpunkt aus (Enter)
- Ein langer Klick mit dem Rad öffnet das Einstellungsmenü am linken Bildschirmrand mit weiteren 12 Gerätefunktionen oder bewirkt das Verlassen des aktuellen Menüpunktes (Exit).
Das Drehen am Rad lässt durch die möglichen Parameter scrollen (An/Aus, Wert 1-10, etc.)
Innerhalb der Aquila-Serie liegt das von uns getestete Modell Aquila PRO 650LIIR an der Spitze. Das gilt sowohl für die auschlaggebenden Spezifikation (Sensor/Objektiv/LRF), wie auch für den Preis, den der Hersteller mit 2.499,- Euro (UVP) ansetzt. Wenn sie die Spezifikationen und Preise innerhalb der Aquila-Seria vergleichen möchten, können Sie dies anhand der weiter unten folgenden Tabelle.

Die primäre Fragestellung zur Auswahl des richtigen Wärmebildhandgerätes sollte immer sein: Was benötige ich für meinen gewünschten Einsatzweck?
Schon das Einstiegsmodell wartet mit Dual-Batterie, 64 GB internen Speicher und den 4 Standard-Farbpaletten auf: Black Hot / White Hot / Red Hot / Rainbow. Zusätzlich stehen zwei verschiedene Toneinstellungen zur Verfügung, welche der Kontrastverbesserung unter speziellen Wetterbedingungen dienen: kalt / warm.
Es ist schade, dass die Funktion des Laser-Rangefinders bislang nur im Aquila-Top-Gerät, sprich der PRO Serie erhältlich ist. Ein Entfernungsmesser in einen der günstigeren Geräte würde eine sinnvolle Ergänzung für den Jungjäger mit kleinem Budget darstellen, (kleiner 384er Sensor) oder auch im kleineren 35 mm Objektiv mit dem großen 640er Sensor für ein fast 6,5 m größeres Sehfeld, besonders vorteilhaft im Waldrevier.
DUAL Battery – das Energiekonzept der CONOTECH Aquila-Serie

Die Aquila-Serie vereint die Vorteile beider im Markt etablierten Akku-Konzepte. Zum einen, ein im Gerät fest verbauter Akku. Dieser ist per USB-C Anschluss am Gerät in nur 1 Stunde auf 90% schnelladefähig. Zusätzlich kann das AQUILA eine entnehmbare Lithium-Ionen-Rundzelle vom kompakten Typ 18500 aufnehmen. Davon sind gleich zwei im Lieferumfang enthalten. Jeweils eine davon kommt dann mithilfe eines herausnehmbaren Batteriefachs an der linken Gehäuseseite ins Gerät. Das Fach ist in der Orientierung codiert, rastet solide mit seinen beiden Rastnasen an den schmalen Enden im Gehäuse ein, sodass das Gerät wieder staub- und wasserdicht gemäß der Schutzklasse IP67 ist. Der direkte Nutzen eines zusätzlichen, externen Akkus: Er stellt quasi einen Laufzeitverlängerer dar, welcher unterbrechungsfrei gewechselt werden kann. In der Sequenz nutzt das Aquila erst die externe Zelle, sofern eine vorhanden ist und ausreichend Ladung aufweist. Die Grundversorgung mit Strom leistet der größer dimensionierte, interne Akku. Auch der Betrieb ohne den externen Akku ist möglich. Der Ladestand beider Akkus (intern & extern) wird im Bildschirm rechts oben mit zwei separaten Batteriesymbolen angezeigt.
Alternativ verfügt das Gerät auch über einen USB-C Anschluss für externe Stromeinspeisung per Powerbank. Eine automatische Standby-Funktion nach zwei Minuten Inaktivität oder der Möglichkeit den stromsparenden Standby-Modus manuell per Tastenkombination zu aktivieren, helfen beim Stromhaushalt. Kommt dann Wild in Anblick, einfach eine beliebige Taste drücken und das Aquila ist sofort wieder in Betrieb.
Für den Praxistest nahmen wir das Gerät zum nächtlichen Ansitz auf Schwarzwild mit. Bei einer Umgebungstemperatur von rund 15 °C, konnten wir eine Laufzeit von rund 3,5 Stunden der auswechselbaren 18500 Zelle beobachten. Als Gesamtlaufzeit ist für das Gerät ein Dauerbetrieb von 10 Stunden (bei 22 °Celsius) angegeben. Natürlich ist zu erwarten, dass sich bei winterlichen Nachtschichten auf die Schwarzkittel diese Laufzeit verkürzen wird.
Technische Daten und Preise im Überblick: CONOTECH Wärmebildhandgeräte der Aquila PRO Serie
| Modell: | Aquila PRO 650 LIIR | Aquila PRO 650 | Aquila PRO 635 | Aquila PRO 335 |
Objektiv: | 50 mm | 50 mm | 35 mm | 35 mm |
Auflösung Sensor: | 640x512 px | 640x512 px | 640x512 px | 384x288 px |
Pixel Pitch: | 12 µm | 12 µm | 12 µm | 12 µm |
NETD: | < 15 mK | < 15 mK | < 15 mK | < 15 mK |
Auflösung Bildschirm: | OLED 1024x768 px | OLED 1024x768 px | OLED 1024x768 px | OLED 1024x768 px |
Sehfeld auf 100m: | 15,4 m | 15,4 m | 22 m | 13 m |
Vergrößerung (digital): | 2,7x - 14x | 2,7x - 14x | 1,9x - 17,5x | 3,3x - 9,9x |
Batterie: | Dual: Intern & | Dual: Intern & | Dual: Intern & | Dual: Intern & |
Interner Speicher: | 64 GB | 64 GB | 64 GB | 64 GB |
Schutzklasse: | IP 67 | IP 67 | IP 67 | IP 67 |
Laserentfernungsmesser: | Ja | - | - | - |
Gewicht: | 560 g | 540 g | 540 g | 540 g |
Preis: | 2.499,- Euro | 2.289,- Euro | 1.799,- Euro | 1.399,- Euro |
Fazit zum CONOTECH Aquila PRO 650LIIR
CONOTECHs Slogan „Precision without compromise” zieht sich als roter Faden durch diesen Produkttest, wie auch den vorangegangenen (Avata 335). Die hochwertige Gestaltung der Produktverpackung, die robuste und durchdachte Reißverschlusstasche sowie das Produkt selbst wären auf einer Punkteskala bei 9 von 10 angesiedelt, sofern es eine solche bei all4hunters geben würde...

Die Bedienbarkeit aller Tasten und die des Controller-Rades ist durchweg sehr taktil und definiert. Einzig und allein das Fokusrad ist sehr leichtgängig. Muss es auch zur sensiblen Bedienung mit dem kleinen Finger. Aber für unseren Geschmack war es zu leichtgängig. Uns war ein häufiges, unbeabsichtigtes verstellen des Fokus beim händischen Wiederaufnehmen des im Nackenriemen hängenden Gerätes wahrnehmbar. Eventuell wäre eine taktile Rasterung des Fokusrades einem höheren Widerstand wie beim Controller-Rad vorteilhaft.
Die Verriegelung des Batteriemagazins schnappt mit einem satten "schnapp" ein. Ebenso lässt es sich aber auch durch öffnendes Vorspannen der Riegel mucksmäuschenstill schließen und verriegeln.
Die Abbildungsleistung des großen 640er Wärmebildsensors durch einen Pixel Pitch von 12 µm mit einem NETD Wert <15 mK ist beachtlich fein und differenziert im Farbdetail. Mit dem Aquila PRO 650LIIR lässt dich problemlos Wild auf seine Charakteristischen Merkmale hin ansprechen.
Doch für wen und welchen Anwendungsbereich eignet sich das Modell nun? Das 50-mm- Objektiv in Kombination mit dem 640er Sensor resultiert beim Aquila PRO 650LIIR in einem Sehfeld von 15,4 m auf 100 m. Das Objektiv schafft eine optische Grundvergrößerung von 2,7-fach. Mit 5-fachem Digitalzoom lässt sich die Darstellung damit bis 14-fach Vergrößern. Ab ca. 10-fachem Digitalzoom wird das Bild dann schon sehr grob würfelig und lässt das Ansprechen von detaillierten Merkmalen dann kaum mehr zu. Kurzum, im offeneren Gelände mit weitreichenderen Beobachtungsdistanzen spielt das Aquila PRO 650LIIR seine Stärken voll aus. Der im Objektiv vollintegrierte Entfernungsmesser liefert auf Knopfdruck des Ringfingers wertvolle Entfernungsdaten zum Zielobjekt, was vor allem bei der nächtlichen Schwarzwildpirsch im Feld eine essenzielle Information darstellt. Wer in einem reinen Waldrevier zu Hause ist, für den sei eine Variante des Aquila PRO 635 mit einem Sehfeld von 22 m mit einem Vergrößerungsbereich von 1,9x bis 10x empfohlen. Diese gibt's allerdings bislang nur ohne den praktischen Laserentfernungsmesser.



