Jagdmunition 2014: Mit Vollgas in die Bleifrei-Falle?

Jagdmunition 2014: Mit Vollgas in die Bleifrei-Falle?
Hannes Krautzer - Gründer und Herausgeber von Jagd und Natur TV

Beim 11. „Großen Jagd Talk“ zum brennenden Thema bleifreie Jagdmunition diskutierten im historischen Waffensaal des österreichischen Herstellers Steyr Mannlicher Fachleute unter der Moderation von Hannes Krautzer, dem Herausgeber von Jagd und Natur TV. Während in Deutschland die ersten „Bleiverbote“ bei Jagdmunition wieder fallen, weil sich die artgerechte Tötungswirkung nicht bei allen bleifreien Geschossen nachweisen lies, ist man in Österreich in der Landesjägerschaft noch eher auf dem „Verbots-Trip“ von bleihaltiger Munition. Aber die Front bröckelt …
Das ist eine spannungsgeladene Ausgangssituation für eine interessante Diskussion:

Hier eine Vorstellung der Diskussionsrunde des 11. Großen Jagd Talks mit jeweils einem ersten Statement der Teilnehmer zur Bleifrei-Thematik bei Jagdbüchsenmunition:

Der österreichische Landesjägermeister Dipl. Ing. Peter Prieler:
„Der Neuentwicklung von wirksamer Jagdbüchsenmunition muss man sich ganzheitlich widmen. Mittelfristig haben wir Landesjägermeister uns klar für eine Reduktion des Bleianteils in der Munition bekannt.“

Univ. Prof. Dr. Hans Dieter Pfannenstiel, Biologe und Jäger:
“Es gibt durch Abschussberichte dokumentierte Zweifel an der tierschutzgerechten Tötung von Schalenwild durch bleifreie Munition.“

Ing. Oskar Krug, Techniker und Hegeringleiter:
„Ich will geringe Wildbret Zerstörung ohne Blei und geringe Fluchtstrecken.“

Dr. Holger von Stetten, Facharzt für Innere Medizin:
“Humantoxikologisch gibt es keinerlei Nachweis für sogenannte Bleiprobleme durch Jagdbüchsengeschosse. Dieses angebliche Problem wird künstlich ideologisch erzeugt.“

Wolfgang Holzinger, Geschäftsführer des österreichischen Großhändlers Dschulnigg GmbH und Mitglied des Boards of Directors der AFEMS, der Organisation der europäischen Sportmunitionshersteller:
“Die Thematik Bleifrei ist zu komplex für vorschnelle Beschlüsse.“

Ing. Gerhard Gruber, Waffentechniker und Leiter des Technischen Services des Munitionsherstellers RUAG Ammotec (Marken RWS, GECO):
“Das Privileg der Tötung von Wildtieren ohne Betäubung erfordert die bestwirksame Kombination von Waffe, Optik und Munition. Unnötiges Leid des Wildes ist durch eine tierschutzgerechte Tötung zu verhindern, unabhängig ob dies mit bleihaltiger oder bleifreier Munition geschieht.“

Joachim Streitberger, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Bundesverbandes Schießstätten e.V.: 

„Entscheidungen zu diesem Thema müssen auf Zahlen, Daten und Fakten beruhen, verschiedene Anforderungen sind gleichzeitig zu erfüllen.“


Bitte machen Sie sich selbst ein Bild und verfolgen Sie diese Diskussion aufmerksam, damit Sie „mitreden können“ - aber bitte nicht einfach so, sondern auf Basis von gesicherten Informationen. Dafür danken wir Hannes Krautzer und Jagd und Natur TV.

Wenn man das Ergebnis der Diskussion zu bleifreier vs. bleihaltiger Jagdmunition bei so einem komplexen Thema überhaupt zusammenfassen möchte, dann vielleicht wie folgt: 

  • Es ist nach aktuellem Wissensstand nicht angemessen, bleihaltige Jagdmunition zu brandmarken oder zu verbieten.
  • Eine Weiterentwicklung der Geschosskonstruktionen ist wünschenswert, damit so wenig Blei wie möglich (z.B. über Materialeinbringung oder Splitter) in das Wildfleisch gerät, so Prof. v. Stetten.
  • Man muss sich vor allem bei größeren Kalibern (wie 9,3 x 74) über das problematische Abprallverhalten (z.B. von einem Baum) Gedanken machen. Der Unterschied beträgt bis zu 80 Prozent. Das gilt, so Ing. Gerhard Gruber als unumstößlich, und ist ein echtes Sicherheitsthema für Jäger und Treiber.

Bleibt als Fazit:

Noch ist diese Diskussion nicht beendet. Weitere Untersuchungen und Diskussionen werden folgen. Aber die Jäger und die Vertreter der Jagd tun gut daran, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Denn die Stellung der Jagd ist gesellschaftlich ohnehin schwierig genug - so das Fazit des Moderators der Sendung, Hannes Krautzer.