Test: KRIEGHOFF Semprio - Ein innovativer Repetierer der Spitzenklasse

 

Jedermann mit elementaren Kenntnissen der Bedienung von Repetierern ist es gewohnt, die Patronen - seien es Schrot-, Flobert- oder Büchsenpatronen - via Bewegung der Kammer (Verschlusszylinder) ins Patronenlager zu schieben und durch eine Schliessbewegung des Kammerstengels nach vorne, den Verschluss zu verriegeln. 

Das gilt auch für alle bisher bekannten Vorderschaft-Repetierer, die  gerne als  Pumpguns bezeichnet werden. Da wird durch Vor- bzw. Rückwärtsbewegen des Vorderschaftes der Lade- bzw. Repetiervorgang ausgeführt. Die Patrone wird von hinten her ins Patronenlager geschoben. 

Die neue Repetierbüchse Semprio von KRIEGHOFF ist anders.

Bei der Semprio von KRIEGHOFF ist das anders. Die Idee ist sensationell, darauf muss man erst kommen. Mir ist bis jetzt keine Waffe bekannt, bei der der Lauf, beim Ladevorgang respektive Repetieren, über die Kammer geschoben wird. Wohl gab es früher Ansätze dafür, beim Bau von repetierenden Kanonen. Als ich das erste Mal davon hörte, hielt ich die Idee für völlig absurd. Ich qualifizierte das sofort selbstherrlich, als unnötige Lösung eines nichtexistenten Problems.

Da hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert. Ich war mir durchaus bewusst, dass man KRIEGHOFF als Waffenhersteller ernst nehmen muss. Zu Recht wie sich zeigte. Bei KRIEGHOFF wird dieses völlig neue System - durchaus elegant und zutreffend - als In-Line Repetierer bezeichnet.

Natürlich wird auch bei der Semprio die Patrone von hinten her ins Patronenlager geschoben. Nur bewegt sich dabei der Verschluss nicht - sondern der ganze Lauf. Absolut verrückt diese Idee, aber wie vieles vermeintlich Verrückte - eben genial! Es ist naheliegend, dass das Neue und Ungewohnte, gewöhnungsbedürftig ist. Das gilt vor allem auch für das Umdenken. Hat man das kognitiv geschafft, kommt man als „Mann der Technik“ nicht umhin, „das Ding“ zu bewundern. Und: Es  gefällt.

Als Skeptiker dachte ich sofort an die Schwierigkeit zu Repetieren, falls man an einem Baum angestrichen geschossen hat. Dabei kann ein angestrichen abgegebener Schuss kaum daneben gehen. Man geht kurz von der Anlage weg, das Repetieren geht wie von selbst. Auf Drückjagden wird meist auf kurze Distanz freihändig geschossen. Beim klassischen Repetierer muss daher die rechte Hand vom Abzugbügel weg und via Kammerstengel das Nachladen ausführen. Bei der Semprio bleiben beide Hände dort, wo sie sich vor dem Schuss befanden. Das Nachladen wird lediglich durch leichtes Vorschieben und Zurückziehen des Vorderschaftes - samt Lauf und Zielfernrohr - bewerkstelligt. Das geht verblüffend leicht und wie von selbst. Die Waffe funktioniert fast wie eine Selbstladebüchse. Nach dem Schuss bewegt sich der vordere Waffenteil einige Zentimeter selbständig nach vorne und leitet damit den Repetiervorgang ein. Das geht so schnell, dass die linke Hand automatisch die richtige Bewegung vollendet. Die erforderliche Kraft zum Repetieren ist denn auch sehr gering. Gemessen sind es unter 5 kg. Bereits ein Double Action Abzug eines Revolvers braucht 4,5 kg.

Beim Repetieren bleiben beide Hände permanent an der Waffe, es muss nicht umgegriffen werden. Kein Kammerstengel muss mit der rechten Hand ergriffen werden um anschliessend wieder zum Abzug zurückzukehren. Die Semprio dürfte damit der schnellste manuelle Repetierer auf dem Markt sein. Sofern das ein Beurteilungskriterium sein mag.

Der Schuss geht nicht mehr nach hinten los…

Wir sind in letzter Zeit da und dort durch Geschichten von nach hinten ins Gesicht des Schützen fliegenden Verschlüssen etwas verunsichert worden. Obwohl in den meisten Fällen, der Fehler beim Schützen (Wiederlader?) zu orten war, ist der Gedanke eines mit 3.500 bar nach hinten beschleunigten Verschlusszylinders nicht sonderlich Vertrauen erweckend. Bei der Semprio kann so etwas nicht passieren. Im dümmsten Fall würde der Lauf samt Vorderschaft und Zielfernrohr Richtung Ziel - also vom Schützen weg -  fliegen. Ich habe es zusätzlich als angenehm empfunden, dass beim Nachladen kein Verschlusszylinder bedrohlich nahe gegen das Gesicht des Schützen fährt. 

Krieghoff Semprio im Koffer
Im maßgefertigten Koffer ist die KRIEGHOFF Semprio samt Zubehör bestens aufgehoben.
Auch bei der Jagd im Gebirge ist die Semprio von KRIEGHOFF eine ausgezeichnete Wahl.

Take down - das Modewort

Die Semprio von KRIEGHOFF ist die wahrscheinlich genialste Take-down Waffe. Selbst schusselige Jäger mit zwei linken Händen, schaffen das Zerlegen der Waffe in zwei handliche Teile innerhalb von 30 Sekunden. Da fliegen keine losen Bolzen, Scheiben oder Federn weg, man muss auch nicht überlegen, wie das Zusammensetzen geht. Es ist einfach, logisch und selbsterklärend. Es ist schlicht unmöglich da etwas falsch zu machen.

Die Semprio von KRIEGHOFF ist als ...
... Jagdwaffe hervorragend geeignet.

KRIEGHOFF Semprio: das Magazin

Das solide Kastenmagazin ist bei geschlossenem Verschluss gegen das Herausfallen 100%ig geschützt. Alles hat zwei Seiten: Der Eine mag monieren, dass das Magazin bei gewissen Waffen nicht gegen Herausfallen gesichert ist. Das ist bei der Semprio nicht der Fall. Die Magazinkapazität beträgt bei Standard-Kalibern 4+1 Schuss, bei Magnum-Kalibern  3+1 Schuss. 

KRIEGHOFF Semprio: der Abzug

Der Kombiabzug der Semprio ist so ziemlich das Beste, was bei Jagdwaffen zu finden ist. Die sogenannten Feinabzüge sind zwar weit verbreitet, sie können aber zum Abreissen des Schusses verleiten. Das ist auf kurze Distanzen nicht tragisch, kann aber beim präzisen Schuss auf grössere Distanzen hinderlich sein. Feinabzüge sollten aus Sicherheitsgründen nicht unter 1.000 g Abzuggewicht einreguliert werden. Da ist der Kombiabzug der Semprio - mit einstellbarem  Rückstecher - ideal und perfekt auch für den präzisen Schuss auf grössere Distanz, sei es angestrichen oder aufgelegt. Ab Werk ist der Direktabzug von KRIEGHOFF auf 1.250 g eingestellt. 


KRIEGHOFF Sicherung

Ein moderner Repetierer besitzt fast selbstverständlich eine Handspannvorrichtung. Der handlich angebrachte Spannhebel braucht nicht eine Rampe hinaufgestoßen werden, sondern wird mit dem Daumen ca. 1 cm nach vorne gestoßen. Das geht natürlich völlig geräuschlos, ebenso das Entspannen, sofern man nicht geschossen hat. Bei geladener Waffe ist der Verschluss verriegelt und lässt sich erst nach der Schussabgabe - beim Repetieren - öffnen. Zum bewussten Öffnen z.B. beim Entladen, wird der Spannschieber - in entspannter Stellung ca. 30 Grad nach rechts gedreht und kurz eingedrückt. Jetzt ist die Sperre gelöst, der Verschluss kann geöffnet und das Magazin entfernt werden. Das Spannen geht eher streng, was auf ausreichende Schlagbolzenenergie schließen lässt. Der Daumen muss mit einer Kraft von ca. 6,5 kg drücken. Die ergonomisch günstige Form und Anordnung des Spannschiebers macht das Spannen trotz kurzem Weg leicht, d.h. es fühlt sich leicht an. Das ist kein Widerspruch sondern Ergonomie… Das Ganze nennt sich bei KRIEGHOFF Kombi-Handspannung für Spannen, Entspannen und das Öffnen des Verschlusses.


Schaftform der KRIEGHOFF Semprio

Die Schaftform entspricht der modernen Gestaltung mit geringer Senkung und ermöglicht einen schnellen Anschlag. Hochklassige Schafthölzer werden zusehends rarer und somit auch teurer. KRIEGHOFF stattet die Semprio auf Wunsch mit edlen und teuren Wurzelmaserschäften aus. Für preisbewusste Kunden wird ein recht gefälliger Standardschaft geliefert. 

Die Schaftform der Semprio entspricht einer modernen Gestaltung mit geringer Senkung und ermöglicht einen schnellen Anschlag.

In einen normalen Nussbaumschaft werden mittels Laser zusätzliche Maserungen eingebrannt. Das sieht gut aus und wirkt keinesfalls kitschig, wie man zuerst mutmassen würde. Die Fischhaut ist - aus Kostengründen -mittels Matrizen ins Holz eingeprägt. Der Funktionalität tut das keinen Abbruch. Neuerdings sind für die Semprio auch Lochschäfte zu haben. Da kommt das Nachladeprinzip voll zur Geltung. Das Einfädeln des Daumens nach dem Repetieren entfällt.


Zielfernrohr Montage

Auf der Verschlusshülse sind zwei Schwalbenschwanz-Einfräsungen vorhanden, die das Aufsetzen und Demontieren eines Zielfernrohrs leicht machen. Das Zielfernrohr lässt sich sehr niedrig montieren. Viele Leute schätzen das, vermutlich weil sie bei höher montierter Optik Verkantungsfehler befürchten. Das ist nicht der Fall, die Höhe der Optik hat auf das Verkanten einen sehr geringen bis keinen Einfluss.


Visierung

Die offene Visierung ist perfekt für die Drückjagd geeignet. Kimme und Korn sind mit tageslichtleuchtenden Punkten versehen, die das Erfassen des Zieles perfektionieren. Auf kurze Distanzen ist kein Zielfernrohr erforderlich, das ist für den schnellen Schuss optimal. Manche Jäger misstrauen den aufgesattelten Visierungen. Nicht ganz zu Unrecht. Solche Visierungen können die Schussleistung einzelner Läufe beeinträchtigen. Bei KRIEGHOFF wurden umfangreiche Versuche in dieser Richtung durchgeführt.
Die Entwickler der Semprio versichern glaubhaft, dass die Visierung die Schusspräzision nicht beeinflusst. Was man kritisieren könnte ist, dass die Kimme recht weit vorne aufgesetzt ist und die Visierlinie dadurch eher kurz ausfällt. Immerhin ist das Montieren auch großer Zielfernrohre dadurch problemlos.


Die Ausstattung / technische Daten / Preise:

Zur Serienausstattung der KRIEGHOFF Semprio gehören:

Rückstecher im Abzug, Universal-Abzug-System und Kombi-Handspannung sowie „Click-and-Go“-Riemenbügel, Schaft mit Semprio-Backe und Baskülenfinish in Schwarz (Hart-Coat-beschichtet).

Jede Semprio wird im Semprio GunPack ausgeliefert.


FOLGENDE STANDARDKALIBER SIND VERFÜGBAR:

.223 Rem., .243 Win., 6,5 x 55 SE, .270 Win., 7 x 64, .308 Win., .30-06, 8 x 57IS, 9,3 x 62

 

Preis in Standard Kalibern: 2.802 € (Deutscher Verkaufspreis inkl. 19% MwSt)
- Standardlauflänge: 55 cm; 
- Standardschaftholz mit Ölfinish;

- Standardschaftlänge: 37 cm inkl. 15 mm Gummischaftkappe in  Schwarz; 
- Rechtsschaft mit Semprio-Backe.


FOLGENDE MAGNUM-KALIBER SIND VERFÜGBAR:

7 mm Rem. Mag., .300 Win. Mag., .375 Ruger

 

Preis in Magnum Kalibern:  3.027 €

(Deutscher Verkaufspreis inkl. 19% MwSt)

- Standardlauflänge: 63 cm;
- Standardschaftholz mit Ölfinish;
- Standardschaftlänge: 37 cm inkl. 15 mm Gummischaftkappe in Schwarz;
- Rechtsschaft mit Semprio-Backe.


Unser Fazit aus dem Praxistest mit der KRIEGHOFF Semprio:

Wir haben hier nur die wichtigsten Teile der Semprio beschrieben. Es gibt noch den Verschlusskopf, der mit einem Handgriff entfernt werden kann. Die Waffe ist dann schießuntauglich. Dann gibt es eine spezielle Sicherheitsstellung, dass auch andere Jäger den sicheren Status der Waffe erkennen können, analog der gebrochenen Kipplaufbüchse. 

Die Semprio polarisiert. Diejenigen, die diese Waffe besitzen, sind begeistert, diejenigen, die sie nicht kennen, verstehen sie häufig nicht. Eine aus dem täglichen Leben nicht ganz unbekannte Feststellung. In Summe ist die Semprio von KRIEGHOFF eine perfekte, begeisternde Neuentwicklung und eine Allround-Büchse ohne erkennbare Fehler oder Mängel. Sie kann vorbehaltlos für alle Jagdarten empfohlen werden. Uns jedenfalls hat das neue In-Line Repetiersystem überzeugt und begeistert zugleich.


Weitere Informationen zur Krieghoff Semprio finden Sie direkt auf der Webseite von Krieghoff.

Hier finden Sie den Krieghoff Katalog 2016 zu Sportwaffen und Jagdwaffen bei all4shooters.com

Lesen Sie einen Beitrag über die Krieghoff Classic Doppelbüchsen für die Jagd bei all4hunters.de.