Test & Technik: 1911er Pistole Wilson Combat Classic Stainless in .45 ACP

Bill Wilson gründete 1977 ein Unternehmen, das sich auf das Kurzwaffen-Tuning für den wachsenden Schießsport der "International Practical Shooting Confederation" (IPSC) und der "United States Practical Shooting Association" (USPSA) fokussierte.

Vom Beginn an standen 1911er-Typen im Mittelpunkt von Wilson Combat – wie die Umwandlung von Colt-Fabrikaten in "Full House Race Guns". Heute produziert die US-Custom-Schmiede ihre modernen Government Modelle selbst. Im Bereich der Kurzwaffen widmete sich Bill Wilson aber auch Modellen wie der FN High Power, einigen Smith & Wesson-Typen und aktuell auch der Beretta 92, wie das Wilson-Modell 92G Brigadier Tactical beweist. Sogar Langwaffen vom Typ AR9/10/15 finden sich derzeit im Portfolio des Unternehmens.

Guss- oder MIM-Teile sind Wilson Combat in der Regel fremd und die Produktion an Kurzwaffen lag in den letzten Jahren auch im tiefen vierstelligen Bereich – also eine echte Custom-Fertigung.

Die Wilson Combat Classic Stainless 1911er Pistole bringt noch zusätzlich einige aufpreispflichtige Sonderausstattungen mit: eine aufwändige Hand-Punzierung an Grifffront und –rücken für 450,- US-Dollar Aufpreis sowie sogenannte "Carry Cuts" an der Front (75,- Dollar), um das Holstern der Waffe zu verbessern.

Die Wilson Combat Classic Stainless in .45 ACP im Detail:

Die 1911er Pistole Wilson Combat Classic Stainless von vorne
An den vorderen Kanten des Verschlusses nahm Wilson Combat etwas Material ab, um die Holsterfreundlichkeit zu erhöhen.
Der hintere Teil der Kurzwaffe Wilson Combat Classic Stainless
Der skelettierte Hammer der Wilson Combat Classic hat einen sehr guten Gang, lässt sich aber durch die schwachen Rillen nicht so gut spannen.

Das Fullsize-Government-Griffstück überzeugt mit einer tollen Handlage. Die gestippelte Punzierung auf der Griffvorderseite und dem flachen Schlagfedergehäuse kostet zwar einen deftigen Aufpreis, entschädigt jedoch durch eine wunderbare und griffige Haptik und eine wertige Optik.

Die dunklen Double-Diamond-Holzgriffschalen mit ihrem mittigen Silberemblem geben unterstützenden Seitenhalt.

Die Bedientasten liegen gut positioniert auf der rechten Griffstückseite. Sie lassen sich allesamt "rund" bedienen und rasten sauber ein. Die Ergonomie des Schlittenfanghebels dürfte griffiger ausfallen. Zwar handelt es sich um ein klassisches Government-Griffstück, für die rein einseitige Bedienung gibt es jedoch einen Abzug.

Die voll einstellbare Kimme kommt mit einem glatten Kimmenblatt und einem unterschnittenen Balkenkorn. Eine schnelle Zielerfassung ist mit dieser Anlage eher nicht möglich und auch das Visierbild der Testwaffe wirkte wenig kontrastreich. Der skelettierte Alu-Abzug mit einstellbarem Triggerstop bricht bei einem Top-Wert von 1.500 g. Auch seine Charakteristik kann überzeugen. Leider steht er nicht 100 % trocken.

In puncto Repetierablauf/Sicherheit gibt es wie auch bei der Verarbeitung keine Gründe für einen Punktabzug. Die Wilson Combat Classic Stainless zeigt sich absolut hochwertig und detailgenau gefertigt.

Die Laufbaugruppe ist exakt eingepasst und auch der Schlitten läuft spielfrei auf den Griffstückschienen. Trotzdem liegen die Baugruppen nicht derart stamm aneinander, dass man die Wilson Combat Classic Stainless nur mit hohem Kraftaufwand repetieren kann. Mit GECO-Patronen in .45 ACP erreichte die Pistole im Schießtest einen 36-mm-Streukreis - das ist sehr gut und gibt volle Punktzahl.

VISIER-Bewertung der Wilson Combat Classic Stainless

VISIER-Bewertung 
Punkte
Präzision (max. 50 Punkte)
50 Punkte
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte)
10 Punkte
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte)
9 Punkte
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte)
5 Punkte
Bedienelemente (max. 10 Punkte)
8 Punkte
Visierung (max. 5 Punkte)
3 Punkte
Verarbeitung (max. 10 Punkte)
10 Punkte
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte)
95 Punkte
Testurteil
ausgezeichnet
Prädikat
6 von 6
Die Wilson Combat 1911er Pistole im Kaliber .45 ACP in ihre Einzelteile zerlegt
Auch das Teile-Puzzle der Wilson Combat Classic folgt Brownings Spuren (von oben): Laufbrillenstück, Verschluss, Lauf, Führungsbuchse, Schließfeder auf Führungsstange, Griffstück, Schlittenfanghebel. Und rechts liegt das 47D-Magazin.

Wilson Combat Classic Stainless: technische Daten und Preis

Modell:
Classic Stainless
Hersteller:
Wilson Combat
Kaliber:
.45 ACP
Magazinkapazität:
8 + 1 Patronen
Abmessungen:
(LxBxH)
222 x 30 x 149 mm
Lauflänge:
127 mm
Abzugsgewicht:
1.500 g
Gesamtgewicht:
1.127 g (mit leerem Magazin)
Preis:
5.490,- Euro

Ausstattung: Custom-1911er-Nachbau, Schlitten und Griffstück aus Stainless Steel, Griffstück von Hand punziert, Single-Action-Abzug, Holz-Griffschalen, voll einstellbares Wilson TRT-Visier, Beavertail.

Fazit zum Pistolentest der Wilson Combat Classic Stainless

Die Wilson Combat Classic Stainless ist eine absolut hochwertig verarbeitete 1911er-Pistole mit guter Präzision. Mit dem ein oder anderen Kreuzchen auf der Ausstattungsliste verwandelt sich die Classic Stainless in eine individuelle Custom Gun.

Ebenso wie die Qualität spielt auch ihr Preis in einer höheren Liga: Mit knapp 5.500,- Euro ist die Pistole kein Schnäppchen. Die Wilson Combat Classic Stainless kommt in einer grau-grünen Transporttasche, mit Bushing-Schlüssel und Ersatzfeder.

Weitere Informationen zu der Wilson Combat Classic Stainless finden Sie direkt auf der Website des Herstellers.


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Weitere Pistolentests im Kaliber .45 ACP aus VISIER Special 84:

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