Vergleich: Korth National Standard vs. Smith & Wesson M686 Revolver

Schon die Produzenten der beiden hier vorgestellten Revolver trennen nicht nur kilometermäßig Welten voneinander. Das börsennotierte Unternehmen Smith & Wesson gehört seit bald 165 Jahren zu den bedeutendsten, traditionsreichsten US-Großserienherstellern. Der junge, deutsche Produzent PTW-Korth Technologies GmbH aus Lollar, hingegen fertigt ihre Waffen in ihrer Edelmanufaktur in Kleinstserien.

Dennoch ist die Frage berechtigt, wie weit die beiden in ihrem äußeren Erscheinungsbild miteinander vergleichbaren Revolver "Made in USA" und "Made in Germany" trotz ihres völlig unterschiedlichen Preisniveaus in Verarbeitung, Abzugsqualität und schlussendlich Schussleistung auseinander liegen?

Smith & Wesson Modell 686 International Revolver

Zündstift der Revolver Korth und S&W
Schlicht und praktikabel ist der Smith & Wesson-Hammer (rechts), das Korth-Schlagstück (links) wirkt durch seine Skelettierung etwas sportlicher.
Kimme der Revolver Korth National Standard und S&W M686
Beim Smith & Wesson ist die typische Röllchen-Kimme (links) etwas nach hinten ausgelagert, was die Visierlinie um ein paar Millimeter verlängert. Die Korth Kimme (rechts) wirkt auf den ersten Blick wie ein festes Visierelement, ist aber vollends verstellbar.

Der Smith & Wesson Modell 686 Distinguished Combat Magnum aus rostträgem Stahl ist so stark bei deutschen Sportschützen verbreitet, dass er eigentlich kaum einer Vorstellung bedarf.

Mit der Markteinführung dieses eleganten Revolvers im Jahre 1981 ist dem geschichtsträchtigen Hersteller sicherlich ein großer Wurf geglückt. 

Im Laufe seines mittlerweile 35-jährigen Daseins hat der klassische Sportrevolver aus Springfield/USA immer wieder Veränderungen erfahren. Das hier gezeigte M686-6 "International"-Modell unterscheidet sich von einem gewöhnlichen 686 durch die nicht geflutete Trommel, die hübschen aber glatten Rosenholz-Griffschalen sowie das matte, mit Glasperlen gestrahlte Oberflächenfinish.

Abzug, Hammer und Trommelschieber werden im kostengünstigen MIM-Verfahren hergestellt, was ein nachträgliches Abzugstuning schwer macht.

Der Smith & Wesson M 686 International Revolver im Gesamtpaket

Lauf der Revolver Korth und S&W im Vergleich
Beim Smith & Wesson ist der Lauf einteilig konstruiert (rechts), beim Korth sind Laufseele und Mantel getrennt (links). Das erleichtert beim deutschen Sportrevolver den Austausch, falls dieser mal nötig sein sollte.
Trommel der Waffen
Beim Smith & Wesson (oben) wird zur Trommelentriegelung der Schieber in gewohnter Weise nach vorne, beim Korth (unten) etwa im 45-Grad-Winkel nach vorne und oben geschoben.

Das Verarbeitungsniveau von Smith & Wesson-Revolvern schwankt und hat Höhen und Tiefen erlebt. Unsere Testwaffe hatte in dieser Hinsicht ein Hoch erwischt: Kein fühlbares Längsspiel in der Trommeleinheit und auch das Timing passte gut.

Zudem war der Trommelspalt mit 0,1 Millimeter eher im unteren Bereich angesiedelt. Die Trommelausgänge waren gleichmäßig auf 9,10 Millimeter gerieben. Lediglich der mit einem Standarddrall von 1-476 mm ausgestattete Lauf war etwas zu fest eingeschraubt.

Eine nahezu auf das Feldmaß von 8,79 Millimeter geschliffene Fluchtlehre ließ sich nicht durch den Bereich schieben, in dem der Lauf im Rahmen eingeschraubt ist. Das kann dazu führen, dass hier die Geschosse "heiß" herunterkalibriert werden, was für die Präzision dann meist nicht förderlich ist.

Die digitale Lyman-Abzugswaage konnte den Wert des Double-Action-Abzuges nicht erfassen, so dass das Spannabzugsgewicht jenseits der 5.500 Gramm lag. Bei vorgespanntem Hammer betrug das Abzugsgewicht im Single-Action-Modus vergleichsweise hohe 2.330 Gramm.

Im geringen Umfang lässt sich das Abzugsgewicht mit der an der Blattfeder anliegenden Justierschraube an der Griffrahmen-Vorderseite simpel und schnell regulieren, wenn die Griffschalen abgenommen sind. Allerdings vermindert man dadurch auch zwangsläufig die Schlagenergie, was nicht jedes Zündhütchen mitmacht.

Der Smith & Wesson M686 International geht hierzulande für 1.224,- Euro über die Ladentheke und kostet somit gerade einmal 19,- Euro mehr als ein standardmäßiger 686 (UVP inkl. MwSt.). 

S&W M686 International Revolver - die technischen Daten

S&W M686 International von rechts
Stark verbreitet unter den Sportschützen: Das Smith & Wesson Modell 686 Distinguished Combat Magnum aus rostträgem Stahl.
Hersteller
Smith & Wesson
Modell
686 -6 International
Kaliber
.357 Magnum
Lauflänge- /profil
6"/152 mm- 5 Felder-Züge
Drall-Länge/Laufdiameter
1-18,75"/476 mm-Rechtsdrall
Trommellänge/Durchmesser
39,7 mm
Trommelspalt
0,1 mm
Trommelausgang
9,10 mm
Kimme
3,15 mm Mikrometerkimme
Korn
3,15 mm Targetkorn
Visierlänge
202 mm
Abzugssystem, Widerstand*

DA/SA , DA: > 5.500 Gramm,

SA: 2.230– 2.440 Gramm

Mittelwert: 2.330 Gramm

Gesamtgewicht
1.319 Gramm
Maße (HxBxLin mm)
288x40x146
Preis
1.224,- Euro

*Mittel aus 5 Messungen mit der Lyman Digital Trigger Gauge

Korth National Standard

Korn der Revolver Korth und S&W
Vergleich: Bei beiden Sportrevolvern lassen sich die verstifteten Korne nach Belieben und persönlichen Präferenzen austauschen.

Der Korth National Standard ist im Gegensatz zu dem schon über drei Dekaden auf dem Markt vertretenen Smith & Wesson 686 ein wahrer Jungspund. Aber wie im Wilden Westen kommt auch hier irgendwann mal ein Jüngerer, der den Alten zum Duell fordert. 

Der neue .357er aus Deutschland ist kein Massenprodukt und den höchsten Qualitätsanspruch von Willi Korth haben sich auch die neuen Eigentümer auf die Fahne geschrieben. Auch hier wird der Rahmen im Gesenk geschmiedet und auf einem hochmodernen CNC-Maschinenpark in Formvollendung gebracht. Günstige MIM-Teile sucht man beim Korth National Standard allerdings vergeblich. Nahezu alle Teile werden aus dem Vollen gedreht oder gefräst.

Hinsichtlich der Silhouette ähnelt er mit seinem bis zur Mündung reichendem, schwerem Ejektor-Gehäuse einem S&W M686, ein Merkmal, das beiden Waffen eine positive Vorderlastigkeit verleiht.

Der eingesetzte Lothar Walther-Semi-Polygonlauf besitzt mit 1-250 mm einen wesentlich kürzeren Drall als der S&W M686. Dies birgt wiederum Vorteile bei der Nutzung von .357 Magnum-Munition mit schweren Geschossen oberhalb der klassischen 158 Grains, zumal Wiederlader aufgrund der um 1,8 mm längeren Trommel die Projektile auch weiter heraussetzen können.

Doch auch bei moderateren .38 Special Laborierungen mit leichten Geschossgewichten bis 125 Grains dürfte sich der kürzere Drall positiv in Sachen Präzision bemerkbar machen. Der Griffrahmen des Korth National Standard ist mit dem S&W L-Frame Round Butt baugleich, was eine Nachrüstung mit den zahlreich auf dem Markt vorhandenen M 586/686-Griffen von Fremdzulieferern ermöglicht.

Korth National Standard Revolver - die technischen Daten

Korth National Standard Revolver von rechts
Der Korth National Standard Revolver ist noch sehr neu auf dem Markt im Vergleich zum Smith & Wesson M686.
HerstellerKorth
Modell
National Standard
Kaliber
.357 Magnum
Lauf, Laufprofil
6"/152- 6 Flächen-Semi-Polygon
Drall Länge/Laufdiameter
1-250 mm Rechtsdrall
Trommellänge/Trommelausgang
41,5mm/9,07mm
Trommelspalt
0,1mm
Kimme
4,0mm, Mikrometerkimme
Korn
4,0mm
Visierlänge
194 mm
Abzugssystem, Widerstand*

DA: 3.900-4.340 Gramm,

Mittel 4.120 Gramm

SA 1.630 bis

1.810 Gramm, Mittel 1.700 Gramm

Gesamtgewicht
1.204 Gramm
Extras
Hartschalenkoffer, Visiersteller
Preis
3.190,- Euro

* Mittel aus 5 Messungen mit der Lyman Digital Trigger Gauge

Die Abzugsmechanik der Korth National Standard

Trommelachse der Waffen
Simpler als beim S&W M686 gestaltet sich auch der Ausbau der Trommeleinheit bei der Korth National Standard.

Der deutsche Revolver offenbarte keine Schwächen: Das Timing passte perfekt, kein Längsspiel der Trommeleinheit und auch der Trommelspalt war mit 0,1 Millimeter gering eingestellt. Die Trommelausgänge waren gleichmäßig auf 9,07 Millimeter gerieben.

Kultivierter als sein US-Gegenspieler zeigte er sich in der Abzugsmechanik und den werksseitig eingestellten Abzugsgewichten. Der Double-Action-Wert lag bei rund 4.200 Gramm, im Single-Action-Modus betrug der Widerstand 1.700 Gramm. Zudem lassen sich der Abzugswiderstand als auch die Charakteristik durch den Austausch der beiliegenden Druckröllchen individuell anpassen. 

Simpler als beim S&W M686 gestaltet sich auch der Ausbau der Trommeleinheit. Die Betätigung des Druckknopfes auf der rechten Rahmenseite reicht schon aus, um sie aus dem Rahmen entnehmen zu können. Dies macht nicht nur die Reinigung, sondern auch einen Kaliberwechsel besonders einfach, denn Korth offeriert für den National Standard eine 9 mm Luger-Wechseltrommel. Der Zylinder kommt aufgrund des speziell konstruierten Krallensystems ohne die typischen Halb- oder Vollmond-Halteclips für die randlose Pistolenpatrone aus und erweitert das Einsatzspektrum des Revolvers.

Die Oberfläche des Revolvers überzieht eine anthrazitfarbene, edel wirkende Hartstoffbeschichtung, die wesentlich unempfindlicher ist als die klassische Brünierung. Das zeigt sich auch in der Pflege, denn nach dem Test findet bei uns natürlich immer das (manchmal auch lästige aber unvermeidliche) Putzen statt und da lassen sich die Verschmutzen wesentlich leichter von den glatten Oberflächen der Hartstoffbeschichtung entfernen als von raueren Flächen.

Mit einer Breite von 4,0 Millimeter im Vergleich zu 3,15 Millimeter des S&W M686 ist das Rampenkorn des Korth National Standard zumindest nach unserem Geschmack recht wuchtig ausgefallen. Das ist aber ebenso wie der korrespondierende Lichtspalt im Kimmen-Blatt eine sehr individuell zu bewertende Angelegenheit.

Die Kleinserienfertigung, hohe Verarbeitungsgüte und besonderen technischen Merkmale haben ihren Preis. So kostet der Korth National Standard 3.190,- Euro (unverbindliche Preisempfehlung inkl. MwSt.) und ist damit rund 2,5 Mal so teuer wie sein nordamerikanischer Gegenspieler.

Korth National Standard und Smith & Wesson M686 International auf dem Schießstand

Schussbild des Korth National Standard Revolver
Korth National Standard Topschussbild mit 26 Millimetern (Hornady 125 Grains American Gunner)

Doch im Detail feinere Verarbeitung und Ausstattung muss nicht zwangsläufig höhere Praxistauglichkeit und bessere Schussleistung bedeuten. Um hier für Aufklärung zu sorgen, wanderten die beiden Duellanten in die Spannbacken der Ransom Rest-Schießmaschine.

Die Präzisionsüberprüfung erfolgte pro Munitionssorte mit zwei Trommelladungen, also 12 Schuss, um eine größere statistische Aussagefähigkeit zu erhalten. Es wurden zehn Laborierungen, davon zwei .38 Special sowie acht .357 Magnum Laborierungen, verschossen. Somit war also im Gewicht von 125 bis 180 Grains sowie in den Geschwindigkeiten von etwa 260 bis 450 m/s alles vertreten.

Erstaunlicherweise fielen die Mündungsgeschwindigkeiten des Smith & Wesson M686 International trotz etwas weiterer Trommelbohrungen höher aus als beim Korth National Standard. Zudem erreichte der günstigere US-Revolver mit 24 mm, erzielt mit der .357 Magnum 158 Grains Hohlspitz-Kegelstumpf-Fabrikmunition des brasilianischen Herstellers Magtech bei beachtlichen 380 m/s, das beste Einzelresultat im Gesamttest.

Topschussbild auf dem Schießstand mit S&W M686 Revolver
Smith & Wesson M686 International Topschussbild mit 24 Millimetern (Magtech 158 Grains JHP)

Das Spitzenschussbild des deutschen Edelrevolvers fiel um lediglich zwei Millimeter größer aus und die 26 mm wurden mit der flotten .357 Magnum 125 Grains Hornady American Gunner XTP TC-Fabrikmunition geschossen.

Der rechnerische Präzisionsdurchschnittswert des Korth National Standard betrug 41 mm, während hier der Smith & Wesson M686 International mit 49 mm um acht Millimeter schlechter abschnitt. Der deutsche Edelrevolver schoss somit etwas gleichmäßiger bei dieser Bandbreite an Testmunition. 

Korth National Standard und

Smith & Wesson M686 International im Fazit

Klare Sache, der Smith & Wesson M686 ist nicht umsonst seit Jahrzehnten der beliebteste Sportrevolver, steht er doch nach wie vor in einem echt guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Doch wer es etwas nobler mag, der wird von einem Korth National Standard Revolver nicht enttäuscht werden. Bei ihm ist in Sachen Verarbeitung, Schlossgang, Ausstattung, Handhabung und letztendlich auch Schussleistung  alles noch ein bisschen besser.

Auch der Werterhalt beziehungsweise Wiederverkaufswert dürfte nach Jahren besser sein, als bei dem ordinären US-Massenprodukt. Ob einem das allerdings einen um nahezu 2,5-fach höheren Preis wert ist, kann nur jeder Schütze für sich individuell entscheiden.

Die Preise verstehen sich als unverbindliche Preisempfehlung inklusive Mehrwertsteuer. Stand der Preise: Juni 2017.


Nähere Informationen zu Waffen von Korth finden Sie direkt auf der Webseite des deutschen Waffenherstellers.

Eine Weiterentwicklung des Korth National Standard Revolver ist der neue Korth Super Sport RGX. Hier erfahren Sie mehr über den Revolver im Kaliber .357 Magnum.

Produktinformationen zu Waffen von Smith & Wesson finden Sie direkt auf der Webseite des US-Waffenherstellers.

Hier finden Sie einen Test des Smith & Wesson M28 Highway Patrolman Revolver.

Den umfangreichen Test mit allen Schußleistungen und Tabelle finden Sie in der caliber 11+12/2016. Die Ausgabe können Sie bequem im VS Medien Online-Shop nachbestellen.