Test: STP IPSC-Matchpistole DAG 5.5 in Kaliber .40 S & W.

Fällt in Schützenkreisen die Kaliberbezeichnung .40  Smith & Wesson, ergänzt meist sofort jemand mit dem Begriff IPSC. Fragt daraufhin ein Anderer nach: "Und sonst?", wird es in der Regel still. Nach längerem Nachdenken verdichtet sich diese Stille öfters zu betretenem Schweigen. Aber es sei dort begonnen, wo hinsichtlich dieses Kalibers alles ganz klar ist, beim Deutschen Schützenbund, kurz DSB: Der listet in der Sportordnung die .32  S & W long, die .38 Special, die .357 und die .44 Magnum sowie die Pistolenkaliber 9 mm  Luger und .45  ACP. Andere Zentralfeuer-(Groß)Kaliber für Kurzwaffen stehen da  nicht und damit findet die .40 S & W im DSB schlichtweg nicht statt. Was in der DSB-Sportordnung nicht aufgenommen ist, kann auch nicht befürwortet werden.

STP DAG 5.5 in Kaliber .40 S & W in den verschiedenen Schießsport-Verbänden

Die Prommersberger: STP DAG 5.5 in .40 S & W. im schönen design
STP DAG 5.5: Farbwahl und Oberflächen harmonieren perfekt. Neben dem schicken Äußeren bietet die DAG auch jede Menge Technik.

Bei den anderen Schießsportverbänden findet sich für die .40 S & W, nun ja, immerhin etwas. Der Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP) kommt in seiner Positivliste zugelassener Pistolen (Dienstpistolenliste DP  1 m/  DP  2) auf rund zwölf Muster im Kaliber .40  S & W. Das liest sich erst einmal ganz gut. Nur stehen über 100  Modelle in 9  mm Luger dagegen und weit über 40  Modelle in .45  ACP. Die 10-mm-Patrone .40  S & W führt dort eher ein Schattendasein. Denn in einer Ringwertung, zum Beispiel DP  1  /  2, können Kaliber zwischen .25 und .456 in Frage kommen. Übungen, die beispielsweise mit einer H  &  K USP in 9  mm  Luger, .40  S & W oder .45  ACP geschossen werden könnten, dürften den Schützen eher veranlassen, zum Kaliber .45 als zum kleineren .40 zu greifen. Beide sind auch etwa gleich teuer. So kosten (März 2022, Frankonia) je 1.000   Sellier & Bellot-Patronen in .40  S & W 504,-  Euro, im Kaliber .45  ACP werden 514,-  Euro fällig. Der Preisunterschied ist marginal und dazu existiert für die .45er ein wesentlich größeres Sortiment. Und wenn jemand sparen möchte, bietet sich statt der .45er die 9  mm an, (Sellier & Bellot, 1.000   Schuss rund 300,-  Euro). Ein großes finanzielles Trostpflaster trotz zwei fehlender Millimeter zum nächsthöheren Ring. Diese würden auch in den Wertungen der Deutschen Schießsport Union fehlen. Die DSU hat neben den klassischen "Papierscheiben-Wertungen" auch dynamische Disziplinen mit Fallscheiben. Bei diesen könnte das Kaliber .40  S & W durchaus punkten  –  nur werden die "Popper" auch bei Treffern der 9  mm Luger kippen. Und wer es dicker will, die Sportordnung der DSU ist hinsichtlich der Waffenwahl sehr flexibel. Der Schütze wird kaum beschränkt  –  und wieder grüßt die 45er.

STP DAG 5.5 in .40 S & W als Alternative zur 9 mm oder 45er

Prommersberger: STP DAG 5.5 in .40 S & W. mit Körnchen Wechselsystem 
Körnchen wechseln bei der STP DAG 5.5: Wer möchte, kann den Lichtsammlerstab im Korn tauschen. Es stehen Stäbe in verschiedenen Farben plus ein rein weißer Stab zur Verfügung.

Genau diese Klassifizierung steht in der Sportordnung vom Bund Deutscher Sportschützen. Der BDS hat keine Positivliste mit Waffen, er definiert Teilnahmemöglichkeiten über Kalibergruppen, und über Gewichts- und Größenmerkmale von Sportwaffen. Nur, analog zu allen anderen "Ringzahl-Übungen", wird auch der BDS-Schütze eher zur 45er als zur 40er greifen. Analog zur Fabrikmunition besteht auch innerhalb der Komponenten für Wiederlader ein ähnliches Preisgefüge, mit nur kaum wahrnehmbaren Unterschieden. Und auch die Vielfalt an Komponenten ist im Kaliber .45 deutlich größer. Doch im BDS wird auch IPSC betrieben  –  und in dieser Sportart werden der .40 S & W einige Stärken zugesprochen. Insbesondere, wenn diese aus einer Top-Waffe wie der STP  DAG  5.5 geschossen wird. Die Büchsenmacherei Prommersberger hat diese Pistole speziell für die Abmessungen der IPSC-Rule-Box optimiert, mit längerem Lauf und Verschluss, mit gekürzter Sicherung und Magwell. Ihr STP-Euro patentiertes, modulares Griffstück vermittelt mit der "HexGripp" genannten Oberfläche optimale Haft. Das bis zur Mündung reichende Verschlussfeder-Gehäuse (Long Dust Cover) bringt Masse und reduziert den Hochschlag  –  wichtig in der speziellen IPSC-Wertungsart "Treffer durch Zeit". 

Auf dem Schießstand mit der Selbstladepistole STP DAG .40 S & W von Prommersberger 

Prommersberger STP DAG 5.5 in .40 S & W. mit diversen Patronen
Die STP DAG ist nicht wählerisch. Ob Patronen mit Blei-Semi-Wadcutter, Hohlspitze oder Kegelstumpf-Profil, keine dieser Geschossformen verursachte Störungen.

Dort wurde es manchmal ruppig. Die Fiocchi-Patrone erreicht mit dem Wert   191 deutlich mehr als den geforderten Faktor von 170. Aus der Hand schoss sich diese Laborierung unangenehmer als selbst knackig geladene 45er. Gefühlt konnte auch mit den restlichen Patronensorten kaum ein Tester einen Unterschied zur .45 ACP feststellen. Lediglich die Hornady-Laborierung kickte etwas weniger, sie übertraf mit 174  Punkten  knapp, aber sicher den Mindestfaktor von 170. Die in der Ransom Rest eingespannte Waffe zeigte gute Schussleistungen. Nur, viel besser als aus vergleichbaren Waffen im Kaliber .45 oder 9  mm ist es auch wieder nicht. 

Die STP DAG 5.5 in .40 S & W. von hinten
STP DAG 5.5: Die prominenten Schilde an der Flügelsicherung dienen als Daumenauflage im Schuss.

Dann wurde das Schussverhalten der DAG gegen eine nahezu baugleiche 5“-STP  Lisa in 9  mm Luger getestet. Treffer durch Zeit? Ginge mit der Neuner viel besser. Doch nur auf die schnelleren Schießzeiten zu schielen, das gilt im IPSC nicht. Mit der schwächeren 9  mm Luger fällt ja der Schütze von der Major- in die Minor-Wertung. Außerhalb der A-Zone der IPSC-Scheibe sitzende Treffer werden in der Minor-Klasse geringer gewertet, bei gleicher Trefferlage kommen also weniger Punkte zusammen. Das ist ein klarer Vorteil für die .40. Dazu lassen sich noch einige Patronen mehr ins Magazin laden als bei einer .45  ACP. Hängt für die .40  S & W nun wenigstens im IPSC-Schießen der Himmel voller Geigen? Dazu äußert sich hier IPSC-Top-Schütze und caliber-Redakteur Tino Schmidt:

STP DAG 5.5 in .40 S & W. mit Abzugs-Blätter Wechselmöglichkeiten
Es können bei der STP DAG 5.5 unterschiedliche lange Abzugs-Blätter eingesetzt werden (obere Schraube).

"Die .40  S  &  W spielt im sportlichen Bereich eine eher untergeordnete Rolle. Lediglich im IPSC-Schießen und da auch nur in der Standardklasse hat sie ihre Nische gefunden. Für die Major-Wertung, bei der es außerhalb der Alpha-Zone mehr Punkte gibt, schreibt das Regelwerk mindestens einen Geschossdurchmesser von .400 / 10  mm vor. Die .40  S & W bringt hier den Vorteil, dass sich die doppelreihigen Magazine mit 2 bis 3  Patronen mehr gegenüber der .45  Auto füllen lassen, die früher den Ton in der Standardklasse angab. Top-Schützen, deren Platzierungen manchmal nur wenige Punkte auseinanderliegen, können somit auf die .40  S  &  W kaum verzichten. Wer unserer Meinung nach aber nicht 80% der Punkte des Gewinners erreicht, der kann auch getrost auf die 9  mm Luger,  –   also Minor-Wertung  –  setzen, um nur wenige Platzierungen abzurutschen. Einige deutsche IPSC-Schützen, wie auch der Autor dieses Beitrages, haben sich mit Minor-Wertung unter die Top 3 in der Standardklasse geschoben. Die Sache hat den Vorteil, dass man sich über einen geringeren Rückstoß, höhere Magazinkapazität und nicht zuletzt geringe Kosten und damit mehr Trainingsmunition freuen kann. Zudem braucht man nicht dem teureren Hülsenmaterial hinterher zu weinen, das auf Wettbewerben immer unweigerlich verloren geht“.

Technische Daten und Preis der STP DAG 5.5 Matchpistole in Kaliber .40 S & W

Modell:

Pistole:

STP  (2011) 

DAG 5.5

Preis:
ab 3.590.- Euro
Kaliber:
.40 S & W 
Kapazität:
15 + 1 Patronen
L x B x H:
230 x 41 x 150 mm
Lauflänge:
5,2“ (133 mm) 
Dralllänge:
1: 406 mm
Abzugsgewicht:
ca. 1.300  Gramm
Gewicht:
ca. 1.325  Gramm
Links-/Rechts-Ausführung
Rechtsausführung
Ausstattung:Kensight-Mikrometer-Visier, Grün/Gelb/Rote-Leuchtkorne, doppelseitige manuelle Sicherung, 
Triggerstopp, Jetfunnel. Satz Inbusschlüssel und Keramiköl.
Die STP DAG 5.5 in .40 S & W mit abgenommenen Pistolenschlitten
Die STP DAG 5.5 bietet noch einiges an 1911-Technik. Die Federführungsstange ist jedoch zweiteilig, sie muss zur Demontage auseinander geschraubt werden.

Unser Test-Fazit zu der Selbstladepistole STP DAG 5.5 in .40 S & W

Salopp kommentiert: Die .40 S & W wird nur in einer IPSC-Disziplin relativ häufig geschossen. Manche Schützen scheinen das schon in der Art eines Rückzugsgefechtes zu sehen. Für den Schießsport außerhalb des IPSC, ist die .45  ACP sowohl bei Wiederlade-Komponenten wie auch als Fabrikmunition die bessere Wahl

Gute Schützen werden selbst mit der kleineren 9  mm  Luger vorne mitspielen, und dies zu deutlich geringeren Kosten. Die gute Nachricht: Der STP DAG ähnlich hochwertige Pistolen gibt es vom Hersteller auch in 9  mm Luger und .45  ACP. Unsere kritischen Anmerkungen beziehen sich daher in erster Linie auf das Kaliber.


Dieser Test ist aus VISIER 5/2022. Diese Ausgabe können Sie im VS Medien-Onlineshop kaufen. Die Ausgabe ist auch digital als e-Paper verfügbar. Dort finden Sie auch eine umfangreiche Tabelle mit allen Schießergebnissen mit der STP DAG 5.5 in .40 S & W von Prommersberger.

Weitere Informationen zu der Selbstladepistole STP DAG 5.5 in .40 S & W, bekommen Sie auf den Seiten von Sport Target Pistol

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