Fieldshooting mit ZEISS, SAUER und GECO

Ulfborg Skyttecenter
Der Ulfborg Skyttecenter verfügt über 30 Schießstände mit Distanzen die teilweise jenseits  der 600-Meter Marke liegen.

Schon der Blick aus dem Flugzeugfenster verrät: In Dänemark gibt es wenige große Städte, viele kleine Dörfer, etliche Siedlungen und unwahrscheinlich viel Gegend. Der Eindruck verstärkt sich auf der gut einstündigen Fahrt vom Airport Billund nach Ulfborg in Mitteljütland. 

Spätestens bei dem Ortsnamen Ulfborg kommt eingeweihten Longrange- und Westernschützen in den Sinn, was man mit soviel Gegend machen kann. Man nutzt sie als Schießstand - und was für einen! 

Das Ulfborg Skyttecenter verfügt über mehr als 30 Schießstände mit Distanzen, die teilweise jenseits der 600-Meter-Marke liegen, aber auch viele kleinere Stände, teils mit beweglichen Zielen. Dabei hat die Anlage wenig mit den in Deutschland üblichen, von hohen Wällen gesäumten und von holzverkleideten Betonwänden durchzogenen Blenden gemeinsam.

Die Dänen legten die Schießbahnen größtenteils frei in der von üppigen Waldstücken durchzogenen Dünen- und Heidelandschaft an. Nur Schilder an den Zufahrtswegen und den Schießständen sowie ein während des Schießbetriebes gehisster roter Ballon weisen darauf hin, dass hier scharf geschossen wird - Zäune gibt’s nicht.

Kurz gesagt:  Ein Paradies für Schützen und Jäger, die sich auf unterschiedlichste Distanzen und Ziele übern wollen. 


Taktgeber

Genau diesen Ort hatten sich dann auch drei deutsche mit Jagd und Schießsport verbundene Firmen ausgesucht, um eine ganze Horde von internationalen Journalisten unter realitätsnahen Bedingungen in ihre Produkte einzuweisen.

Der Wetzlarer Optikhersteller ZEISS übernahm die Federführung und präsentierte seine in diesem Jahr vorgestellte Absehenschnellverstellung (ASV+) in Verbindung mit der neuen Victory HT Zielfernrohrserie.

Aus Isny im Allgäu war für jeden Teilnehmer eine Repetierbüchse SAUER S 202 in .308 Winchester angereist. Die sollte zusammen mit der Optik drei Tage lang jedermanns ständiger Begleiter werden. Darüber hinaus hatte J.P. SAUER & SOHN (www.sauer.de) auch einige der brandaktuellen S 303 Synchro XT-Selbstladebüchsen in .30-06 sowie eine für das Kaliber .458 Lott eingerichtete S 202 mit Hatari-Schaft im Gepäck. 

Als Dritter im Bunde stieß die Marke GECO dazu. Der Fürther Munitionshersteller sorgte mit den beiden neuen Jagdgeschossen GECO Express und GECO Plus dafür, dass den Jagd- und Waffenschreibern an diesem Wochenende die Patronen nicht ausgingen (www.geco-munition.de).

Der Kofferraum von Hannes Dikhoff war voll mit GECO-Munition.

GECO Vertreter Hannes Dikhoff (Produktmanager Jagd-Munition) hatte es gut mit den schießwilligen Pressevertretern gemeint und einen ganzen Kofferraum voll Munition dabei.

Allzu viel davon, dürfte nach dem Fieldshooting-Wochenende wohl nicht mehr übrig gewesen sein.



Auftakt 

Nachdem die ganze Meute ihre Vierbettzimmer im Unterkunftsbereich des Schießzentrums bezogen hatte, folgten erste Erläuterungen zum bevorstehenden „Fieldshooting Weekend“, bis schließlich am flackernden Lagerfeuer die erste Einweisung in das bereits erwähnte Arbeitsgerät für den nächsten Tag folgte. Der begann mit einer Führung zu den Schießständen sowie dem Einschießen der Zielfernrohre. Das fand aus dem scheunenartig anmutenden Holzbau des kombinierten 100-, 200- und 300-Meter-Standes statt, also nur rund 20 Schritte vom Unterkunftsgebäude entfernt.

Bevor es an den Start ging, standen  das Einschießen der Waffen und Justieren der Absehenschnellverstellung auf dem Plan. Dazu bedienten sich die Schützen der Anschussscheiben, die im Vordergrund der kombinierten 100, 200, und 300-Meter-Schießbahn positioniert waren:

Beim Einschießen der Waffen
Justieren der Absehenschnellverstellung
Die kombinierten 100, 200, und 300-Meter-Schießbahn mit den Anschussscheiben

Auf 100 Meter Distanz wurden die bereits vom Organisationsteam grob vorjustierten Gläser nun exakt auf den jeweiligen Schützen eingestellt. 

Dann folgte das, worauf sich wohl alle Teilnehmer bereits seit Tagen gefreut hatten: Eingeteilt in fünf Gruppen zu vier bis fünf Mann ging es zu den einzelnen Stationen.

Hier galt es, die am Vorabend theoretisch erworbenen Kenntnisse unter fachkundiger Anleitung des Organisationspersonals in die Praxis umzusetzen. Das heißt, nicht ganz: Die Gruppe des Verfassers startete auf einem Kurzwaffenstand mit einer Fun-Stage.

Beim Aufblasen kleiner Luftballons leuchtete der ein oder andere Kopf hochrot auf. Zur Belohnung durfte die Gruppe die auf 25 Meter trapierten bunten Latexblasen dann aber wieder luftleer machen. Das geschah der Örtlichkeit entsprechend mittels GLOCK 17 oder SIG SAUER P226.

Die GLOCK spuckte dank 30-Schuss-Magazin ordentlich Feuer und trieb allen Schützen ein entspanntes Lächeln ins Gesicht. Auf der SIG SAUER thronte ein ZEISS Compact Point.

Optische Trefferanzeige: Reactive Targets heißen die kleinen orangefarbenen Ziele. Treffer signalisieren sie mit sprühenden Funken und viel Rauch.

Das Rotpunktvisier half dabei, die zusätzlich zu den Luftballons vorhandenen Stahlplatten und vor allem die nur rund sechs Zentimeter durchmessenden Reactive Targets zu eliminieren. Letztgenannte quittierten einen Treffer mit sprühendem Funkenregen und weißer Qualmwolke.

Nach diesem fulminanten Start ins Schießgeschehen ging es weiter zur „Ballistic Stage“. Hier konnten sich die Starter von der Wirkung der neuen Patronensorten GECO Plus und GECO Express zunächst im Seifenblock überzeugen. Beim anschließenden Schießen auf Wasser- und Honigmelonen flogen die Brocken, und es gab mächtig viel Obstsalat. Ein im wahrsten Sinne des Wortes treffendes Indiz für das frühzeitige Aufpilzen der Geschosse.

GECO Vertreter Hannes Dikhoff präpariert die vollständig biologisch abbaubaren Ziele für die Wirkungsdemonstration der neuen GECO Express- und GECO Plus- Jagdpatronen.
Das Ergebnis des GECO Express und GECO Plus Jagdpatronen-Tests sieht man hier deutlich: Was übrig blieb, war "Obstsalat".

Am frühen Nachmittag stand ein auch für deutsche Jäger bekanntes Szenario auf dem Programm: laufender Keiler. Allerdings sieht der bei den schießbegeisterten Skandinaviern etwas anders aus

als beim DJV. Die Scheibe zeigt keine ganze Sau, sondern nur jeweils zwei halbe vom Haupt aus. 

Das hat den Vorteil, dass der Schwarzkittel beim Vorwärts- und Rückwärtslaufen beschossen werden kann.

Um den Weg des Scheibenwagens noch besser auszunutzen, packen die Dänen sogar noch einen oben drauf - nämlich eine zweite Scheibe. So können in einem Durchgang gleich zwei Schützen, getrennt von Aufsicht und Scheibenbediener, nebeneinander schießen. Je nach Absprache schießt der linke Schütze dann auf den unteren und der rechte auf den oberen Keiler oder umgekehrt. Das spart Zeit und erhöht den Konkurrenzdruck. 

Mit der Sauer S 303 XT Synchro galt es unter anderem, den „Running Stag“, zur Strecke zu bringen. Der Hirsch läuft in beide Richtungen und hat daher zwei Köpfe.

Doch daran konnte man sich genauso schnell gewöhnen wie an den Umgang mit dem Lochschaft der S 303 Synchro XT, die hier zum Zuge kam. Der Lochschaft fordert in Verbindung mit dem Handspanner-System der Büchse anfänglich ein wenig mehr Konzentration.

Man muss halt daran denken, mit der kompletten Hand umzugreifen, damit der Daumen den Spannschieber auf dem Kolbenhals erreicht. Aber auch dies ist reine Übungssache und geht nach ein paar Mal schnell vonstatten.

An der gleichen Station wartete das zweite laufende Ziel auf die Jagdfreunde. Analog zum laufenden Keiler hat auch der Running Stag (laufender Hirsch) zwei halbe Vorderrümpfe vorzuweisen. Da hierbei auf unterschiedliche Entfernungen bis hin zu 100 Meter geschossen wird, feuert jeder Schütze einzeln.

Noch ein Unterschied zum laufenden Keiler: Der Hirsch „verhofft“ (= bleibt stehen, um zu sichern) und wechselt die Laufrichtung je nach Gusto des Bedieners. Auch die Fluchtgeschwindigkeiten variieren. Zur Trefferaufnahme sitzt ein Assistent des Bedieners in der Scheibendeckung und zeigt per Lichtsignal auf einer Anzeigetafel den Treffersitz an. Auch das spart kostbare Schießzeit ein.

Endlich durften die Akteure mit Sack und Pack sowie der Repetierbüchse unter dem Arm zur 600-Meter-Bahn pilgern. Hier hieß es zunächst: Vorzurücken auf die 200-Meter-Linie und im Liegen vom Rucksack das Setup der ASV zu kontrollieren, bevor das Spielchen auf 300 Meter wiederholt wurde. Hier gab es dann die ersten kleinen Abweichungen von ein bis zwei Klicks (10 bis 20 Meter) zur Entfernungsskala der Verstellvorrichtung.

Eine der am häufigsten genutzten Schießpositionen war der liegende Anschlag, aufgelegt auf dem Rucksack. Bei den häufig wechselnden Entfernungen durfte man jedoch nicht das Einstellen der ASV+ vergessen, wollte man keine Fahrkarte schießen.

Die nächste Entfernung lag bei 500 Metern. Die ermittelten Klicks von der 300-Meter-Distanz ließen sich einfach übertragen. Schließlich lagen alle Schützen der Gruppe hinter ihren Rucksäcken an der 600-Meter-Linie. Von dort aus galt es, verschieden große Stahlplatten zu treffen. Wer das rund 90 x 90 Zentimeter große Ziel traf, hörte knapp zwei Sekunden nach dem Schuss ein helles „Bling“ und durfte auf das nur etwa halb so große Ziel daneben schießen. Allerdings hatten einige wenige Schützen hier Probleme, die Vorneigung der Montage reichte nicht aus, und die ASV befand sich bereits am Anschlag ihrer Einstellung.  

Das dürfte für den deutschen Jäger allerdings weniger problematisch sein, da kaum ein deutscher

Waidmann eine Absehenverstellung bis auf diese Distanz ausreizt. Überdies lässt sich das Ganze mit einer anderen Montage beheben.

An der vorletzten Station dieses Tages war Probieren mit der ASV angesagt. Auf der insgesamt 500 Meter langen Schießbahn standen Fuchs, Elch, Überläufer, Reh, Waschbär und einiges mehr an Wild auf Papier gebannt im Gelände. Alles noch dazu auf die unterschiedlichsten und ungeraden Entfernungen.

Bei den Skandinaviern tritt der Rehbock halt nicht immer genau auf 100 Meter auf den Plan, und der Überläufer überfällt die Schneise nicht in 60 Meter Entfernung - ganz so wie im richtigen Leben.

Beim Ermitteln der korrekten Distanz zum vom Spotter zugewiesenen Ziel half ein Entfernungsmesser. Das größere Problem war allerdings, an das Einstellen der ASV zu denken.


Intermezzo

Vor dem Abschluss des ersten Schießtags hatten insbesondere einige Kollegen der Jagdpresse ein wenig Bammel. Wer wollte, konnte sich auf der 600-Meter-Range noch einmal eines der Metallziele vornehmen. 

Allerdings mit einer BLASER LRS2 Tactical 2 in .338 Lapua Magnum und einer Accuracy AW50 im „furchterregenden“ Kaliber .50 BMG. Nachher waren alle Zweifler angenehm überrascht, dass der Rückstoß der 50er nicht so hart war wie befürchtet. Dennoch zeigte die für die meisten ungewohnt hohe Schusszahl des Tages erste Wirkung: Es gab die ein oder andere mehr oder weniger gerötete und teilweise leicht schmerzende Schulter. Aber was soll’s, der Spaß war es in jedem Fall wert.


Finale

Getreu diesem Motto ging es auch in den als Wettkampf aufgezogenen letzten Tag des Fieldshooting Weekends. Reichlich Sonne und Temperaturen um die 28 Grad machten die Märsche zu den weitläufigen Schießbahnen nicht gerade angenehmer. Überdies kam zum bereits beschriebenen Geraffel noch der Munitions- und Getränkevorrat sowie ein Safari-Dreibein hinzu. 

Neben den vom Vortag bekannten Übungen gab’s noch einige weitere, wie das Schießen vom Hochsitz, vom Safari-Dreibein oder angestrichen vom Schießstock. Auch das Schießen im sitzenden, knienden oder stehenden Anschlag - alles auf unterschiedlichste Distanzen, versteht sich - war neu. 

Nicht mehr nur das Treffen mit Zielfernrohr spielte eine Rolle - manchmal hieß es: „Zielfernrohr abnehmen und mit der offenen Visierung arbeiten.“ 

Die Schultermassage durch die .50 BMG ersetzten zwei Schüsse mit der .458 Lott auf Büffelscheiben. Doch schließlich wogen auch an diesem Tag die Freude am Schießen und die gesammelten Erfahrungen alle Anstrengungen auf. Da die ganze Zeit von einem Wettkampf die Rede war, bleibt nachzutragen, dass am Ende - wie soll es anders sein - ein Skandinavier respektive ein Schwede die Nase vorn hatte und gewann. 

Aber eigentlich konnten nach diesen drei Tagen sowohl die Veranstalter als auch die Teilnehmer auf ein erfolgreiches Wochenende in entspannter Atmosphäre zurück blicken. Es hat alle Schützen, ob eher sportlich oder jagdlich ambitioniert, sicher ein gutes Stück voran gebracht.