Pro und Contra: Lochschaft bei Büchsen

Ein bequemer und stabiler Anschlag ist für den präzisen Büchsenschuss eine Grundvoraussetzung. Der Abzugsfinger sollte zur Vermeidung von Verkrampfungen möglichst parallel zur Laufseele positioniert sein. Das stimmt in der Praxis zwar nicht perfekt, aber zumindest sollte man diesem Ziel möglichst nahe kommen. 

Da Führigkeit und Gewicht bei den Sportgewehren keine Rolle spielen, hat man diese Fakten bei den Sportbüchsenschäften uneingeschränkt berücksichtigt. Die Sportgewehrkonzepte lassen sich nicht unverändert auf die Jagdwaffen übertragen, aber können sinnvolle Anregungen geben.

Vor einigen Jahren begannen renommierte deutsche Waffenbauer, wie beispielsweise BLASER, KRIEGHOFF und SAUER, ihre bekannten Repetierbüchsen optional mit Lochschäften auszustatten. Dabei kommen sowohl Holz- als auch Kunststoffschäfte zum Einsatz. 

Pro und Contra: Der Lochschaft bei der Büchse
Typisch für die neuen Gewehre mit Lochschaft ist die Sauer S 202 Synchro XC 

Nun sind Lochschäfte nichts Neues. Die Sportgewehrschützen verwenden Lochschäfte mit vielfach verstellbaren Schaftkappen bei den Wettbewerben Kleinkaliber-Freigewehr und Freigewehr seit Jahrzehnten und tun dies nicht ohne handfeste Gründe. 

Vorzüge des Lochschafts bei Jagd-Büchsen:

Der Lochschaft ergibt in Verbindung mit einem steilen Pistolengriff eine ergonomisch denkbar günstige Schaftform, wenn man an einen gleichmäßigen und bequemen Anschlag denkt. 

Schießhand und Arm haben dabei eine entspannte Haltung bei gleichzeitig guter Stabilität im Anschlag. Durch den Daumendurchgriff wird der Anschlag von Schuss zu Schuss gleichmäßig, da das Gelenk des Daumens zwangsläufig den gleichen Anschlag aufzwingt.

Diese Vorzüge des Lochschafts haben Präzisionsschützen schon sehr früh erkannt und so findet man auch bei einigen mit Zielfernrohren ausgestatteten Präzisionsbüchsen oftmals Lochschaftlösungen. Den geraden Schaftrücken findet man dabei ebenso wie die Überrollbacke. Diese Schäfte sind ganz auf den Einsatz des Zielfernohrs optimiert. 

In diese Kategorie gehören auch die zahlreichen amerikanischen Varmint-Büchsen, die hierzulande häufig zum Scheibenschießen eingesetzt werden. Während dieser Waffentyp mit Lochschaft zunächst überwiegend in Einzelanfertigungen zu finden war, stiegen in den letzten Jahren auch vermehrt die amerikanischen Serienbüchsenbauer auf dieses Konzept ein, so beispielsweise REMINGTON und WINCHESTER.

Nachteile des Lochschafts bei Jagd-Büchsen:

Den dargestellten Vorzügen steht beim häufigsten Repetierertyp, dem klassischen Zylinderverschluss, auch ein gewichtiger Nachteil entgegen, wenn man an den raschen zweiten Schuss denkt. Gemeint ist der Zeitverlust beim „Ein- und Ausfädeln“ des Daumens beim Repetiervorgang, um den Kammergriff zu erreichen.

Der Lochschaft in Jagd und Sport:

Für die Praxis bedeutet dies, dass der Lochschaft beim Präzisionsschießen auf dem Schießstand spürbare Vorteile bietet, das gilt auch weitgehend für die Jagd vom Ansitz, sofern man mit einem Schuss auskommt. Bei allen Waffentypen, bei denen zum Nachladen die Schusshand an der Waffe, also am Pistolengriff und der Abzugsfinger am Abzugsbügel bleiben kann, ist der Lochschaft bei allen Einsatzszenarien interessant.

Dies gilt natürlich für die Selbstladebüchsen, aber auch für die Vorderschaftrepetierer sowie das vergleichbare In-Line-System der KRIEGHOFF Semprio.

Die Alternativen zum Lochschaft:

Neben dem Lochschaft suchen andere Schaftentwickler nach Alternativen. Ziel dabei ist es - wie beim Lochschaft - einen bequemen, stabilen und von Schuss zu Schuss gleichmäßigen Anschlag zu gewährleisten, ohne dabei das Problem mit dem „Ein- und Ausfädeln“ des Daumens beim Repetieren zu bekommen. Das Ergebnis sind Schaftkolben, die in ihrer Silhouette an Sportgewehre erinnern, jedoch noch halbwegs im Hinblick auf Führigkeit für die Jagd tauglich sind. 

Im Mittelpunkt dieser Entwicklungen steht wie beim Lochschaft die zwangsläufig gleichmäßige Handposition von Anschlag zu Anschlag. Bewerkstellig wird dies durch einen möglichst steilen Pistolengriff sowie eine ergonomische Formgebung im Bereich des Handballens.

Ein markantes Beispiel für diese Alternative ist der aus Norwegen kommende KKC-Schaft.

Entwickelt wurde der KKC-Schaft von dem norwegischen Industrie-Designer Kjetil Kverndokk, der zugleich auch Jäger und Schütze ist. 2005 kamen dann die ersten Schäfte aus norwegischer Produktion auf den Markt. Aktuell werden die KKC-Schäfte in den USA produziert.

Die im europäischen Raum angebotenen KKC-Schäfte werden bei einem renommierten deutschen Schafthersteller gefertigt. Was jetzt vorliegt, ist ein ausgereifter Schaft auf Schichtholzbasis mit verstellbarer Schaftbacke, wie man sie auch sehr häufig in Verbindung mit den modernen Lochschäften findet.

Die Auflage für die Handfläche erinnert an einen Lochschaft, ohne dass der Schaft nach oben geschlossen ist. Nimmt man den KKC-Schaft in Anschlag, gleichgültig in welcher Anschlagshaltung, stellt man fest, dass man durch die Formgebung quasi gezwungen ist, von Schuss zu Schuss einen gleichmäßigen Anschlag hinzulegen. Den KKC-Schaft gibt es für die international gängigen Zylinderverschlusssysteme.

Ein ähnliches Konzept hinsichtlich der Gestaltung der Grifffläche für die Schusshand findet sich auch beim GRODAS GRS-Schaft. Auch der GRODAS GRS-Varmint-Schaft hat einen steilen Pistolengriff ergänzt um Fingermulden und breite Daumenauflage.

Fazit zu Lochschäften:

Als Resümee bleibt, dass der Lochschaft zweifelsfrei seine Vorzüge für das Präzisionsschießen hat. Einzig der Zeitverlust beim Repetiervorgang mit dem klassischen Zylinderverschluss kann dieser Lösung als Nachteil angeheftet werden.


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