Wer erschoss Osama Bin Laden?

Wir erinnern uns: Der Kopf des islamistischen Terrornetzwerkes, der für die Anschläge auf die USA am 11.09.2001 verantwortlich gemacht wurde, konnte in einer großangelegten, militärischen Operation unter Leitung der CIA (Central Intelligence Agency) sowie unter der Beteiligung des SOCOM (U.S. Army Special Operations Command) und 160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne) von US Navy SEALs der Red Squadron der US Naval Special Warfare Development Group (DEVGRU oder auch SEAL Team Six) dingfest gemacht werden. 

Die Elitesoldaten wurden mit vier Hubschraubern, zwei begleitenden MH-47 Chinook sowie zwei MH-60 Black Hawk, in denen sich je 12 Mann des 24-köpfigen Zugriffsteams befanden, zum Einsatzort verbracht. Die MH-47 landeten abrufbereit in der Nähe des Anwesens von Osama Bin Laden, die beiden modifizierten MH-60 mit Tarnkappen-Technik flogen das Hauptgebäude an. Hierbei musste ein Hubschrauber notlanden, der von den Einsatzkräften zurückgelassen und nach Gebäude-Erstürmung gesprengt wurde. Zu dem Verlauf der 38-minütigen Operation auf dem Anwesen und der Eliminierung von Osama Bin Laden gibt es bis heute unterschiedliche Schilderungen von Beteiligten. So soll die damals 12-jährige Tochter Safia von OBL in pakistanischen Verhören ausgesagt haben, er sei erst nach seiner Festnahme beim Transport zum Hubschrauber im Erdgeschoss am Boden liegend aus nächster Distanz exekutiert worden. 

Chuck Pfarrer - Ex-Marines und Buchautor, der beteiligte SEALs interviewte - behauptete hingegen, dass OBL nur 90 Sekunden nach Start der Erstürmung erschossen wurde, während er seine Waffe ergreifen wollte. Zudem sollen keine langen Schusswechsel stattgefunden haben, so dass die US-Soldaten insgesamt nur ein Dutzend Schüsse verfeuerten. Die Aktion wurde mit Helmkameras der Soldaten über Satellit direkt in das Weiße Haus übertragen. Neben US-Präsident Obama beobachteten Vizepräsident Joe Biden, Außenministerin Hillary Clinton, Verteidigungsminister Robert Gates, Admiral Michael G. Mullen und Brigadegeneral Marshall B. Webb das Geschehen. Doch nach der Hubschrauberlandung empfingen sie rund 23 Minuten lang keine Live-Bilder von der Erstürmung des Gebäudes und der Eliminierung von OBL. 

Gewissheit, dass die Operation erfolgreich beendet wurde, brachte erst der vom Kommandoführer abgesetzte Funkspruch „EKIA“ (Enemy killed in action; Feind im Einsatz getötet). OBLs Leichnam wurde nach Angaben der US-Regierung am Tatort fotografiert und nach Afghanistan ausgeflogen, wo eine DNS-Analyse im Abgleich mit DNS-Material seiner in den USA verstorbenen Schwester seine Identität erwiesen habe. Dann wurde er vom Flugzeugträger USS Carl Vinson aus und in strikter Übereinstimmung mit islamischen Riten im Arabischen Meer versenkt. Die komplette Operation brachte den USA nicht nur Beifall ein, denn Institutionen wie beispielsweise Amnesty International kritisierten die Vorgehensweise.


Gegen Ehrenkodex

Selbst für außenstehende Laien dürfte es offensichtlich sein, dass in Kreisen elitärer Militär- und Polizeiverbände Diskretion und Verschwiegenheit schon alleine aus Gründen des Schutzes der eigenen Person und Familie oberste Pflichten sind. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der heute 38-jährige Robert O´Neill übrigens schon im Oktober 2014 in aller Öffentlichkeit dazu bekannte, der OBL-Todesschütze zu sein, zumal ihm auch die Gefahr droht, wegen Geheimnisverrats angeklagt zu werden. Ist das nur die Gier nach Anerkennung, Ruhm und Geld? Wie so oft im Leben scheint es auch hier zwei Seiten der Medaille zu geben. Denn dem Elitesoldaten wurden Vergütungen gestrichen, weil er nur 16 anstatt der erforderlichen, vollen 20 Jahre bei den SEALs diente und somit möchte er auch zur Aufklärung beitragen, wie Amerika mit seinen Helden umspringt, die es in tödliche Missionen schickt. Rob O´Neill hat an über 400 Kommando-Operationen in Afghanistan, Irak, Pakistan und sonst wo auf der Welt teilgenommen, wurde 52 Mal ausgezeichnet und will nach eigenen Aussagen 30 Menschen im Einsatz liquidiert haben.

 

Doch rund um O´Neills Outing ist längst eine kontroverse Diskussion erblüht, weil nach wie vor unterschiedliche Schilderungen des Operationshergangs existieren. So schreibt der ebenfalls an der nächtlichen Anti-Terror-Aktion beteiligt gewesene SEAL Matt Bissonnette unter dem Pseudonym Mark Owen in seinem (von der Regierung nicht autorisierten) Buch „No Easy Day“ davon, dass einige Soldaten schon von der Treppe aus auf den Raum schossen, in dem sich OBL befand, nachdem dieser aus der Tür geschaut hatte. Als sie den Raum betraten, habe er unbewaffnet und tödlich getroffen am Boden gelegen. 

Er hat schon Zweifel am Wahrheitsgehalt der O´Neill-Schilderungen kundgetan. Man sieht, es bleibt spannend um eine der geheimnisumwobensten Militäroperationen der jüngsten Geschichte!


Service von all4shooters.com:

Das haben andere Medien über das Thema "Wer erschoss Osama Bin Laden?“ geschrieben:


Wie sehen Sie das? Darf sich ein NAVY SEAL mit dieser Art von Information outen oder nicht? Klingt das Gerangel "Ich bin's gewesen!" nicht nach einem Hilfeschrei nach Aufmerksamkeit, weil man sich vom eigenen Land verraten und verkauft fühlt? Oder was könnte sonst in den Köpfen von Robert O'Neill und Matt Bissonnette vorgehen? Diskutieren Sie mit uns hier oder auf unserer Facebook-Seite.