HECKLER & KOCH Premiere des neuen 417k A2 Sturmgewehrs

Nach der Begrüßung durch die Geschäftsleitung von HECKLER & KOCH  und gut zwei Stunden, die mit einer Unternehmenspräsentation, diversen Vorträgen und einer Fragerunde gefüllt waren, stand eine Werksführung an. Hier war das zu sehen, was die meisten von uns schon wussten. HECKLER & KOCH ist in Deutschland der Hersteller mit der größten Fertigungstiefe. Nahezu jeder Arbeitsschritt wird im eigenen Haus vollzogen. Lediglich einige wenige Schritte, wie zum Beispiel das Harteloxieren der Aluteile, wird außer Haus gemacht. 

 

Letztlich ist es eine wirtschaftliche Frage: Nur wenn die geforderte Qualität und Zuverlässigkeit außer Haus günstiger sein sollte, wird ein Zulieferer genommen. Durch den großen Maschinenpark und die gewitzte, schwäbisch-effiziente Gründlichkeit, ist dies aber eher selten der Fall. Ein Beispiel dafür waren die stangenzugeführten Bearbeitungszentren für die Fertigung der Verschlußträger der 416/417 Baureihe.

Normalerweise muss man 3-4 mal umspannen, um alle Arbeitsschritte durchzuführen. Bei HECKLER & KOCH genügt eine Aufspannung, da hier hocheffiziente, automatisierte Bearbeitungszentren ihren Dienst verrichten. 

Ein weiterer wichtiger Punkt wurde während der Werksführung verdeutlicht:

Bestimmte militärische Zertifizierungen erfordern eine redundante Produktionslinie. Auch die Zulieferer sind in diesen redundanten Produktionskreislauf eingebunden und halten beispielsweise für Kunststoffspritzgussteile eine Schwesterform, genannte Ersatzform, bereit. 

Dem Autor dieser Zeilen sind nur wenige Unternehmen dieser Branche in Europa bekannt, die eine solche Fertigungstiefe vorweisen können und solch strenge militärische Anforderungen erfüllen.

Nach der Werksführung konnten im Besprechungsraum alle aktuellen Produkte besichtigt werden. 

Neben den neuesten Sturmgewehrversionen, HK416 A5, HK417 A2 und G36k A4 für Spezialkräfte, waren auch das für alle drei Waffen passende 40mm-Anbaugerät GLM A1, sowie das MG5 (früher HK121) und das G28 mit dem sogenannten. „Ergänzungssatz Patrouille“ zu sehen, bei dem gegenüber der G28-Standardversion durch einfachen Teiletausch über 2 kg Gewicht eingespart werden können. 

Das MG5 von HECKLER & KOCH im scharfen Schuss

Am nächsten Morgen fand eine dreistündige Produktpräsentation auf dem HECKLER & KOCH Testgelände statt. Hier konnten wir die Waffen im scharfen Schuss testen. 

Zuerst standen  die Maschinengewehre auf dem Programm. 

 

Das MG4 ist schon seit ein paar Jahren in der Truppe. Das MG5 hingegen ist recht neu und erregte deswegen mehr Aufmerksamkeit. Interessant war die Möglichkeit, das neue 7,62x51NATO MG mit dem alten MG3 zu vergleichen. Durch eine wesentlich geringere Kadenz und eine verbesserte Ergonomie ist das Schießen mit dem MG5 wesentlich angenehmer als mit dem  MG3. Der technische Fortschritt ist deutlich spürbar.

 

Der Rohrwechsel beim MG5 kann ohne Handschuhe erfolgen, da das heiße Rohr aufgrund eines Handgriffs nicht direkt angefasst werden muss. Die Bedienung und die Lage der wesentlichen Bedienelemente entspricht dem MG4 und jeder, der auf dem MG4 ausgebildet wurde, beherrscht fast schon intuitiv die wesentlichen Handgriffe beim MG5.

Das HECKLER & KOCH 40 mm Modul GLM A1 in der Standalone Variante

Nach den Maschinengewehren ging es auf die 200 Meter-Bahn, um die 40 mm Systeme zu testen. Das neue 40 mm Anbaugerät (GLM) und die Granat Maschinen Waffe (GMW), waren hier zum Test bereitgestellt. 

Das GLM konnte zuerst als Standalone Variante geschossen werden. 

Für die Standalone Funktion hat es eine ausziehbare Stahlschulterstütze und ein seitliches Leitervisier. Mit ein wenig Übung kann man mit diesem Gerät auf 100 Meter ohne Probleme eine Mannscheibe treffen. 

Wobei man dazu sagen muss, dass diese 40 mm Anbaugeräte mit Standalone-Möglichkeiten alle relativ präzise und bedienerfreundlich sind. Das HECKLER & KOCH GLM A1 hat uns wirklich begeistert. Hier sind alle Funktionen stimmig integriert und das Anbaugerät benötigt lediglich die genannte Schulterstütze um "Standalone" zu funktionieren.

HK417k A2 mit angebautem GLM A1
Weltpremiere: Das HECKLER & KOCH 417k A2 mit angebautem GLM A1

Dementsprechend schnell erfolgte der Umbau: Schulterstütze raus und auf die untere Schiene vom Handschutz des bereitstehenden HK417k A2 (ein kurzes 7,62x51NATO Sturmgewehr) geschoben und mit einem Querbolzen gesichert. 

Auch an ein Sturmgewehr angebaut funktionierte alles wie gehabt. Die Waffenschnittstelle des GLM A1 wurde nämlich so konzipiert, dass es in Verbindung mit einem neuartigen G36-Handschutz ohne jeden Adapterwechsel an alle drei HK-Sturmgewehrtypen HK416 A5, HK417 A2 und G36 in Sekundenschnelle adaptiert werden kann.

 

Die Fachpresse-Vorstellung dieser Waffenkombinationen, vor allem des gerade erst zur Serienfertigung freigegebenen HK 417 A2 mit kurzem Rohr in Verbindung mit dem GLM A1 als Kandidatenwaffen für die anstehende KSK-Ausschreibung „G27k“, waren insofern echte Weltpremieren.

Die HECKLER & KOCH GMW Granatmaschinenwaffe

Die GMW ist eine 40 mm Granatwaffe für den lafettierten Gebrauch. Leider waren die Möglichkeiten am 200 Meter Gelände nicht adäquat für solch eine Waffe. Es war fast schon langweilig, auf 200 Meter damit wehrlose Papierziele zu "terminieren". 

G36k A4
Das G36k A4 mit der IDZ Schulterstütze, M16 Magazinschacht und neuem Alu Vorderschaft
HK416 A5
Das HECKLER & KOCH 416 A5 mit 279 mm Lauflänge und Schalldämpfer

Zum Abschluss der Produktpräsentation konnten noch alle weiteren Handwaffen geschossen werden.

Neben den Pistolen P30, P8 und HK45 standen MP7 A2, 416 A5, G36 A4, 417k A2, G28 Patrol und ein G28 zur Verfügung.

Bei den Langwaffen und der MP7 konnte auch ein Schalldämpfer montiert werden. 

 

Das G28 war auf 600 Meter zu schießen und erwies sich dabei als sehr präzise.

Auch das G28 von HK in der leichten Patrouillenkonfiguration war ein echtes Highlight und wenn man die Stimmen hört, die das Gewicht der G28-Standardversion kritisieren, kann man wirklich nicht verstehen, warum die Bundeswehr diesen Ergänzungssatz nicht schon längst eingeführt hat. Der Umbau ist kinderleicht und macht in Sekunden aus einer 7.5 kg-Stellungswaffe eine führige 5.5 kg-Patrouillenwaffe, die sich hinter keinem Sturmgewehr verstecken muss.

 

Die restlichen Waffen waren alle ebenfalls angenehm zu Schießen und soweit man das unter Schießstandbedingungen beurteilen kann, auch praxisgerecht und ergonomisch. 

Die HECKLER & KOCH Pistole P30 begeisterte durch ihre ergonomische Handlage
Die HK45 ist die neueste Pistole aus dem Hause HECKLER & KOCH

Besonders gefielen uns die P30 und die HK45. Die beiden Pistolen haben trotz Polymergriffstück erstaunlich wenig Hochschlag und greifen sich, als hätte sie jemand "in die Hand gespuckt".

Erwähnenswert ist auch das neue 416 A5 Griffstück. Alle Bedienelemente sind beidseitig angebracht und der Magazinschacht entspricht nun komplett dem des M16. Damit können alle AR-15/M16 Magazine genutzt werden. Die beidseitige Bedienbarkeit ist auch bei den Griffstücken des 417 A2 gegeben.

Bei kritischen Fragen bezüglich den aktuellen Presseberichten über HECKLER & KOCH Produkte und über die angeblichen Ausfuhrverstöße war die Geschäftsleitung ebenfalls offen.

Nach Meinung des Autors war die gewünschte Transparenz bei diesem Treffen mehr als gegeben. 

 

Aus unserer Sicht wäre zu wünschen, dass auch Journalisten aus dem Tageszeitungsbereich oder vom Fernsehen den Weg nach Oberndorf auf sich nehmen, um sich vor Ort davon überzeugen, dass bei HECKLER & KOCH alles mit rechten Dingen zu geht. 

Wir wurden freundlich empfangen und unsere Fragen im Detail beantwortet. 

Anmerkung des Autors:

Soweit  ich das beurteilen kann, haben alle Teilnehmer die Anfahrt aus eigener/redaktioneller Tasche bezahlt und nur die Unterkunft und Verpflegung von HECKLER & KOCH bezahlt bekommen. 

Ich habe bewusst auf eine genauere Ausführung der Äußerungen der Geschäftsführung von HECKLER & KOCH zu den negativen Schlagzeilen der letzten Monate verzichtet. Das überlasse ich anderen Teilnehmern, deren Gebiet die Wehrpolitik ist. 

 

Grundsätzlich stellt sich mir bei den Vorwürfen zu Ausfuhrverstößen aber immer die Frage, wie so etwas in einem solchen Geschäftsfeld überhaupt möglich sein sollte. Wer schon Waffenteile, ganze Waffen oder ähnliches in Drittländer verschickt hat, wird mir zustimmen, dass solche Dinge nicht am Zoll vorbei gehen und der Zoll grundsätzlich auch die Genehmigungslage nach Waffengesetz, Kriegswaffenkontrollgesetz und Ausfuhrrecht prüft. 

 

Diese Vorwürfe implizieren also bei den Verantwortlichen von HECKLER & KOCH sowie dem Zoll eine ungeheure kriminelle Energie. 


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