Sako 85

Perfektion ist nicht automatisch Teil dieser Welt. Von Zeit zu Zeit müssen wir sie neu definieren. Als Sako sich entschloss, das Modell 75 zu aktualisieren, gab man dort zu, dass man sein bestes Produkt noch weiter verbessern konnte. Es wurden zahlreiche Elemente hinzugefügt, obgleich die Modelle 75 und 85 auf den ersten Blick identisch zu sein scheinen. Die beiden Gewehre teilen das Konzept, dass die Funktionsbaugruppe auf die verwendete Munition abgestimmt werden muss, um maximale Funktionalität, Zuverlässigkeit und Genauigkeit zu erzielen. Die fünf verschiedenen Baugruppen sind aus soliden Stahl hergestellt und decken die Kaliber .222 Remington bis zu .417 Rigby ab. Sie werden zudem in Versionen für Links- und Rechtshänder angeboten.

Sako 85 Hunter
Komplett geöffneter Verschluss: Achten Sie darauf, wie der Kammerstängel aufgrund der reduzierten Freigabewinkels (70°) nur geringfügig angehoben ist.

Der Verschluss verriegelt mit drei Warzen, hat einen Öffnungswinkel von 70° und ist mit Kopf und Kammerstengel aus einem Stück gearbeitet. Die zwei unteren Warzen sind gerillt und die Mechanik enthält fünf Führungsflächen für den Stängel (sechs beim Sako 85). Die Verschlussbaugruppe ist außergewöhnlich einfach gehalten, sie enthält nur drei Teile (Schlagbolzen, Führungsfeder und Stift), kann einfach demontiert werden und enthält den extrem stabilen Auswerfer von Sako, der durch einen kleinen, federbetätigten Kolben ausgelöst wird.

Der federgelagerte Ausstoßer befindet sich in der Nähe der Abzugsgruppe; der Verschluss hat am Kopf und in der Nähe der unteren Warzen einen kleinen, gefrästen Schlitz, in den beim Zurückziehen des Verschlusses der Ausstoßer steigt: Es handelt sich hierbei um die einzige Verriegelung mit drei Warzen, die einen mechanischen Auswerfer hat.

Andsers als das Modell 75 verfügt das Modell 85 über eine kontrollierte Patronenzuführung in die Kammer. Dieses Controlled-Round-Feeding-System (CRF) ist typisch für Mauser-Abkömmlinge. Das CRF „fängt“ den Rand der Hülse, sobald diese aus dem Magazin geschoben wird, führt sie auf dem Weg in das Patronenlager und zurück bis zum Ausstoßer.

Sako 85 Hunter
Das breite Lade- und Auswurffenster ermöglicht ein schnelles und problemloses Laden des Sako-85-Magazins von oben.

Um diese Eigenschaft zu erhalten, müssen die vorspringenden Bereiche der unteren Verschlusswarzen am Stoßboden entfernt werden. Der Boden entspricht nicht dem des Modells 75, so dass beim Herausgleiten der Patrone aus dem Magazin und dem Zuführen in die Kammer der Bodenbereich hoch rutscht und auf dem Stoßboden aufwärts gleitet. Während des Ladevorgangs richtet sich die Patrone aus und der Hülsenrand rutscht unter die Auszieherkralle.

Tatsächlich ist die Zuführung im Modell 85 „halbgesteuert“, da die Hülsenrille erst im letzten Drittel des Vorfürhweges von der Auszieherkralle gegriffen wird. Dann ist die Hülse bereits ausgerichtet und damit nahezu im Patronenlager. Allerdings bringt dies Vorteile, einschließlich einer höheren Zuverlässigkeit und der Möglichkeit, die Waffe Schuss für Schuss zu laden.

Der Verschluss des Modells 85 wiegt 25,6 Gramm weniger als der des Modells 75: Die Warzen sind jetzt kleiner und eine sechste Gleitfläche ist oben an der oberen Warze vorhanden. Der Stängel ist ebenfalls kleiner.
Das System wurde ebenfalls zum Teil überarbeitet: Die hintere Brücke des robusten Rahmens ist jetzt breiter und die linke, geglättete Seite hat eine höhere Wand mit derselben Dicke wie beim Modell 75. Die unteren Kanten des Rahmens wurden abgerundet, wodurch weiteres Gewicht eingespart wurde.

Sako 85 Hunter
Sako 85 Hunter in die Hauptbauteile zerlegt. Einschließlich Abzugsbügel, Magazin und Schrauben sind es nur sieben.

Das Modell 85 behält die integrierte ZF-Schiene für die Optilok-Optikmontagen, die passend zur Größe der Mechanik ausgewählt wurde. Der Verschlusslösehebel ist jetzt länger und ragt weniger weit heraus.
Das System verfügt über einen kleinen Gewindezahn, der aus dem abgeflachten Bereich des Rückstoßrings hervorsteht. Der Ring greift in einen eigenen Block zur Aufnahme des Rückstoßes. Letzterer ist mit zwei Schrauben im Schaftbett arretiert. Die Hauptschraube der vorderen Montage greift in das Gewinde und ergibt eine relativ starre, monolithische Struktur; die Wucht des Rückstoßes wird besser verteilt, während die Demontage und Neupositionierung des Systems erleichtert wird.

Sako 85 Hunter
Das in das Gewehr eingeschobene Magazin. Der gebläute Stahl der Abdeckung erinnert an das Aussehen einer klassischen Bodenplatte; der Magazinverschluss ist eingerahmt und enthält eine Sicherheitsvorrichtung zum Schutz gegen ein unbeabsichtigtes Lösen.

Das Abzugsgewicht ist zwischen circa 950 und 2500 g einstellbar. Die Waffe verfügt über einen französischen Stecher, der das Abzugsgewicht auf circa 300 g bringt.
Das Stahlmagazin hat vertikale Wände und kürzere Magazinlippen; der Zubringer besteht aus Ergal und der glatt polierte Boden bietet die klassische „Bodenplatten“-Äthetik von festen Magazinen. Der Freigabehebel des Magazins ist im Handschutz zurückgesetzt und mit einem Sicherheitsfang ausgestattet, der die Freigabe des Magazins verhindert, wenn dieses nicht leicht nach oben gedrückt wird, während der Hebel nach hinten gedrückt wird.

Das Magazin kann direkt an der Auswerferöffnung der Waffe geladen werden. Der Walnussschaft der Hunter-Version wurde ebenfalls geändert: Der Griff ist jetzt schmaler, das Profil des Schaftes ist gerade, mit einer eher klassischen Backe und Aufmachung. Was den Rest betrifft, so enthält auch das 85 den ausgezeichneten, kaltgeschmiedeten freischwingenden Lauf des 75er-Modells. Ausprobiert haben wir die Sako 85 Hunter. Die Waffe im Kaliber .30-06 Springfield hat keine offene Visierung, sondern trägt eine 3-12×50-Zielfernrohr Burris Euro Diamond.

Sako 85 Hunter
Der Schaft der Sako 85 Hunter aus Walnussholz ist sehr elegant geformt, erscheint mit seiner strengen Linienführung zugleich aber "hart". Das Polster aus schwarzem Gummi nimmt zwar etwas vom Rückstoß, kann aber keine Wunder bewirken.

Die Karabiner-Serie ist modern, leicht und ästhetisch ansprechend mit einem halbmatt ausgeführten Walnussschaft. Die Ergonomie wurde für stehendes oder angestrichenes Schießen und den Transport der Waffe auf einen Rucksack für die Jagd in den Bergen verbessert. Die Waffe ist jedoch immer noch für den Präzisionssport geeignet. Sie ist leicht, wendig und schnell. Der reduzierte Öffnungswinkel und das Gleiten des Verschlusses in Kombination mit der Ergonomie des tropfenförmigen Kammerstängels bieten echte Geschwindigkeit beim Repetieren. Die Zuführung erfolgt extrem flüssig.

Bolt Action Sako 85 Hunter 
Ansicht von rechts: Sako 85 Hunter in .30-06 Springfield.
Sako 85 Hunter
Dieselbe Waffe von links.

Der Abzug ist bereits ab Werk weich und löst berechenbar aus. Er hat keinen zu kurzen Vorzug. Eingestochen gibt er den Schuss nahezu glasklar ohne Nachlauf des Abzugszüngels frei. Die Sicherung hat zwei Stellungen und einem weiteren seitlichen Knopf am System, der das Öffnen des Verschlusses und das Entladen der Waffe bei gesicherter Waffe erlaubt.

Sako 85 Hunter
Sako 85 Hunter Kaliber .30-06 Springfield während der Erprobung auf dem Schießstand.

Die Schussleistung der Sako 85 ist ausgezeichnet, allerdings ist der empfundene Rückstoß durch den leichten Karabiner und das kernige Kaliber .30-06 hoch. Die 85 Hunter ist nicht für lange Einsätze am Schießstand mit mehreren Schussfolgen am Stück gedacht. Die Größe und Art des Laufs lassen nur für die ersten drei Schüsse eine Genauigkeit von unter einer Bogenminute zu, weil der Lauf insbesondere bei Jagdladungen (mit 180-Grain-Geschossen) schnell heiß wird.

Zusammenfassung
Die Sako 85 hängt die Messlatte der Vorgängerreihe 75 im endlosen Rennen nach Perfektion noch höher und hat all diejenigen hinter sich stehen, die bereits die Kunst der Perfektion erreicht haben und diese übertreffen möchten.

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